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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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gethanen Reise.
und an beyden Seiten mit hohen Bäumen besetzt.
Der ungepflasterte Platz dienet zum täglichen Markt-
platz der Leute, die Obst, Gartengewächse und ande-
re zum täglichen Gebrauch nöthige Dinge verkaufen;
deswegen er immer sehr mit Menschen angefüllt ist.
Wenn man diese Straße herunter geht, würde man
den am Ende derselben liegenden Hafen gerade im Ge-
sichte haben, wenn nicht das große Arsenal an dem
Hafen vorgebaut wäre. Von diesem Arsenal zieht
sich die Stadt rechts und links, das ist, auf der süd-
lichen und nördlichen Seite, an dem Hafen herum.
Die nördliche Seite des Hafens aber ist die Hauptsei-
te. Der Kay oder Platz zwischen den Häusern und
dem Hafen ist ziemlich breit; vor dem Rathhause aber,
das gerade in der Mitte dieses Kay liegt, ist ein sehr
räumlicher Platz mit großen steinernen Platten ge-
pflastert.

Man kann sich die unbeschreibliche Menge der
Menschen, die an diesem Kay und auf dem großen
Platz desselben sich durcheinander drängen, kaum vorstel-
len, wenn man es nicht gesehen hat. Weil die mei-
sten Schiffe an dieser Seite des Hafens anlegen, so
siehet man beständig eine erstaunliche Menge Waaren
aus- und einladen, und folglich hin und her schleppen.
Das sämmtliche Schiffsvolk von einigen hundert
Schiffen hält sich auch meist in dieser Gegend auf, wo
man Menschen von vielen europäischen und asiatischen
Nationen durcheinander sieht. Dazu kommen nun
die Kaufleute, die ihre täglichen Zusammenkünfte
oder Börse hier haben, und denn, wenigstens um die-
se Jahrszeit, der müßige Theil der Einwohner geist-
lichen und weltlichen Standes, der in der Mittags-

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gethanen Reiſe.
und an beyden Seiten mit hohen Baͤumen beſetzt.
Der ungepflaſterte Platz dienet zum taͤglichen Markt-
platz der Leute, die Obſt, Gartengewaͤchſe und ande-
re zum taͤglichen Gebrauch noͤthige Dinge verkaufen;
deswegen er immer ſehr mit Menſchen angefuͤllt iſt.
Wenn man dieſe Straße herunter geht, wuͤrde man
den am Ende derſelben liegenden Hafen gerade im Ge-
ſichte haben, wenn nicht das große Arſenal an dem
Hafen vorgebaut waͤre. Von dieſem Arſenal zieht
ſich die Stadt rechts und links, das iſt, auf der ſuͤd-
lichen und noͤrdlichen Seite, an dem Hafen herum.
Die noͤrdliche Seite des Hafens aber iſt die Hauptſei-
te. Der Kay oder Platz zwiſchen den Haͤuſern und
dem Hafen iſt ziemlich breit; vor dem Rathhauſe aber,
das gerade in der Mitte dieſes Kay liegt, iſt ein ſehr
raͤumlicher Platz mit großen ſteinernen Platten ge-
pflaſtert.

Man kann ſich die unbeſchreibliche Menge der
Menſchen, die an dieſem Kay und auf dem großen
Platz deſſelben ſich durcheinander draͤngen, kaum vorſtel-
len, wenn man es nicht geſehen hat. Weil die mei-
ſten Schiffe an dieſer Seite des Hafens anlegen, ſo
ſiehet man beſtaͤndig eine erſtaunliche Menge Waaren
aus- und einladen, und folglich hin und her ſchleppen.
Das ſaͤmmtliche Schiffsvolk von einigen hundert
Schiffen haͤlt ſich auch meiſt in dieſer Gegend auf, wo
man Menſchen von vielen europaͤiſchen und aſiatiſchen
Nationen durcheinander ſieht. Dazu kommen nun
die Kaufleute, die ihre taͤglichen Zuſammenkuͤnfte
oder Boͤrſe hier haben, und denn, wenigſtens um die-
ſe Jahrszeit, der muͤßige Theil der Einwohner geiſt-
lichen und weltlichen Standes, der in der Mittags-

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[119/0139] gethanen Reiſe. und an beyden Seiten mit hohen Baͤumen beſetzt. Der ungepflaſterte Platz dienet zum taͤglichen Markt- platz der Leute, die Obſt, Gartengewaͤchſe und ande- re zum taͤglichen Gebrauch noͤthige Dinge verkaufen; deswegen er immer ſehr mit Menſchen angefuͤllt iſt. Wenn man dieſe Straße herunter geht, wuͤrde man den am Ende derſelben liegenden Hafen gerade im Ge- ſichte haben, wenn nicht das große Arſenal an dem Hafen vorgebaut waͤre. Von dieſem Arſenal zieht ſich die Stadt rechts und links, das iſt, auf der ſuͤd- lichen und noͤrdlichen Seite, an dem Hafen herum. Die noͤrdliche Seite des Hafens aber iſt die Hauptſei- te. Der Kay oder Platz zwiſchen den Haͤuſern und dem Hafen iſt ziemlich breit; vor dem Rathhauſe aber, das gerade in der Mitte dieſes Kay liegt, iſt ein ſehr raͤumlicher Platz mit großen ſteinernen Platten ge- pflaſtert. Man kann ſich die unbeſchreibliche Menge der Menſchen, die an dieſem Kay und auf dem großen Platz deſſelben ſich durcheinander draͤngen, kaum vorſtel- len, wenn man es nicht geſehen hat. Weil die mei- ſten Schiffe an dieſer Seite des Hafens anlegen, ſo ſiehet man beſtaͤndig eine erſtaunliche Menge Waaren aus- und einladen, und folglich hin und her ſchleppen. Das ſaͤmmtliche Schiffsvolk von einigen hundert Schiffen haͤlt ſich auch meiſt in dieſer Gegend auf, wo man Menſchen von vielen europaͤiſchen und aſiatiſchen Nationen durcheinander ſieht. Dazu kommen nun die Kaufleute, die ihre taͤglichen Zuſammenkuͤnfte oder Boͤrſe hier haben, und denn, wenigſtens um die- ſe Jahrszeit, der muͤßige Theil der Einwohner geiſt- lichen und weltlichen Standes, der in der Mittags- ſtun- H 4

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/139>, abgerufen am 24.11.2024.