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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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gethanen Reise.
aus Folgendem beurtheilen. Jn einem kleinen Gar-
ten, der meiner Schätzung nach nicht zweyhundert
Quadratruthen groß war, habe ich eine unglaubliche
Menge dieser Früchte an den Bäumen gesehen. Der
Eigenthümer versicherte mich, daß er schon 60000
Stück in einem Jahre daraus verkauft habe. Der
Mittelpreis von 1000 Stück ist 21 bis 22 Lire oder
6 Rthlr. Da nun die ganze Ebene um Nizza, auch
einige Anhöhen meistens mit Pommeranzenbäumen
besetzt sind, so läßt sich abnehmen, daß der Verkauf
derselben beträchtlich seyn müsse. Man hat mir ei-
nen Baum gezeigt, von dem vor ein paar Jahren
5000 Pommeranzen gepflückt worden *). Jndessen
ist doch dieser Artikel der Cultur etwas unsicher, weil
es bisweilen Jahre giebt, wo entweder die halbreifen
Früchte im Winter, oder die Blühte im Frühjahre
erfrieret. Ein Benedictinermönch, der ein großer
Liebhaber und fleißiger Bearbeiter der Gärten ist, sag-
te mir, daß solche Zufälle seit einigen Jahren öfter
kommen, als ehedem; daß aber Bäume vom Froste

in
*) Der Baum war von beträchtlicher Größe, und so,
wie bey uns ein völlig ausgewachsener Birnbaum.
Twiß gedenkt in seiner Reise durch Portugal und
Spanien eines Orangenbaums bey O-Porto, der
16000 Früchte in einem Jahre soll getragen haben.
Dies ist schwer zu glauben. Bleiben wir bey 5000
Stück stehen, so trug der Baum selbiges Jahr dem
Eigenthümer ohngefähr 5 franz. Louisd'or oder 30
Rthl. ein. Zu des Plinius Zeiten gab es um Rom
Fruchtbäume, die ohngefähr noch einmal so viel ein-
trugen. (Arborum) multarum circa suburbana fru-
ctu annuo addicto binis millibus nummum, majore
singularum reditu, quam erat apud antiquos prae-
diorum. Hist. Nat. I. XVII. c. I.
O 4

gethanen Reiſe.
aus Folgendem beurtheilen. Jn einem kleinen Gar-
ten, der meiner Schaͤtzung nach nicht zweyhundert
Quadratruthen groß war, habe ich eine unglaubliche
Menge dieſer Fruͤchte an den Baͤumen geſehen. Der
Eigenthuͤmer verſicherte mich, daß er ſchon 60000
Stuͤck in einem Jahre daraus verkauft habe. Der
Mittelpreis von 1000 Stuͤck iſt 21 bis 22 Lire oder
6 Rthlr. Da nun die ganze Ebene um Nizza, auch
einige Anhoͤhen meiſtens mit Pommeranzenbaͤumen
beſetzt ſind, ſo laͤßt ſich abnehmen, daß der Verkauf
derſelben betraͤchtlich ſeyn muͤſſe. Man hat mir ei-
nen Baum gezeigt, von dem vor ein paar Jahren
5000 Pommeranzen gepfluͤckt worden *). Jndeſſen
iſt doch dieſer Artikel der Cultur etwas unſicher, weil
es bisweilen Jahre giebt, wo entweder die halbreifen
Fruͤchte im Winter, oder die Bluͤhte im Fruͤhjahre
erfrieret. Ein Benedictinermoͤnch, der ein großer
Liebhaber und fleißiger Bearbeiter der Gaͤrten iſt, ſag-
te mir, daß ſolche Zufaͤlle ſeit einigen Jahren oͤfter
kommen, als ehedem; daß aber Baͤume vom Froſte

in
*) Der Baum war von betraͤchtlicher Groͤße, und ſo,
wie bey uns ein voͤllig ausgewachſener Birnbaum.
Twiß gedenkt in ſeiner Reiſe durch Portugal und
Spanien eines Orangenbaums bey O-Porto, der
16000 Fruͤchte in einem Jahre ſoll getragen haben.
Dies iſt ſchwer zu glauben. Bleiben wir bey 5000
Stuͤck ſtehen, ſo trug der Baum ſelbiges Jahr dem
Eigenthuͤmer ohngefaͤhr 5 franz. Louisd'or oder 30
Rthl. ein. Zu des Plinius Zeiten gab es um Rom
Fruchtbaͤume, die ohngefaͤhr noch einmal ſo viel ein-
trugen. (Arborum) multarum circa ſuburbana fru-
ctu annuo addicto binis millibus nummum, majore
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O 4
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[215/0235] gethanen Reiſe. aus Folgendem beurtheilen. Jn einem kleinen Gar- ten, der meiner Schaͤtzung nach nicht zweyhundert Quadratruthen groß war, habe ich eine unglaubliche Menge dieſer Fruͤchte an den Baͤumen geſehen. Der Eigenthuͤmer verſicherte mich, daß er ſchon 60000 Stuͤck in einem Jahre daraus verkauft habe. Der Mittelpreis von 1000 Stuͤck iſt 21 bis 22 Lire oder 6 Rthlr. Da nun die ganze Ebene um Nizza, auch einige Anhoͤhen meiſtens mit Pommeranzenbaͤumen beſetzt ſind, ſo laͤßt ſich abnehmen, daß der Verkauf derſelben betraͤchtlich ſeyn muͤſſe. Man hat mir ei- nen Baum gezeigt, von dem vor ein paar Jahren 5000 Pommeranzen gepfluͤckt worden *). Jndeſſen iſt doch dieſer Artikel der Cultur etwas unſicher, weil es bisweilen Jahre giebt, wo entweder die halbreifen Fruͤchte im Winter, oder die Bluͤhte im Fruͤhjahre erfrieret. Ein Benedictinermoͤnch, der ein großer Liebhaber und fleißiger Bearbeiter der Gaͤrten iſt, ſag- te mir, daß ſolche Zufaͤlle ſeit einigen Jahren oͤfter kommen, als ehedem; daß aber Baͤume vom Froſte in *) Der Baum war von betraͤchtlicher Groͤße, und ſo, wie bey uns ein voͤllig ausgewachſener Birnbaum. Twiß gedenkt in ſeiner Reiſe durch Portugal und Spanien eines Orangenbaums bey O-Porto, der 16000 Fruͤchte in einem Jahre ſoll getragen haben. Dies iſt ſchwer zu glauben. Bleiben wir bey 5000 Stuͤck ſtehen, ſo trug der Baum ſelbiges Jahr dem Eigenthuͤmer ohngefaͤhr 5 franz. Louisd'or oder 30 Rthl. ein. Zu des Plinius Zeiten gab es um Rom Fruchtbaͤume, die ohngefaͤhr noch einmal ſo viel ein- trugen. (Arborum) multarum circa ſuburbana fru- ctu annuo addicto binis millibus nummum, majore ſingularum reditu, quam erat apud antiquos prae- diorum. Hiſt. Nat. I. XVII. c. I. O 4

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/235>, abgerufen am 21.11.2024.