Es werden jährlich 90 bis 100000 Minots Salz hier gemacht. Der Minot hält gerade einen Centner. Der König oder vielmehr die Generalpach- ter bezahlen dem Eigenthümer dieser Werke für jeden Minot 5 Sols. Dafür muß er das Salz an die Schiffe liefern, und die kostbare Unterhaltung der Werke auf seine Rechnung nehmen. Die Unkosten, oder jährlichen Auslagen belaufen sich auf 14000 Li- vres; folglich bleiben dem Eigenthümer wenige tau- send Livres jährliche reine Einkünfte von diesem schö- nen Werk übrig. Die Fermiers verkaufen für einen Louisd'or, was ihnen 5 Sols kostet. Vermuthlich fragt jeder, der dieses liest, ob die Vorfahren des je- tzigen Besitzers, die dieses Werk angelegt haben, sich die Mühe würden gegeben haben, es einzurichten, wenn sie vorher gesehen hätten, daß ihren Nachkom- men nur etwa der hundertste Theil des Ertrags würde gelassen werden.
Bey dem Magazin wohnet ein Officier, der we- nige Mannschaft zur Bedeckung dieser Werke unter sich hat.
Von den Bergen, welche die Ebene bey Hieres umgeben, bleiben mir noch einige Anmerkungen zu machen übrig. Die, welche an der Nordseite liegen, bestehen aus einem grauen, etwas ins Röthliche fallen- den Glimmerschiefer, der sich etwas fettig anfühlt, und an der Luft ziemlich verwittert. Die Erde, wo- mit diese Berge nur dünne bedeckt sind, scheinet blos aus diesem verwitterten Schiefer herzurühren. Seine Schichten sind meistens sehr dünne, so daß sie nur die Dicke eines Papiers haben. Jch habe auch hier ge- funden, was ich schon in mehrern Schieferbergen
wahr-
K
gethanen Reiſe.
Es werden jaͤhrlich 90 bis 100000 Minots Salz hier gemacht. Der Minot haͤlt gerade einen Centner. Der Koͤnig oder vielmehr die Generalpach- ter bezahlen dem Eigenthuͤmer dieſer Werke fuͤr jeden Minot 5 Sols. Dafuͤr muß er das Salz an die Schiffe liefern, und die koſtbare Unterhaltung der Werke auf ſeine Rechnung nehmen. Die Unkoſten, oder jaͤhrlichen Auslagen belaufen ſich auf 14000 Li- vres; folglich bleiben dem Eigenthuͤmer wenige tau- ſend Livres jaͤhrliche reine Einkuͤnfte von dieſem ſchoͤ- nen Werk uͤbrig. Die Fermiers verkaufen fuͤr einen Louisd'or, was ihnen 5 Sols koſtet. Vermuthlich fragt jeder, der dieſes lieſt, ob die Vorfahren des je- tzigen Beſitzers, die dieſes Werk angelegt haben, ſich die Muͤhe wuͤrden gegeben haben, es einzurichten, wenn ſie vorher geſehen haͤtten, daß ihren Nachkom- men nur etwa der hundertſte Theil des Ertrags wuͤrde gelaſſen werden.
Bey dem Magazin wohnet ein Officier, der we- nige Mannſchaft zur Bedeckung dieſer Werke unter ſich hat.
