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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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Tagebuch von der Rückreise

Der hier gewonnene Käse, welcher Urseler Käse
genennt wird, ist von vorzüglicher Güte, und wird
häufig nach Jtalien, besonders nach Neapel verschickt;
und von dort aus geht auch viel davon nach Spanien.
Diese Waare, und denn das zum Verkauf aufgezo-
gene Vieh, verschaffen den Einwohnern das nöthige
Geld, um sich die ihnen fehlenden Bedürfnisse anzu-
schaffen.

Weg an der
Reuß.

Gegen zwey Uhr Nachmittags reiste ich von Ho-
spital
ab, nordöstlich durch das angenehme und ebe-
ne Urselerthal, und gegen drey Uhr befand ich mich
am Ende desselben. Hier scheint der Ausgang aus
demselben unmöglich, weil überall senkrecht in die Hö-
he steigende Felsenberge herum stehen. Nur die
Reuß hat gegen Norden sich einen engen Durchgang
zwischen hohen Felsen durchgegraben. Weil sie aber
keine Ufer hat, und zwischen diesen Felsen als durch
einen Canal läuft, so kann man da nicht herauskom-
men. Daher hat hier ein Weg mitten durch einen an
die Reuß stoßenden Felsen durchgehauen werden müf-
sen. Er ist nur 80 Schritte lang, und gerade so
weit, daß zwey Pferde vor einander vorbey können,
und so hoch, daß der Reiter mit dem Kopfe nicht an
dem Felsengewölbe anstößt. Jn der Mitte ist eine
kleine Seitenöffnung gegen den Fluß, um dem Gange
etwas Licht zu geben.

Jch kann mich nicht enthalten, zur Erläuterung
und Bestätigung einer wichtigen Muthmaßung über
den ehemaligen Zustand der Erde, hier eine leicht zu
machende Anmerkung einzuschalten.

Würde hier die enge Kluft, wodurch die Reuß
aus dem Urselerthal fließt, durch einen Damm, der

so
Tagebuch von der Ruͤckreiſe

Der hier gewonnene Kaͤſe, welcher Urſeler Kaͤſe
genennt wird, iſt von vorzuͤglicher Guͤte, und wird
haͤufig nach Jtalien, beſonders nach Neapel verſchickt;
und von dort aus geht auch viel davon nach Spanien.
Dieſe Waare, und denn das zum Verkauf aufgezo-
gene Vieh, verſchaffen den Einwohnern das noͤthige
Geld, um ſich die ihnen fehlenden Beduͤrfniſſe anzu-
ſchaffen.

Weg an der
Reuß.

Gegen zwey Uhr Nachmittags reiſte ich von Ho-
ſpital
ab, nordoͤſtlich durch das angenehme und ebe-
ne Urſelerthal, und gegen drey Uhr befand ich mich
am Ende deſſelben. Hier ſcheint der Ausgang aus
demſelben unmoͤglich, weil uͤberall ſenkrecht in die Hoͤ-
he ſteigende Felſenberge herum ſtehen. Nur die
Reuß hat gegen Norden ſich einen engen Durchgang
zwiſchen hohen Felſen durchgegraben. Weil ſie aber
keine Ufer hat, und zwiſchen dieſen Felſen als durch
einen Canal laͤuft, ſo kann man da nicht herauskom-
men. Daher hat hier ein Weg mitten durch einen an
die Reuß ſtoßenden Felſen durchgehauen werden muͤf-
ſen. Er iſt nur 80 Schritte lang, und gerade ſo
weit, daß zwey Pferde vor einander vorbey koͤnnen,
und ſo hoch, daß der Reiter mit dem Kopfe nicht an
dem Felſengewoͤlbe anſtoͤßt. Jn der Mitte iſt eine
kleine Seitenoͤffnung gegen den Fluß, um dem Gange
etwas Licht zu geben.

Jch kann mich nicht enthalten, zur Erlaͤuterung
und Beſtaͤtigung einer wichtigen Muthmaßung uͤber
den ehemaligen Zuſtand der Erde, hier eine leicht zu
machende Anmerkung einzuſchalten.

Wuͤrde hier die enge Kluft, wodurch die Reuß
aus dem Urſelerthal fließt, durch einen Damm, der

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[368/0388] Tagebuch von der Ruͤckreiſe Der hier gewonnene Kaͤſe, welcher Urſeler Kaͤſe genennt wird, iſt von vorzuͤglicher Guͤte, und wird haͤufig nach Jtalien, beſonders nach Neapel verſchickt; und von dort aus geht auch viel davon nach Spanien. Dieſe Waare, und denn das zum Verkauf aufgezo- gene Vieh, verſchaffen den Einwohnern das noͤthige Geld, um ſich die ihnen fehlenden Beduͤrfniſſe anzu- ſchaffen. Gegen zwey Uhr Nachmittags reiſte ich von Ho- ſpital ab, nordoͤſtlich durch das angenehme und ebe- ne Urſelerthal, und gegen drey Uhr befand ich mich am Ende deſſelben. Hier ſcheint der Ausgang aus demſelben unmoͤglich, weil uͤberall ſenkrecht in die Hoͤ- he ſteigende Felſenberge herum ſtehen. Nur die Reuß hat gegen Norden ſich einen engen Durchgang zwiſchen hohen Felſen durchgegraben. Weil ſie aber keine Ufer hat, und zwiſchen dieſen Felſen als durch einen Canal laͤuft, ſo kann man da nicht herauskom- men. Daher hat hier ein Weg mitten durch einen an die Reuß ſtoßenden Felſen durchgehauen werden muͤf- ſen. Er iſt nur 80 Schritte lang, und gerade ſo weit, daß zwey Pferde vor einander vorbey koͤnnen, und ſo hoch, daß der Reiter mit dem Kopfe nicht an dem Felſengewoͤlbe anſtoͤßt. Jn der Mitte iſt eine kleine Seitenoͤffnung gegen den Fluß, um dem Gange etwas Licht zu geben. Jch kann mich nicht enthalten, zur Erlaͤuterung und Beſtaͤtigung einer wichtigen Muthmaßung uͤber den ehemaligen Zuſtand der Erde, hier eine leicht zu machende Anmerkung einzuſchalten. Wuͤrde hier die enge Kluft, wodurch die Reuß aus dem Urſelerthal fließt, durch einen Damm, der ſo

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/388>, abgerufen am 22.11.2024.