Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.Tagebuch von der Rückreise leicht darum, damit seine Schüler, vor denen diesePapiere mögen herum gelegen haben, sie nicht gut möchten lesen können. Es ist sehr zu wünschen, daß ein der Sache gewachsener Mann die Geduld habe, diese Papiere abzuschreiben, und aus denselben einen Aufsatz über die so mannichfaltigen Studia, Erfindun- gen und bloßen Einfälle dieses sonderbaren Genies an das Licht zu stellen. Die beyden erwähnten Gebäude des ambrosiani- Die Manuscriptenkammer ist ungemein reich; an-
Tagebuch von der Ruͤckreiſe leicht darum, damit ſeine Schuͤler, vor denen dieſePapiere moͤgen herum gelegen haben, ſie nicht gut moͤchten leſen koͤnnen. Es iſt ſehr zu wuͤnſchen, daß ein der Sache gewachſener Mann die Geduld habe, dieſe Papiere abzuſchreiben, und aus denſelben einen Aufſatz uͤber die ſo mannichfaltigen Studia, Erfindun- gen und bloßen Einfaͤlle dieſes ſonderbaren Genies an das Licht zu ſtellen. Die beyden erwaͤhnten Gebaͤude des ambroſiani- Die Manuſcriptenkammer iſt ungemein reich; an-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="diaryEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0352" n="332"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Tagebuch von der Ruͤckreiſe</hi></fw><lb/> leicht darum, damit ſeine Schuͤler, vor denen dieſe<lb/> Papiere moͤgen herum gelegen haben, ſie nicht gut<lb/> moͤchten leſen koͤnnen. Es iſt ſehr zu wuͤnſchen, daß<lb/> ein der Sache gewachſener Mann die Geduld habe,<lb/> dieſe Papiere abzuſchreiben, und aus denſelben einen<lb/> Aufſatz uͤber die ſo mannichfaltigen Studia, Erfindun-<lb/> gen und bloßen Einfaͤlle dieſes ſonderbaren Genies an<lb/> das Licht zu ſtellen.</p><lb/> <p>Die beyden erwaͤhnten Gebaͤude des ambroſiani-<lb/> ſchen Jnſtituts, (denn es iſt weit mehr als eine bloße<lb/> Bibliothek,) welche in gerader Linie der Laͤnge nach<lb/> neben einander liegen, ſind durch eine offene Gallerie,<lb/> in der verſchiedene aͤgyptiſche Alterthuͤmer aufgeſtellt<lb/> ſind, mit einander verbunden. Vor dieſer Gallerie<lb/> liegt zwiſchen den beyden Gebaͤuden ein kleiner offener<lb/> gegen die Straße mit einer Mauer verſchloſſener Platz,<lb/> der ein kleiner botaniſcher Garten iſt, aber wenig Auf-<lb/> merkſamkeit verdienet.</p><lb/> <p>Die Manuſcriptenkammer iſt ungemein reich;<lb/> davon aber iſt, welches kaum glaublich, nicht einmal<lb/> ein ordentliches und zuverlaͤßiges Verzeichniß vorhanden.<lb/> Als ich gegen die Bibliothekare meine Verwunderung<lb/> daruͤber aͤußerte, ſagten ſie mir, der Stifter Al.<lb/><hi rendition="#fr">Borromeo,</hi> ein Neffe des heil. <hi rendition="#fr">Carls,</hi> habe verbe-<lb/> ten, eines zu machen, weil er gewußt, daß unter<lb/> den Manuſcripten, die er von allen Orten her zuſam-<lb/> mengekauft, viele geweſen, die aus andern Biblio-<lb/> theken entwendet worden, mithin beſorgt habe, ſie<lb/> moͤchten, wenn es bekannt wuͤrde wo ſie waͤren, wie-<lb/> der zuruͤckgefordert werden. Hier moͤgen alſo noch<lb/> viel unbekannte Schaͤtze der Litteratur verborgen liegen.<lb/> Man zeigte mir, was man fuͤr das rarſte hielt, unter<lb/> <fw place="bottom" type="catch">an-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [332/0352]
Tagebuch von der Ruͤckreiſe
leicht darum, damit ſeine Schuͤler, vor denen dieſe
Papiere moͤgen herum gelegen haben, ſie nicht gut
moͤchten leſen koͤnnen. Es iſt ſehr zu wuͤnſchen, daß
ein der Sache gewachſener Mann die Geduld habe,
dieſe Papiere abzuſchreiben, und aus denſelben einen
Aufſatz uͤber die ſo mannichfaltigen Studia, Erfindun-
gen und bloßen Einfaͤlle dieſes ſonderbaren Genies an
das Licht zu ſtellen.
Die beyden erwaͤhnten Gebaͤude des ambroſiani-
ſchen Jnſtituts, (denn es iſt weit mehr als eine bloße
Bibliothek,) welche in gerader Linie der Laͤnge nach
neben einander liegen, ſind durch eine offene Gallerie,
in der verſchiedene aͤgyptiſche Alterthuͤmer aufgeſtellt
ſind, mit einander verbunden. Vor dieſer Gallerie
liegt zwiſchen den beyden Gebaͤuden ein kleiner offener
gegen die Straße mit einer Mauer verſchloſſener Platz,
der ein kleiner botaniſcher Garten iſt, aber wenig Auf-
merkſamkeit verdienet.
Die Manuſcriptenkammer iſt ungemein reich;
davon aber iſt, welches kaum glaublich, nicht einmal
ein ordentliches und zuverlaͤßiges Verzeichniß vorhanden.
Als ich gegen die Bibliothekare meine Verwunderung
daruͤber aͤußerte, ſagten ſie mir, der Stifter Al.
Borromeo, ein Neffe des heil. Carls, habe verbe-
ten, eines zu machen, weil er gewußt, daß unter
den Manuſcripten, die er von allen Orten her zuſam-
mengekauft, viele geweſen, die aus andern Biblio-
theken entwendet worden, mithin beſorgt habe, ſie
moͤchten, wenn es bekannt wuͤrde wo ſie waͤren, wie-
der zuruͤckgefordert werden. Hier moͤgen alſo noch
viel unbekannte Schaͤtze der Litteratur verborgen liegen.
Man zeigte mir, was man fuͤr das rarſte hielt, unter
an-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |