Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.Tagebuch von der Rückreise wechselt haben, so daß nach einer, die aus der einenGegend eingeströmt, immer die andere von einer an- dern Seite her erfolget? Dieses einem bloßen Zufalle zuzuschreiben, scheint mir ganz unsinnig. Man muß nothwendig die Ursache davon in einer beständigen und regelmäßigen Abwechselung in der Natur suchen. Wenn ich eine Muthmaßung hierüber wagen soll- Hieraus aber würde wieder eine neue Frage ent- läuf- *) Z. B. kann die angeführt werden, die sich 1762
durch einen von Regen begleiteten sehr warmen Wind in der Schweiz zugetragen hat. Einige Gegenden des Cantons Bern sind durch diese Ueberschwem- mung mit einem Erd- und Steinschutt 10 bis 20 und mehr Fuß hoch überdeckt worden. Tagebuch von der Ruͤckreiſe wechſelt haben, ſo daß nach einer, die aus der einenGegend eingeſtroͤmt, immer die andere von einer an- dern Seite her erfolget? Dieſes einem bloßen Zufalle zuzuſchreiben, ſcheint mir ganz unſinnig. Man muß nothwendig die Urſache davon in einer beſtaͤndigen und regelmaͤßigen Abwechſelung in der Natur ſuchen. Wenn ich eine Muthmaßung hieruͤber wagen ſoll- Hieraus aber wuͤrde wieder eine neue Frage ent- laͤuf- *) Z. B. kann die angefuͤhrt werden, die ſich 1762
durch einen von Regen begleiteten ſehr warmen Wind in der Schweiz zugetragen hat. Einige Gegenden des Cantons Bern ſind durch dieſe Ueberſchwem- mung mit einem Erd- und Steinſchutt 10 bis 20 und mehr Fuß hoch uͤberdeckt worden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="diaryEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0296" n="276"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Tagebuch von der Ruͤckreiſe</hi></fw><lb/> wechſelt haben, ſo daß nach einer, die aus der einen<lb/> Gegend eingeſtroͤmt, immer die andere von einer an-<lb/> dern Seite her erfolget? Dieſes einem bloßen Zufalle<lb/> zuzuſchreiben, ſcheint mir ganz unſinnig. Man muß<lb/> nothwendig die Urſache davon in einer beſtaͤndigen und<lb/> regelmaͤßigen Abwechſelung in der Natur ſuchen.</p><lb/> <p>Wenn ich eine Muthmaßung hieruͤber wagen ſoll-<lb/> te, ſo wuͤrde ich denken, daß die eine dieſer Ueber-<lb/> ſchwemmungen im Sommer, und die andere im Win-<lb/> ter erfolgt ſey. Dieſes wuͤrde die regelmaͤßige Ab-<lb/> wechſelung erklaͤren. Ferner wuͤrde ich vermuthen,<lb/> daß die Sommeruͤberſchwemmung einer großen Hitze<lb/> zuzuſchreiben ſey, die den auf benachbarten hohen<lb/> Bergen, die jetzt nicht mehr da ſind, ſich angehaͤuf-<lb/> ten Schnee ploͤtzlich geſchmolzen, und dadurch eine ge-<lb/> waltſame Ueberſchwemmung verurſachet habe; wie<lb/> dergleichen noch jetzt bisweilen vorfallen <note place="foot" n="*)">Z. B. kann die angefuͤhrt werden, die ſich 1762<lb/> durch einen von Regen begleiteten ſehr warmen Wind<lb/> in der Schweiz zugetragen hat. Einige Gegenden<lb/> des Cantons Bern ſind durch dieſe Ueberſchwem-<lb/> mung mit einem Erd- und Steinſchutt 10 bis 20<lb/> und mehr Fuß hoch uͤberdeckt worden.</note>. Die<lb/> Winteruͤberſchwemmungen aber wuͤrde ich warmen Re-<lb/> gen in einer andern, weniger mit Schnee beladenen Ge-<lb/> gend zuſchreiben.</p><lb/> <p>Hieraus aber wuͤrde wieder eine neue Frage ent-<lb/> ſtehen, warum in jenen Zeiten jeder Sommer ſo heiß,<lb/> und jeder Winter ſo regenreich geweſen ſey. Vielleicht<lb/> ließen ſich auch hieruͤber nicht ganz ungegruͤndete Muth-<lb/> maßungen angeben. Aber dieſe Sache wuͤrde einer weit-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">laͤuf-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [276/0296]
Tagebuch von der Ruͤckreiſe
wechſelt haben, ſo daß nach einer, die aus der einen
Gegend eingeſtroͤmt, immer die andere von einer an-
dern Seite her erfolget? Dieſes einem bloßen Zufalle
zuzuſchreiben, ſcheint mir ganz unſinnig. Man muß
nothwendig die Urſache davon in einer beſtaͤndigen und
regelmaͤßigen Abwechſelung in der Natur ſuchen.
Wenn ich eine Muthmaßung hieruͤber wagen ſoll-
te, ſo wuͤrde ich denken, daß die eine dieſer Ueber-
ſchwemmungen im Sommer, und die andere im Win-
ter erfolgt ſey. Dieſes wuͤrde die regelmaͤßige Ab-
wechſelung erklaͤren. Ferner wuͤrde ich vermuthen,
daß die Sommeruͤberſchwemmung einer großen Hitze
zuzuſchreiben ſey, die den auf benachbarten hohen
Bergen, die jetzt nicht mehr da ſind, ſich angehaͤuf-
ten Schnee ploͤtzlich geſchmolzen, und dadurch eine ge-
waltſame Ueberſchwemmung verurſachet habe; wie
dergleichen noch jetzt bisweilen vorfallen *). Die
Winteruͤberſchwemmungen aber wuͤrde ich warmen Re-
gen in einer andern, weniger mit Schnee beladenen Ge-
gend zuſchreiben.
Hieraus aber wuͤrde wieder eine neue Frage ent-
ſtehen, warum in jenen Zeiten jeder Sommer ſo heiß,
und jeder Winter ſo regenreich geweſen ſey. Vielleicht
ließen ſich auch hieruͤber nicht ganz ungegruͤndete Muth-
maßungen angeben. Aber dieſe Sache wuͤrde einer weit-
laͤuf-
*) Z. B. kann die angefuͤhrt werden, die ſich 1762
durch einen von Regen begleiteten ſehr warmen Wind
in der Schweiz zugetragen hat. Einige Gegenden
des Cantons Bern ſind durch dieſe Ueberſchwem-
mung mit einem Erd- und Steinſchutt 10 bis 20
und mehr Fuß hoch uͤberdeckt worden.
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