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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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Tagebuch von einer nach Nizza
daß die Fahrt nicht ohne Gefahr sey, daß man sehr
schlechte Nachtlager bekomme, und daß man zur
Herbstzeit, wenn dicke Nebel, oder widriger Wind
sich einfinden, lang unterweges bleibe. Also ließ ich
diesen Vorsatz fahren. Es war mir um so viel lieber,
da in dem Gasthofe, wo ich abgetreten war, eben drey
Fuhrleute waren, die alle ledig nach Marseille zu-
rückfahren wollten. Jch wählte ein schönes und be-
quemes Cabriolet auf vier Rädern, und bedung die
ganze Fuhre bis Marseille für 54 Livres, da sonst
der Preis eines solchen Fuhrwerks, wenn man nicht
solche Gelegenheiten findet, 10 bis 12 Louisd'or ist.
Jn Lyon fehlt es selten an solchen Gelegenheiten, da
die Hauptstraßen in Frankreich beständig mit Rei-
senden angefüllt sind. Jch hatte das Glück, einen
sehr verständigen, ungemein gefälligen, und auf jeden
Wink von mir aufmerksamen Postillon zu bekommen.

Abreise vonLyon.
Den 20 October Nachmittags. Reise von Lyon
nach Vienne.

Von Lyon aus bis nach Avignon geht die Land-
straße längst dem linken Ufer der Rhone. Man hat
zwar den Fluß selten im Gesicht, aber die Berge und
Hügel, die sein linkes Ufer zieren, und ungemein
schöne Aussichten bilden, verliert man auf der ganzen
Straße fast nie aus dem Gesicht. Es ist bekannt,
daß die Provinz Dauphine, durch die diese Straße
geht, eben nicht die fruchtbarste ist. Sie besteht
meist aus Bergen, die zwar an der Seite gegen die
Rhone zu nicht sehr hoch, aber rauh und von geringer
Fruchtbarkeit sind. Die Rücken dieser Berge sind
meistens breit und eben, so daß sie könnten bebaut

wer-

Tagebuch von einer nach Nizza
daß die Fahrt nicht ohne Gefahr ſey, daß man ſehr
ſchlechte Nachtlager bekomme, und daß man zur
Herbſtzeit, wenn dicke Nebel, oder widriger Wind
ſich einfinden, lang unterweges bleibe. Alſo ließ ich
dieſen Vorſatz fahren. Es war mir um ſo viel lieber,
da in dem Gaſthofe, wo ich abgetreten war, eben drey
Fuhrleute waren, die alle ledig nach Marſeille zu-
ruͤckfahren wollten. Jch waͤhlte ein ſchoͤnes und be-
quemes Cabriolet auf vier Raͤdern, und bedung die
ganze Fuhre bis Marſeille fuͤr 54 Livres, da ſonſt
der Preis eines ſolchen Fuhrwerks, wenn man nicht
ſolche Gelegenheiten findet, 10 bis 12 Louisd'or iſt.
Jn Lyon fehlt es ſelten an ſolchen Gelegenheiten, da
die Hauptſtraßen in Frankreich beſtaͤndig mit Rei-
ſenden angefuͤllt ſind. Jch hatte das Gluͤck, einen
ſehr verſtaͤndigen, ungemein gefaͤlligen, und auf jeden
Wink von mir aufmerkſamen Poſtillon zu bekommen.

Abreiſe vonLyon.
Den 20 October Nachmittags. Reiſe von Lyon
nach Vienne.

Von Lyon aus bis nach Avignon geht die Land-
ſtraße laͤngſt dem linken Ufer der Rhone. Man hat
zwar den Fluß ſelten im Geſicht, aber die Berge und
Huͤgel, die ſein linkes Ufer zieren, und ungemein
ſchoͤne Ausſichten bilden, verliert man auf der ganzen
Straße faſt nie aus dem Geſicht. Es iſt bekannt,
daß die Provinz Dauphiné, durch die dieſe Straße
geht, eben nicht die fruchtbarſte iſt. Sie beſteht
meiſt aus Bergen, die zwar an der Seite gegen die
Rhone zu nicht ſehr hoch, aber rauh und von geringer
Fruchtbarkeit ſind. Die Ruͤcken dieſer Berge ſind
meiſtens breit und eben, ſo daß ſie koͤnnten bebaut

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[82/0102] Tagebuch von einer nach Nizza daß die Fahrt nicht ohne Gefahr ſey, daß man ſehr ſchlechte Nachtlager bekomme, und daß man zur Herbſtzeit, wenn dicke Nebel, oder widriger Wind ſich einfinden, lang unterweges bleibe. Alſo ließ ich dieſen Vorſatz fahren. Es war mir um ſo viel lieber, da in dem Gaſthofe, wo ich abgetreten war, eben drey Fuhrleute waren, die alle ledig nach Marſeille zu- ruͤckfahren wollten. Jch waͤhlte ein ſchoͤnes und be- quemes Cabriolet auf vier Raͤdern, und bedung die ganze Fuhre bis Marſeille fuͤr 54 Livres, da ſonſt der Preis eines ſolchen Fuhrwerks, wenn man nicht ſolche Gelegenheiten findet, 10 bis 12 Louisd'or iſt. Jn Lyon fehlt es ſelten an ſolchen Gelegenheiten, da die Hauptſtraßen in Frankreich beſtaͤndig mit Rei- ſenden angefuͤllt ſind. Jch hatte das Gluͤck, einen ſehr verſtaͤndigen, ungemein gefaͤlligen, und auf jeden Wink von mir aufmerkſamen Poſtillon zu bekommen. Den 20 October Nachmittags. Reiſe von Lyon nach Vienne. Von Lyon aus bis nach Avignon geht die Land- ſtraße laͤngſt dem linken Ufer der Rhone. Man hat zwar den Fluß ſelten im Geſicht, aber die Berge und Huͤgel, die ſein linkes Ufer zieren, und ungemein ſchoͤne Ausſichten bilden, verliert man auf der ganzen Straße faſt nie aus dem Geſicht. Es iſt bekannt, daß die Provinz Dauphiné, durch die dieſe Straße geht, eben nicht die fruchtbarſte iſt. Sie beſteht meiſt aus Bergen, die zwar an der Seite gegen die Rhone zu nicht ſehr hoch, aber rauh und von geringer Fruchtbarkeit ſind. Die Ruͤcken dieſer Berge ſind meiſtens breit und eben, ſo daß ſie koͤnnten bebaut wer-

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/102>, abgerufen am 24.11.2024.