Von den Bergen, welche die Ebene bey Hieres umgeben, bleiben mir noch einige Anmerkungen zu machen uͤbrig. Die, welche an der Nordſeite liegen, beſtehen aus einem grauen, etwas ins Roͤthliche fallen- den Glimmerſchiefer, der ſich etwas fettig anfuͤhlt, und an der Luft ziemlich verwittert. Die Erde, wo- mit dieſe Berge nur duͤnne bedeckt ſind, ſcheinet blos aus dieſem verwitterten Schiefer herzuruͤhren. Seine Schichten ſind meiſtens ſehr duͤnne, ſo daß ſie nur die Dicke eines Papiers haben. Jch habe auch hier ge- funden, was ich ſchon in mehrern Schieferbergen
wahr-
K
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="diaryEntry"n="2"><pbfacs="#f0165"n="145"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">gethanen Reiſe.</hi></fw><lb/><p>Es werden jaͤhrlich 90 bis 100000 Minots<lb/>
Salz hier gemacht. Der Minot haͤlt gerade einen<lb/>
Centner. Der Koͤnig oder vielmehr die Generalpach-<lb/>
ter bezahlen dem Eigenthuͤmer dieſer Werke fuͤr jeden<lb/>
Minot 5 Sols. Dafuͤr muß er das Salz an die<lb/>
Schiffe liefern, und die koſtbare Unterhaltung der<lb/>
Werke auf ſeine Rechnung nehmen. Die Unkoſten,<lb/>
oder jaͤhrlichen Auslagen belaufen ſich auf 14000 Li-<lb/>
vres; folglich bleiben dem Eigenthuͤmer wenige tau-<lb/>ſend Livres jaͤhrliche reine Einkuͤnfte von dieſem ſchoͤ-<lb/>
nen Werk uͤbrig. Die Fermiers verkaufen fuͤr einen<lb/>
Louisd'or, was ihnen 5 Sols koſtet. Vermuthlich<lb/>
fragt jeder, der dieſes lieſt, ob die Vorfahren des je-<lb/>
tzigen Beſitzers, die dieſes Werk angelegt haben, ſich<lb/>
die Muͤhe wuͤrden gegeben haben, es einzurichten,<lb/>
wenn ſie vorher geſehen haͤtten, daß ihren Nachkom-<lb/>
men nur etwa der hundertſte Theil des Ertrags wuͤrde<lb/>
gelaſſen werden.</p><lb/><p>Bey dem Magazin wohnet ein Officier, der we-<lb/>
nige Mannſchaft zur Bedeckung dieſer Werke unter<lb/>ſich hat.</p><lb/><p>Von den Bergen, welche die Ebene bey <hirendition="#fr">Hieres</hi><lb/>
umgeben, bleiben mir noch einige Anmerkungen zu<lb/>
machen uͤbrig. Die, welche an der Nordſeite liegen,<lb/>
beſtehen aus einem grauen, etwas ins Roͤthliche fallen-<lb/>
den Glimmerſchiefer, der ſich etwas fettig anfuͤhlt,<lb/>
und an der Luft ziemlich verwittert. Die Erde, wo-<lb/>
mit dieſe Berge nur duͤnne bedeckt ſind, ſcheinet blos<lb/>
aus dieſem verwitterten Schiefer herzuruͤhren. Seine<lb/>
Schichten ſind meiſtens ſehr duͤnne, ſo daß ſie nur die<lb/>
Dicke eines Papiers haben. Jch habe auch hier ge-<lb/>
funden, was ich ſchon in mehrern Schieferbergen<lb/><fwplace="bottom"type="sig">K</fw><fwplace="bottom"type="catch">wahr-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[145/0165]
gethanen Reiſe.
Es werden jaͤhrlich 90 bis 100000 Minots
Salz hier gemacht. Der Minot haͤlt gerade einen
Centner. Der Koͤnig oder vielmehr die Generalpach-
ter bezahlen dem Eigenthuͤmer dieſer Werke fuͤr jeden
Minot 5 Sols. Dafuͤr muß er das Salz an die
Schiffe liefern, und die koſtbare Unterhaltung der
Werke auf ſeine Rechnung nehmen. Die Unkoſten,
oder jaͤhrlichen Auslagen belaufen ſich auf 14000 Li-
vres; folglich bleiben dem Eigenthuͤmer wenige tau-
ſend Livres jaͤhrliche reine Einkuͤnfte von dieſem ſchoͤ-
nen Werk uͤbrig. Die Fermiers verkaufen fuͤr einen
Louisd'or, was ihnen 5 Sols koſtet. Vermuthlich
fragt jeder, der dieſes lieſt, ob die Vorfahren des je-
tzigen Beſitzers, die dieſes Werk angelegt haben, ſich
die Muͤhe wuͤrden gegeben haben, es einzurichten,
wenn ſie vorher geſehen haͤtten, daß ihren Nachkom-
men nur etwa der hundertſte Theil des Ertrags wuͤrde
gelaſſen werden.
Bey dem Magazin wohnet ein Officier, der we-
nige Mannſchaft zur Bedeckung dieſer Werke unter
ſich hat.
Von den Bergen, welche die Ebene bey Hieres
umgeben, bleiben mir noch einige Anmerkungen zu
machen uͤbrig. Die, welche an der Nordſeite liegen,
beſtehen aus einem grauen, etwas ins Roͤthliche fallen-
den Glimmerſchiefer, der ſich etwas fettig anfuͤhlt,
und an der Luft ziemlich verwittert. Die Erde, wo-
mit dieſe Berge nur duͤnne bedeckt ſind, ſcheinet blos
aus dieſem verwitterten Schiefer herzuruͤhren. Seine
Schichten ſind meiſtens ſehr duͤnne, ſo daß ſie nur die
Dicke eines Papiers haben. Jch habe auch hier ge-
funden, was ich ſchon in mehrern Schieferbergen
wahr-
K
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/165>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.