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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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gethanen Reise.
den damit begossen. Der Unrath, welcher in Berlin
täglich in die Spree geworfen wird, würde in Nizza
jährlich gewiß mit 30000 Reichsthalern bezahlt
werden.

Die Gärten sind hier von einem sehr starken Er-
trag. Der Eigenthümer des Gartens, darin ich
wohnte, der ihn um die Hälfte des Ertrages vermie-
thet hatte, sagte mir, daß sein jährlicher Antheil dar-
an, ein Jahr ins andre gerechnet, sich auf 1000 Lire
belaufe. Dieser Garten ist 180 gemeine Schritte
lang, und 156 Schritte breit, und besteht fast ganz
aus Küchenland; denn es sind wenig Citronen- und
Pommeranzenbäume darin. Ein Gärtner, mit dem
ich da Bekanntschaft gemacht hatte, gab von seinem
gepachteten Garten, der 150 Schritte lang und 125
Schritte breit ist, jährlich 700 Lire Pacht.

Die andern etwas weiter von der Stadt abliegen-
den Güter werden weder so sorgfältig bearbeitet, noch
so gut genutzt, als die Gärten. Die meisten sind
als Pachtgüter zu klein, und vielleicht kaum groß ge-
nug, die darauf wohnende und arbeitende Familie
reichlich zu ernähren. Jch konnte es in der That
nicht begreifen, wie so kleine Güter den Pachter und
seine Familie ernähren, und auch noch dem Eigen-
thümer ohngefähr eben so viel einbringen könnten.
Freylich lebt dieses Pachtervolk sehr elend. Der An-
bau des Landes selbst leidet darunter. Denn da die
Pachter unmöglich vom Landbau allein leben können,
so suchen sie durch mühsame Nebenwege etwas Geld
aus der Stadt zu ziehen, und versäumen dadurch die
Arbeit am Lande. Einige raffeln kleines Gesträuche,
Baumreiser, abgeschnittene Weinranken oder Kien-

äpfel

gethanen Reiſe.
den damit begoſſen. Der Unrath, welcher in Berlin
taͤglich in die Spree geworfen wird, wuͤrde in Nizza
jaͤhrlich gewiß mit 30000 Reichsthalern bezahlt
werden.

Die Gaͤrten ſind hier von einem ſehr ſtarken Er-
trag. Der Eigenthuͤmer des Gartens, darin ich
wohnte, der ihn um die Haͤlfte des Ertrages vermie-
thet hatte, ſagte mir, daß ſein jaͤhrlicher Antheil dar-
an, ein Jahr ins andre gerechnet, ſich auf 1000 Lire
belaufe. Dieſer Garten iſt 180 gemeine Schritte
lang, und 156 Schritte breit, und beſteht faſt ganz
aus Kuͤchenland; denn es ſind wenig Citronen- und
Pommeranzenbaͤume darin. Ein Gaͤrtner, mit dem
ich da Bekanntſchaft gemacht hatte, gab von ſeinem
gepachteten Garten, der 150 Schritte lang und 125
Schritte breit iſt, jaͤhrlich 700 Lire Pacht.

Die andern etwas weiter von der Stadt abliegen-
den Guͤter werden weder ſo ſorgfaͤltig bearbeitet, noch
ſo gut genutzt, als die Gaͤrten. Die meiſten ſind
als Pachtguͤter zu klein, und vielleicht kaum groß ge-
nug, die darauf wohnende und arbeitende Familie
reichlich zu ernaͤhren. Jch konnte es in der That
nicht begreifen, wie ſo kleine Guͤter den Pachter und
ſeine Familie ernaͤhren, und auch noch dem Eigen-
thuͤmer ohngefaͤhr eben ſo viel einbringen koͤnnten.
Freylich lebt dieſes Pachtervolk ſehr elend. Der An-
bau des Landes ſelbſt leidet darunter. Denn da die
Pachter unmoͤglich vom Landbau allein leben koͤnnen,
ſo ſuchen ſie durch muͤhſame Nebenwege etwas Geld
aus der Stadt zu ziehen, und verſaͤumen dadurch die
Arbeit am Lande. Einige raffeln kleines Geſtraͤuche,
Baumreiſer, abgeſchnittene Weinranken oder Kien-

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[203/0223] gethanen Reiſe. den damit begoſſen. Der Unrath, welcher in Berlin taͤglich in die Spree geworfen wird, wuͤrde in Nizza jaͤhrlich gewiß mit 30000 Reichsthalern bezahlt werden. Die Gaͤrten ſind hier von einem ſehr ſtarken Er- trag. Der Eigenthuͤmer des Gartens, darin ich wohnte, der ihn um die Haͤlfte des Ertrages vermie- thet hatte, ſagte mir, daß ſein jaͤhrlicher Antheil dar- an, ein Jahr ins andre gerechnet, ſich auf 1000 Lire belaufe. Dieſer Garten iſt 180 gemeine Schritte lang, und 156 Schritte breit, und beſteht faſt ganz aus Kuͤchenland; denn es ſind wenig Citronen- und Pommeranzenbaͤume darin. Ein Gaͤrtner, mit dem ich da Bekanntſchaft gemacht hatte, gab von ſeinem gepachteten Garten, der 150 Schritte lang und 125 Schritte breit iſt, jaͤhrlich 700 Lire Pacht. Die andern etwas weiter von der Stadt abliegen- den Guͤter werden weder ſo ſorgfaͤltig bearbeitet, noch ſo gut genutzt, als die Gaͤrten. Die meiſten ſind als Pachtguͤter zu klein, und vielleicht kaum groß ge- nug, die darauf wohnende und arbeitende Familie reichlich zu ernaͤhren. Jch konnte es in der That nicht begreifen, wie ſo kleine Guͤter den Pachter und ſeine Familie ernaͤhren, und auch noch dem Eigen- thuͤmer ohngefaͤhr eben ſo viel einbringen koͤnnten. Freylich lebt dieſes Pachtervolk ſehr elend. Der An- bau des Landes ſelbſt leidet darunter. Denn da die Pachter unmoͤglich vom Landbau allein leben koͤnnen, ſo ſuchen ſie durch muͤhſame Nebenwege etwas Geld aus der Stadt zu ziehen, und verſaͤumen dadurch die Arbeit am Lande. Einige raffeln kleines Geſtraͤuche, Baumreiſer, abgeſchnittene Weinranken oder Kien- aͤpfel

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/223>, abgerufen am 24.11.2024.