Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.Tagebuch von einer nach Nizza dadurch wieder, daß er die Baustellen und schon auf-geführten Gebäude verkauft, und von andern künftig die Miethe ziehen wird. Es läßt sich um so viel we- niger zweifeln, daß der Marquis guten Vortheil aus diesem großen Unternehmen ziehen werde, weil Mar- seille unstreitig für die Menge seiner Einwohner und den großen Handel, der da getrieben wird, zu klein ist. Dieses Projekt hat etwas ähnliches mit dem, das in Lyon ausgeführt wird. Dergleichen Unter- nehmen zeugen von dem großen Reichthume an diesen Orten, und gehören in der That unter die rühmlich- sten Bemühungen, die Privatpersonen in einem Lande unternehmen können. Es sind wahre Verbesserungen des Landes; doch sind vielleicht die noch wichtiger, die seit einigen Jahren in England ausgeführt wer- den, ich meine die vielen schiffbaren Canäle, wodurch der innere Verkehr von einer Stadt und von einer Grafschaft zur andern so sehr erleichtert wird. Jch hatte hier das Vergnügen, in dem Gastho- der
Tagebuch von einer nach Nizza dadurch wieder, daß er die Bauſtellen und ſchon auf-gefuͤhrten Gebaͤude verkauft, und von andern kuͤnftig die Miethe ziehen wird. Es laͤßt ſich um ſo viel we- niger zweifeln, daß der Marquis guten Vortheil aus dieſem großen Unternehmen ziehen werde, weil Mar- ſeille unſtreitig fuͤr die Menge ſeiner Einwohner und den großen Handel, der da getrieben wird, zu klein iſt. Dieſes Projekt hat etwas aͤhnliches mit dem, das in Lyon ausgefuͤhrt wird. Dergleichen Unter- nehmen zeugen von dem großen Reichthume an dieſen Orten, und gehoͤren in der That unter die ruͤhmlich- ſten Bemuͤhungen, die Privatperſonen in einem Lande unternehmen koͤnnen. Es ſind wahre Verbeſſerungen des Landes; doch ſind vielleicht die noch wichtiger, die ſeit einigen Jahren in England ausgefuͤhrt wer- den, ich meine die vielen ſchiffbaren Canaͤle, wodurch der innere Verkehr von einer Stadt und von einer Grafſchaft zur andern ſo ſehr erleichtert wird. Jch hatte hier das Vergnuͤgen, in dem Gaſtho- der
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Tagebuch von einer nach Nizza
dadurch wieder, daß er die Bauſtellen und ſchon auf-
gefuͤhrten Gebaͤude verkauft, und von andern kuͤnftig
die Miethe ziehen wird. Es laͤßt ſich um ſo viel we-
niger zweifeln, daß der Marquis guten Vortheil aus
dieſem großen Unternehmen ziehen werde, weil Mar-
ſeille unſtreitig fuͤr die Menge ſeiner Einwohner und
den großen Handel, der da getrieben wird, zu klein
iſt. Dieſes Projekt hat etwas aͤhnliches mit dem,
das in Lyon ausgefuͤhrt wird. Dergleichen Unter-
nehmen zeugen von dem großen Reichthume an dieſen
Orten, und gehoͤren in der That unter die ruͤhmlich-
ſten Bemuͤhungen, die Privatperſonen in einem Lande
unternehmen koͤnnen. Es ſind wahre Verbeſſerungen
des Landes; doch ſind vielleicht die noch wichtiger,
die ſeit einigen Jahren in England ausgefuͤhrt wer-
den, ich meine die vielen ſchiffbaren Canaͤle, wodurch
der innere Verkehr von einer Stadt und von einer
Grafſchaft zur andern ſo ſehr erleichtert wird.
Jch hatte hier das Vergnuͤgen, in dem Gaſtho-
fe, wo ich abgetreten war, den Herrn Ellis, ehema-
ligen Gouverneur von Neuyork, wieder anzutreffen,
den ich gerade vor 11 Jahren in Spaa kennen ge-
lernt habe. Er iſt eben der beruͤhmte Seefahrer,
von dem man eine ſchoͤne Reiſebeſchreibung nach der
Hudſonsbay hat. Er ſagte mir, daß er nun alle
Seereiſen aufgegeben habe, aber jetzt deſto mehr zu
Lande in Europa herum reiſe. Dieſe koſtbare, aber
auch ſehr angenehme Art des Zeitvertreibes machen
ſich viele Englaͤnder, und man trifft beſonders in dem
mittaͤglichen Frankreich und in Jtalien in allen großen
Staͤdten einige von dieſen Herren an; daher wird be-
ſonders in der Provence bald jeder reiſende Auslaͤnder,
der
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