Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.Tagebuch von einer nach Nizza zu seyn, auch außerordentlich etwas zur Erquickung zugenießen. Auf den Abend kehrt alles vergnügt nach Hause zurück. Den gegen die Stadt Zurückkommen- den ziehen denn die Einwohner der Stadt, die nicht so weit haben gehen wollen, um das Festin in der Nähe zu sehen, haufenweise entgegen, um die zurückkom- menden, oft wohlbezechten Truppe zu sehen. Jch habe gesagt, daß man bey dieser Gelegen- Den Mannspersonen steht ihre Feyertagskleidung Auch die Weibspersonen sind ganz artig gekleidet. un-
Tagebuch von einer nach Nizza zu ſeyn, auch außerordentlich etwas zur Erquickung zugenießen. Auf den Abend kehrt alles vergnuͤgt nach Hauſe zuruͤck. Den gegen die Stadt Zuruͤckkommen- den ziehen denn die Einwohner der Stadt, die nicht ſo weit haben gehen wollen, um das Feſtin in der Naͤhe zu ſehen, haufenweiſe entgegen, um die zuruͤckkom- menden, oft wohlbezechten Truppe zu ſehen. Jch habe geſagt, daß man bey dieſer Gelegen- Den Mannsperſonen ſteht ihre Feyertagskleidung Auch die Weibsperſonen ſind ganz artig gekleidet. un-
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Tagebuch von einer nach Nizza
zu ſeyn, auch außerordentlich etwas zur Erquickung zu
genießen. Auf den Abend kehrt alles vergnuͤgt nach
Hauſe zuruͤck. Den gegen die Stadt Zuruͤckkommen-
den ziehen denn die Einwohner der Stadt, die nicht ſo
weit haben gehen wollen, um das Feſtin in der Naͤhe
zu ſehen, haufenweiſe entgegen, um die zuruͤckkom-
menden, oft wohlbezechten Truppe zu ſehen.
Jch habe geſagt, daß man bey dieſer Gelegen-
heit das Landvolk in ſeinem beſten Putze ſehe; von die-
ſem will ich noch etwas hinzuthun, weil er mir ſehr
wohl gefallen hat.
Den Mannsperſonen ſteht ihre Feyertagskleidung
ſehr gut. Sie tragen ſehr kleine, enge am Leibe ſitzen-
de, und nur bis an den Guͤrtel reichende Camiſoͤler
von Tuch, und uͤber dieſe artige Weſtchen, oder ſehr
kurze Roͤcke von demſelben Tuche. Dieſe haben ſehr
enge Aermel mit ganz kleinen Aufſchlaͤgen, ſehr kur-
ze etwa eine Spanne lange Schoͤße mit Taſchen.
Um die Camiſoͤler winden ſie am Unterleib eine rothe
oder blaue Schaͤrpe (Eſcarpe). Die Unterkleider
ſind von demſelben Tuche und ſehr enge; dann folgen
braune oder blaue wollene Struͤmpfe. Am ganzen
Leibe iſt bey dieſer-Kleidung keine Falte zu ſehen, und
ſie ſtehet auch wohlgewachſenen Mannsperſonen ſehr
gut. Die Haare binden ſie hinten zuſammen, ohne
einen Zopf zu flechten. Die rechten Staat machen,
ſtecken noch etwa ein ſeidenes Band durch ein paar
Knopfloͤcher der Oberweſte, oder einen Strauß von
Blumen, oder eine Zierrath von Flittergolde. Die
Huͤte ſind wie die unſrigen.
Auch die Weibsperſonen ſind ganz artig gekleidet.
Die jungen verheiratheten Frauen kann man von den
un-
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