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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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gethanen Reise.
aber hier nicht sehr groß wird. Unter den kleinen Ge-
sträuchen ist besonders der Erdbeerbaum (Arbutus
unedo
) sehr angenehm. Jm späten Herbst findet
man insgemein Blühten, halb und ganz reife Früch-
te zugleich darauf, und alle schön. Die reife Frucht
sieht wie eine große Erdbeere aus, hat auch beynahe
den Geschmack, doch weniger fein und etwas säuer-
lich. Sie hängt an langen Stielen wie die Kirschen.
Die ausgewachsenen noch nicht reifen Früchte sind von
schöner gelber Farbe. Der Wachholderstrauch ist hier
auch schön, und trägt sehr große Beeren von braunro-
ther Farbe.

Jch habe vorhin der großen Salzwerke gedacht,
die eine Stunde weit von Hieres am südöstlichen En-
de dieser Ebene liegen, und will hier eine Beschreibung
davon geben. Sie bestehen überhaupt aus vielen na-
he an der See liegenden, in die Erde ausgegrabenen
Bassins oder Wasserbehältnissen, die mit Meerwas-
ser können angefüllt werden, welches darin ausdün-
stet, und das Salz zurückläßt. Der ganze Platz zu
diesen Anstalten ist ein großes Viereck, das etwa eine
Stunde Weges im Umfange hat, mit einem tiefen
Graben mit Seewasser angefüllt, und mit einem Wall
verwahrt ist, daß niemand heimlich herüberkommen
könne. Der Eingang auf diesen Platz geht durch ein
Thor, neben dem noch verschiedene Gebäude für die
Arbeiter stehen.

Dieser Wall umschließt alle Wasserbehältnisse,
deren jedes mit einem besondern Damm umgeben ist,
folglich sein Wasser ohne Ausfluß behält. Neben die-
sen Dämmen sind überall wieder besondere Canäle,
vermittelst deren man mit kleinen Kähnen an jedes

Was-

gethanen Reiſe.
aber hier nicht ſehr groß wird. Unter den kleinen Ge-
ſtraͤuchen iſt beſonders der Erdbeerbaum (Arbutus
unedo
) ſehr angenehm. Jm ſpaͤten Herbſt findet
man insgemein Bluͤhten, halb und ganz reife Fruͤch-
te zugleich darauf, und alle ſchoͤn. Die reife Frucht
ſieht wie eine große Erdbeere aus, hat auch beynahe
den Geſchmack, doch weniger fein und etwas ſaͤuer-
lich. Sie haͤngt an langen Stielen wie die Kirſchen.
Die ausgewachſenen noch nicht reifen Fruͤchte ſind von
ſchoͤner gelber Farbe. Der Wachholderſtrauch iſt hier
auch ſchoͤn, und traͤgt ſehr große Beeren von braunro-
ther Farbe.

Jch habe vorhin der großen Salzwerke gedacht,
die eine Stunde weit von Hieres am ſuͤdoͤſtlichen En-
de dieſer Ebene liegen, und will hier eine Beſchreibung
davon geben. Sie beſtehen uͤberhaupt aus vielen na-
he an der See liegenden, in die Erde ausgegrabenen
Baſſins oder Waſſerbehaͤltniſſen, die mit Meerwaſ-
ſer koͤnnen angefuͤllt werden, welches darin ausduͤn-
ſtet, und das Salz zuruͤcklaͤßt. Der ganze Platz zu
dieſen Anſtalten iſt ein großes Viereck, das etwa eine
Stunde Weges im Umfange hat, mit einem tiefen
Graben mit Seewaſſer angefuͤllt, und mit einem Wall
verwahrt iſt, daß niemand heimlich heruͤberkommen
koͤnne. Der Eingang auf dieſen Platz geht durch ein
Thor, neben dem noch verſchiedene Gebaͤude fuͤr die
Arbeiter ſtehen.

Dieſer Wall umſchließt alle Waſſerbehaͤltniſſe,
deren jedes mit einem beſondern Damm umgeben iſt,
folglich ſein Waſſer ohne Ausfluß behaͤlt. Neben die-
ſen Daͤmmen ſind uͤberall wieder beſondere Canaͤle,
vermittelſt deren man mit kleinen Kaͤhnen an jedes

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[143/0163] gethanen Reiſe. aber hier nicht ſehr groß wird. Unter den kleinen Ge- ſtraͤuchen iſt beſonders der Erdbeerbaum (Arbutus unedo) ſehr angenehm. Jm ſpaͤten Herbſt findet man insgemein Bluͤhten, halb und ganz reife Fruͤch- te zugleich darauf, und alle ſchoͤn. Die reife Frucht ſieht wie eine große Erdbeere aus, hat auch beynahe den Geſchmack, doch weniger fein und etwas ſaͤuer- lich. Sie haͤngt an langen Stielen wie die Kirſchen. Die ausgewachſenen noch nicht reifen Fruͤchte ſind von ſchoͤner gelber Farbe. Der Wachholderſtrauch iſt hier auch ſchoͤn, und traͤgt ſehr große Beeren von braunro- ther Farbe. Jch habe vorhin der großen Salzwerke gedacht, die eine Stunde weit von Hieres am ſuͤdoͤſtlichen En- de dieſer Ebene liegen, und will hier eine Beſchreibung davon geben. Sie beſtehen uͤberhaupt aus vielen na- he an der See liegenden, in die Erde ausgegrabenen Baſſins oder Waſſerbehaͤltniſſen, die mit Meerwaſ- ſer koͤnnen angefuͤllt werden, welches darin ausduͤn- ſtet, und das Salz zuruͤcklaͤßt. Der ganze Platz zu dieſen Anſtalten iſt ein großes Viereck, das etwa eine Stunde Weges im Umfange hat, mit einem tiefen Graben mit Seewaſſer angefuͤllt, und mit einem Wall verwahrt iſt, daß niemand heimlich heruͤberkommen koͤnne. Der Eingang auf dieſen Platz geht durch ein Thor, neben dem noch verſchiedene Gebaͤude fuͤr die Arbeiter ſtehen. Dieſer Wall umſchließt alle Waſſerbehaͤltniſſe, deren jedes mit einem beſondern Damm umgeben iſt, folglich ſein Waſſer ohne Ausfluß behaͤlt. Neben die- ſen Daͤmmen ſind uͤberall wieder beſondere Canaͤle, vermittelſt deren man mit kleinen Kaͤhnen an jedes Waſ-

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/163>, abgerufen am 21.11.2024.