mit einer unzähligen Menge Landhäuser und mit den schönsten Dörfern, die man irgend sehen kann, be- setzt. Neben den Ufern liegen erst mäßige Hügel, größtentheils mit Weinreben bepflanzt; hinter und über diesen etwas höhere zu Ackerland, und dann wie- der höhere von Weideland und Holzungen. Gegen Morgen hin sind auch diese noch mit mehrern sich im- mer höher hebenden Bergen umgeben, bis sich end- lich ihre Gipfel in den Wolken verlieren. Dieses ist die Aussicht von dem Berge gegen Norden, Nordost und Nordwest.
Siehet man nach der entgegenstehenden Seite des Berges, so hat man einen andern Theil des Cantons Zürich, fast die ganzen Cantone Zug und Lucern, die sogenannten freyen Aemter und einen Theil des Cantons Bern, hinter diesen Ländern aber einen sehr langen Strich der Alpen mit den prächtigen Schneege- bürgen vor sich. Wer solche weit ausgebreitete, mit so unbeschreiblicher Mannichfaltigkeit angefüllte Aus- sichten nie selbst gesehen hat, dem könnte man un- möglich einen Begriff von der gleichsam bezaubernden Schönheit derselben machen.
Von diesem Berge geht die Straße nach Zürich durch ein enges Thal, das zwischen eben diesem Berge und den längst dem Ufer des Sees hinlaufenden Hü- geln liegt. Ob man gleich durch ein paar Dörfer kommt, und eine Menge wohlgebauter Landhäuser, die nach Zürich gehören, und andrer den Landleuten eigener Häuser antrifft, so siehet man doch längst dem Albisberg hin verschiedene ins Wilde fallende, aber ro- mantisch einsame und und schöne Gegenden, davon ei- nige dem berühmten und liebenswürdigen Dichter und
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von Nizza nach Deutſchland.
mit einer unzaͤhligen Menge Landhaͤuſer und mit den ſchoͤnſten Doͤrfern, die man irgend ſehen kann, be- ſetzt. Neben den Ufern liegen erſt maͤßige Huͤgel, groͤßtentheils mit Weinreben bepflanzt; hinter und uͤber dieſen etwas hoͤhere zu Ackerland, und dann wie- der hoͤhere von Weideland und Holzungen. Gegen Morgen hin ſind auch dieſe noch mit mehrern ſich im- mer hoͤher hebenden Bergen umgeben, bis ſich end- lich ihre Gipfel in den Wolken verlieren. Dieſes iſt die Ausſicht von dem Berge gegen Norden, Nordoſt und Nordweſt.
Siehet man nach der entgegenſtehenden Seite des Berges, ſo hat man einen andern Theil des Cantons Zuͤrich, faſt die ganzen Cantone Zug und Lucern, die ſogenannten freyen Aemter und einen Theil des Cantons Bern, hinter dieſen Laͤndern aber einen ſehr langen Strich der Alpen mit den praͤchtigen Schneege- buͤrgen vor ſich. Wer ſolche weit ausgebreitete, mit ſo unbeſchreiblicher Mannichfaltigkeit angefuͤllte Aus- ſichten nie ſelbſt geſehen hat, dem koͤnnte man un- moͤglich einen Begriff von der gleichſam bezaubernden Schoͤnheit derſelben machen.
Von dieſem Berge geht die Straße nach Zuͤrich durch ein enges Thal, das zwiſchen eben dieſem Berge und den laͤngſt dem Ufer des Sees hinlaufenden Huͤ- geln liegt. Ob man gleich durch ein paar Doͤrfer kommt, und eine Menge wohlgebauter Landhaͤuſer, die nach Zuͤrich gehoͤren, und andrer den Landleuten eigener Haͤuſer antrifft, ſo ſiehet man doch laͤngſt dem Albisberg hin verſchiedene ins Wilde fallende, aber ro- mantiſch einſame und und ſchoͤne Gegenden, davon ei- nige dem beruͤhmten und liebenswuͤrdigen Dichter und
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von Nizza nach Deutſchland.
mit einer unzaͤhligen Menge Landhaͤuſer und mit den
ſchoͤnſten Doͤrfern, die man irgend ſehen kann, be-
ſetzt. Neben den Ufern liegen erſt maͤßige Huͤgel,
groͤßtentheils mit Weinreben bepflanzt; hinter und
uͤber dieſen etwas hoͤhere zu Ackerland, und dann wie-
der hoͤhere von Weideland und Holzungen. Gegen
Morgen hin ſind auch dieſe noch mit mehrern ſich im-
mer hoͤher hebenden Bergen umgeben, bis ſich end-
lich ihre Gipfel in den Wolken verlieren. Dieſes iſt
die Ausſicht von dem Berge gegen Norden, Nordoſt
und Nordweſt.
Siehet man nach der entgegenſtehenden Seite des
Berges, ſo hat man einen andern Theil des Cantons
Zuͤrich, faſt die ganzen Cantone Zug und Lucern,
die ſogenannten freyen Aemter und einen Theil des
Cantons Bern, hinter dieſen Laͤndern aber einen ſehr
langen Strich der Alpen mit den praͤchtigen Schneege-
buͤrgen vor ſich. Wer ſolche weit ausgebreitete, mit
ſo unbeſchreiblicher Mannichfaltigkeit angefuͤllte Aus-
ſichten nie ſelbſt geſehen hat, dem koͤnnte man un-
moͤglich einen Begriff von der gleichſam bezaubernden
Schoͤnheit derſelben machen.
Von dieſem Berge geht die Straße nach Zuͤrich
durch ein enges Thal, das zwiſchen eben dieſem Berge
und den laͤngſt dem Ufer des Sees hinlaufenden Huͤ-
geln liegt. Ob man gleich durch ein paar Doͤrfer
kommt, und eine Menge wohlgebauter Landhaͤuſer,
die nach Zuͤrich gehoͤren, und andrer den Landleuten
eigener Haͤuſer antrifft, ſo ſiehet man doch laͤngſt dem
Albisberg hin verſchiedene ins Wilde fallende, aber ro-
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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/409>, abgerufen am 16.02.2025.
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