Tagebuch von der Rückreise von Nizza nach Deutsch- land. 1776.
Abreise von Nizza.
Meine Abreise war auf den ersten May angesetzt; das eingefallene Regenwetter aber nöthigte mich, dieselbe bis auf den Nachmittag des folgenden Tages zu verschieben. Man kann von Nizza nicht anders als auf Maulthieren nach Piemont herüber reisen; es gehet kein fahrbarer Weg dahin. Jch hat- te drey Maulthiere gemiethet, die mich nach Limone, und allenfalls, wenn ich es verlangen würde, bis nach Coni bringen sollten; dafür bezahlte ich 45 Lire und drittehalb Lire täglich für den Treiber, die Rückreise desselben mitgerechnet.
Jch reiste also den 2 May Nachmittags um drey Uhr in Gesellschaft des Herrn Vierne, eines Bru- ders des preußischen Consuls in Nizza, und des Hrn. Bertaud, dessen Landhaus ich den Winter über be- wohnt hatte, welche beyde mich bis Scarena beglei- teten, ab. Wir kamen des Abends um 7 Uhr in diesem Orte an. Der Weg dahin geht an dem Ufer des Paglion immer zwischen den Bergen durch, und ist also meist eben; wir ritten einen guten Theil des Weges in dem gegenwärtig beynahe trockenen Bette dieses Flusses.
Die
Tagebuch von der Ruͤckreiſe von Nizza nach Deutſch- land. 1776.
Abreiſe von Nizza.
Meine Abreiſe war auf den erſten May angeſetzt; das eingefallene Regenwetter aber noͤthigte mich, dieſelbe bis auf den Nachmittag des folgenden Tages zu verſchieben. Man kann von Nizza nicht anders als auf Maulthieren nach Piemont heruͤber reiſen; es gehet kein fahrbarer Weg dahin. Jch hat- te drey Maulthiere gemiethet, die mich nach Limone, und allenfalls, wenn ich es verlangen wuͤrde, bis nach Coni bringen ſollten; dafuͤr bezahlte ich 45 Lire und drittehalb Lire taͤglich fuͤr den Treiber, die Ruͤckreiſe deſſelben mitgerechnet.
Jch reiſte alſo den 2 May Nachmittags um drey Uhr in Geſellſchaft des Herrn Vierne, eines Bru- ders des preußiſchen Conſuls in Nizza, und des Hrn. Bertaud, deſſen Landhaus ich den Winter uͤber be- wohnt hatte, welche beyde mich bis Scarena beglei- teten, ab. Wir kamen des Abends um 7 Uhr in dieſem Orte an. Der Weg dahin geht an dem Ufer des Paglion immer zwiſchen den Bergen durch, und iſt alſo meiſt eben; wir ritten einen guten Theil des Weges in dem gegenwaͤrtig beynahe trockenen Bette dieſes Fluſſes.
Die
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Tagebuch
von der Ruͤckreiſe von Nizza nach Deutſch-
land. 1776.
Meine Abreiſe war auf den erſten May angeſetzt;
das eingefallene Regenwetter aber noͤthigte
mich, dieſelbe bis auf den Nachmittag des folgenden
Tages zu verſchieben. Man kann von Nizza nicht
anders als auf Maulthieren nach Piemont heruͤber
reiſen; es gehet kein fahrbarer Weg dahin. Jch hat-
te drey Maulthiere gemiethet, die mich nach Limone,
und allenfalls, wenn ich es verlangen wuͤrde, bis nach
Coni bringen ſollten; dafuͤr bezahlte ich 45 Lire und
drittehalb Lire taͤglich fuͤr den Treiber, die Ruͤckreiſe
deſſelben mitgerechnet.
Jch reiſte alſo den 2 May Nachmittags um drey
Uhr in Geſellſchaft des Herrn Vierne, eines Bru-
ders des preußiſchen Conſuls in Nizza, und des Hrn.
Bertaud, deſſen Landhaus ich den Winter uͤber be-
wohnt hatte, welche beyde mich bis Scarena beglei-
teten, ab. Wir kamen des Abends um 7 Uhr in
dieſem Orte an. Der Weg dahin geht an dem Ufer
des Paglion immer zwiſchen den Bergen durch, und
iſt alſo meiſt eben; wir ritten einen guten Theil des
Weges in dem gegenwaͤrtig beynahe trockenen Bette
dieſes Fluſſes.
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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/282>, abgerufen am 26.11.2024.
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