Marktplatz am Ende derselben mit Lampen sehr schön erleuchtet.
Von der Menge der Sachen, die ich in Turin gesehen, will ich nur, weil ich wenig Neues darüber zu sagen hätte, das, was ich besonders dabey ange- merkt habe, kurz anführen.
So schön die Stadt überhaupt ist, und so lebhaftBemerkun- gen über Turin. es in einigen Hauptstraßen aussieht, so siehet es hin- gegen in einigen schönen und langen Straßen, die et- was von dem Mittelpunkt entfernt sind, etwas todt aus; daher ich urtheile, daß die Stadt nach Maßge- bung ihrer Größe doch nicht sehr volkreich ist. Am stillsten sind einige von den etwas entlegenen Straßen, darin einige Gesandte und andere Vornehme vom Adel wohnen, woraus allein schon abzunehmen, daß die Vornehmern hier nicht, wie etwa in andern Haupt- städten, sich einer glänzenden und Aufsehen machen- den Lebensart überlassen. Diese ist hier etwas ein- gezogen.
Die ansehnlichsten und größten Häuser des Adels, und auch die öffentlichen Gebäude, zeigen innerhalb mehr, als man nach dem äußerlichen Ansehen erwar- tete. Zwar sind sie auch von außen meist wohl ge- baut, viele davon sehr ansehnlich und recht schön; mehrere aber, die von außen blos als große, doch nur gemeine Häuser in die Augen fallen, haben in- wendig schöne mit Säulengängen umgebene Höfe, große und mit Pracht angelegte Treppen, und wenig- stens einen überaus hohen und großen prächtig ausge- schmückten Saal.
Kleine Bürgerhäuser sind, außer in den von der alten Stadt noch stehenden Straßen, hier etwas sel-
tenes;
von Nizza nach Deuſchland.
Marktplatz am Ende derſelben mit Lampen ſehr ſchoͤn erleuchtet.
Von der Menge der Sachen, die ich in Turin geſehen, will ich nur, weil ich wenig Neues daruͤber zu ſagen haͤtte, das, was ich beſonders dabey ange- merkt habe, kurz anfuͤhren.
So ſchoͤn die Stadt uͤberhaupt iſt, und ſo lebhaftBemerkun- gen uͤber Turin. es in einigen Hauptſtraßen ausſieht, ſo ſiehet es hin- gegen in einigen ſchoͤnen und langen Straßen, die et- was von dem Mittelpunkt entfernt ſind, etwas todt aus; daher ich urtheile, daß die Stadt nach Maßge- bung ihrer Groͤße doch nicht ſehr volkreich iſt. Am ſtillſten ſind einige von den etwas entlegenen Straßen, darin einige Geſandte und andere Vornehme vom Adel wohnen, woraus allein ſchon abzunehmen, daß die Vornehmern hier nicht, wie etwa in andern Haupt- ſtaͤdten, ſich einer glaͤnzenden und Aufſehen machen- den Lebensart uͤberlaſſen. Dieſe iſt hier etwas ein- gezogen.
Die anſehnlichſten und groͤßten Haͤuſer des Adels, und auch die oͤffentlichen Gebaͤude, zeigen innerhalb mehr, als man nach dem aͤußerlichen Anſehen erwar- tete. Zwar ſind ſie auch von außen meiſt wohl ge- baut, viele davon ſehr anſehnlich und recht ſchoͤn; mehrere aber, die von außen blos als große, doch nur gemeine Haͤuſer in die Augen fallen, haben in- wendig ſchoͤne mit Saͤulengaͤngen umgebene Hoͤfe, große und mit Pracht angelegte Treppen, und wenig- ſtens einen uͤberaus hohen und großen praͤchtig ausge- ſchmuͤckten Saal.
Kleine Buͤrgerhaͤuſer ſind, außer in den von der alten Stadt noch ſtehenden Straßen, hier etwas ſel-
tenes;
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von Nizza nach Deuſchland.
Marktplatz am Ende derſelben mit Lampen ſehr ſchoͤn
erleuchtet.
Von der Menge der Sachen, die ich in Turin
geſehen, will ich nur, weil ich wenig Neues daruͤber
zu ſagen haͤtte, das, was ich beſonders dabey ange-
merkt habe, kurz anfuͤhren.
So ſchoͤn die Stadt uͤberhaupt iſt, und ſo lebhaft
es in einigen Hauptſtraßen ausſieht, ſo ſiehet es hin-
gegen in einigen ſchoͤnen und langen Straßen, die et-
was von dem Mittelpunkt entfernt ſind, etwas todt
aus; daher ich urtheile, daß die Stadt nach Maßge-
bung ihrer Groͤße doch nicht ſehr volkreich iſt. Am
ſtillſten ſind einige von den etwas entlegenen Straßen,
darin einige Geſandte und andere Vornehme vom Adel
wohnen, woraus allein ſchon abzunehmen, daß die
Vornehmern hier nicht, wie etwa in andern Haupt-
ſtaͤdten, ſich einer glaͤnzenden und Aufſehen machen-
den Lebensart uͤberlaſſen. Dieſe iſt hier etwas ein-
gezogen.
Bemerkun-
gen uͤber
Turin.
Die anſehnlichſten und groͤßten Haͤuſer des Adels,
und auch die oͤffentlichen Gebaͤude, zeigen innerhalb
mehr, als man nach dem aͤußerlichen Anſehen erwar-
tete. Zwar ſind ſie auch von außen meiſt wohl ge-
baut, viele davon ſehr anſehnlich und recht ſchoͤn;
mehrere aber, die von außen blos als große, doch
nur gemeine Haͤuſer in die Augen fallen, haben in-
wendig ſchoͤne mit Saͤulengaͤngen umgebene Hoͤfe,
große und mit Pracht angelegte Treppen, und wenig-
ſtens einen uͤberaus hohen und großen praͤchtig ausge-
ſchmuͤckten Saal.
Kleine Buͤrgerhaͤuſer ſind, außer in den von der
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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/319>, abgerufen am 24.11.2024.
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