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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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gethanen Reise.
eingefaßt sind, unter dem hohen Unkraute zu erkennen.
Dieses schien mir deutlich anzuzeigen, daß der Prinz,
so lange er sich hier aufhält, nicht nur keinen Fuß in den
Garten setzet, sondern auch nicht einmal aus den Fen-
stern in denselben herunter siehet. Ein solches Som-
merhaus dienet auch zu weiter nichts, als daß man
sich den Tag über bey vorgezogenen dicken Vorhängen
in die Zimmer verschließen, und allenfalls nach Un-
tergang der Sonne etwas Luft schöpfen könne. Besser
würde man es zu einem Wintersitze machen.

Von hier aus kommt man auf dem fürstlichen We-
ge, dessen ich gedacht habe, bis nach Monaco. Das
Felsengebürge, welches hier längst der Küste hinläuft,
und an welchem der Weg eingehauen ist, wird an ei-
nigen Orten durch sehr enge und tiefe Klüfte oder Ra-
vins, die von kleinen bey starkem Regen sehr anlaufen-
den Bächen nach und nach ausgehöhlt worden sind,
unterbrochen. An diesen mußten hohe und starke
Mauren aufgeführt, und Brücken darüber gewölbt
werden. Darin bestund die Hauptschwierigkeit bey
Anlegung dieser Straße; doch mußten freylich auch
viele Felsen mit Pulver weggesprengt werden.

An den meisten Orten geht der Felsenberg steil
bis an die See herab. Zur Seltenheit ist etwa ein
kleines Stück flaches Vorland an der Küste; und die-
ses nebst den unten am Meer etwas erweiterten Klüf-
ten, wo sich etwas Erde angesetzt hat, sind die weni-
gen Stellen, die angebaut und mit einzelnen Häuser-
chen besetzt sind. Sonst ist das ganze Fürstenthum
Monaco, das wenige Land um Menton an dem ei-
nen und um Monaco an dem andern Ende ausge-

nom-
Q 2

gethanen Reiſe.
eingefaßt ſind, unter dem hohen Unkraute zu erkennen.
Dieſes ſchien mir deutlich anzuzeigen, daß der Prinz,
ſo lange er ſich hier aufhaͤlt, nicht nur keinen Fuß in den
Garten ſetzet, ſondern auch nicht einmal aus den Fen-
ſtern in denſelben herunter ſiehet. Ein ſolches Som-
merhaus dienet auch zu weiter nichts, als daß man
ſich den Tag uͤber bey vorgezogenen dicken Vorhaͤngen
in die Zimmer verſchließen, und allenfalls nach Un-
tergang der Sonne etwas Luft ſchoͤpfen koͤnne. Beſſer
wuͤrde man es zu einem Winterſitze machen.

Von hier aus kommt man auf dem fuͤrſtlichen We-
ge, deſſen ich gedacht habe, bis nach Monaco. Das
Felſengebuͤrge, welches hier laͤngſt der Kuͤſte hinlaͤuft,
und an welchem der Weg eingehauen iſt, wird an ei-
nigen Orten durch ſehr enge und tiefe Kluͤfte oder Ra-
vins, die von kleinen bey ſtarkem Regen ſehr anlaufen-
den Baͤchen nach und nach ausgehoͤhlt worden ſind,
unterbrochen. An dieſen mußten hohe und ſtarke
Mauren aufgefuͤhrt, und Bruͤcken daruͤber gewoͤlbt
werden. Darin beſtund die Hauptſchwierigkeit bey
Anlegung dieſer Straße; doch mußten freylich auch
viele Felſen mit Pulver weggeſprengt werden.

An den meiſten Orten geht der Felſenberg ſteil
bis an die See herab. Zur Seltenheit iſt etwa ein
kleines Stuͤck flaches Vorland an der Kuͤſte; und die-
ſes nebſt den unten am Meer etwas erweiterten Kluͤf-
ten, wo ſich etwas Erde angeſetzt hat, ſind die weni-
gen Stellen, die angebaut und mit einzelnen Haͤuſer-
chen beſetzt ſind. Sonſt iſt das ganze Fuͤrſtenthum
Monaco, das wenige Land um Menton an dem ei-
nen und um Monaco an dem andern Ende ausge-

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[243/0263] gethanen Reiſe. eingefaßt ſind, unter dem hohen Unkraute zu erkennen. Dieſes ſchien mir deutlich anzuzeigen, daß der Prinz, ſo lange er ſich hier aufhaͤlt, nicht nur keinen Fuß in den Garten ſetzet, ſondern auch nicht einmal aus den Fen- ſtern in denſelben herunter ſiehet. Ein ſolches Som- merhaus dienet auch zu weiter nichts, als daß man ſich den Tag uͤber bey vorgezogenen dicken Vorhaͤngen in die Zimmer verſchließen, und allenfalls nach Un- tergang der Sonne etwas Luft ſchoͤpfen koͤnne. Beſſer wuͤrde man es zu einem Winterſitze machen. Von hier aus kommt man auf dem fuͤrſtlichen We- ge, deſſen ich gedacht habe, bis nach Monaco. Das Felſengebuͤrge, welches hier laͤngſt der Kuͤſte hinlaͤuft, und an welchem der Weg eingehauen iſt, wird an ei- nigen Orten durch ſehr enge und tiefe Kluͤfte oder Ra- vins, die von kleinen bey ſtarkem Regen ſehr anlaufen- den Baͤchen nach und nach ausgehoͤhlt worden ſind, unterbrochen. An dieſen mußten hohe und ſtarke Mauren aufgefuͤhrt, und Bruͤcken daruͤber gewoͤlbt werden. Darin beſtund die Hauptſchwierigkeit bey Anlegung dieſer Straße; doch mußten freylich auch viele Felſen mit Pulver weggeſprengt werden. An den meiſten Orten geht der Felſenberg ſteil bis an die See herab. Zur Seltenheit iſt etwa ein kleines Stuͤck flaches Vorland an der Kuͤſte; und die- ſes nebſt den unten am Meer etwas erweiterten Kluͤf- ten, wo ſich etwas Erde angeſetzt hat, ſind die weni- gen Stellen, die angebaut und mit einzelnen Haͤuſer- chen beſetzt ſind. Sonſt iſt das ganze Fuͤrſtenthum Monaco, das wenige Land um Menton an dem ei- nen und um Monaco an dem andern Ende ausge- nom- Q 2

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/263>, abgerufen am 28.11.2024.