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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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Tagebuch von einer nach Nizza

Ganz nahe bey Bern fährt man einen Berg her-
unter, um an das diesseitige Thor an der Aare zu
kommen. Ehedem war dieser Weg steil und höchst
beschwerlich; jetzt ist er mit königlichem Aufwand so be-
quem gemacht, als ob man auf der Ebene führe. Es
ist überhaupt das Genie der Regierung in Bern, daß
alles, was sie zu allgemeinem Nutzen des Landes an
Gebäuden und andern Unternehmungen veranstaltet,
das Gepräg einer edlen Größe ohne Prahlerey hat.

Von Basel nach Bern habe ich den Weg nicht
gemessen; er wird 18 Stunden gerechnet; und ich be-
zahlte die Fuhre mit anderthalb französischen Louisd'or,
oder 9 Rthlr.

Bern.
Den 14, 15 und 16 Septemb. Aufenthalt in
Bern.

Das gleich den Tag nach meiner Ankunft einge-
fallene kalte Regenwetter that eine so üble Wirkung
auf mich, daß ich mich zu Bette legen mußte. Die
ganze Zeit meines Aufenthalts in Bern mußte ich
mich im Zimmer aufhalten; auch waren meine mei-
sten Bekannten abwesend. Doch hatte ich das Ver-
gnügen, meinen fürtrefflichen Freund, den Hrn. Leib-
arzt Zimmermann aus Hannover, da anzutreffen;
und weil der alte Herr von Haller nahe an dem Gast-
hofe, in dem ich abgetreten war, wohnet, so konnte
ich doch mich so viel ermuntern, ihn zu besuchen. Jch
traf ihn zwar im Bett, aber bey völliger Munterkeit
des Geistes an. Ganz Europa kennt und verehrt
das herrliche Genie, die erstaunlich ausgebreiteten
Kenntnisse, und die bewundernswürdige Arbeitsam-
keit dieses in der That großen Mannes: wer aber Ge-

legen-
Tagebuch von einer nach Nizza

Ganz nahe bey Bern faͤhrt man einen Berg her-
unter, um an das dieſſeitige Thor an der Aare zu
kommen. Ehedem war dieſer Weg ſteil und hoͤchſt
beſchwerlich; jetzt iſt er mit koͤniglichem Aufwand ſo be-
quem gemacht, als ob man auf der Ebene fuͤhre. Es
iſt uͤberhaupt das Genie der Regierung in Bern, daß
alles, was ſie zu allgemeinem Nutzen des Landes an
Gebaͤuden und andern Unternehmungen veranſtaltet,
das Gepraͤg einer edlen Groͤße ohne Prahlerey hat.

Von Baſel nach Bern habe ich den Weg nicht
gemeſſen; er wird 18 Stunden gerechnet; und ich be-
zahlte die Fuhre mit anderthalb franzoͤſiſchen Louisd'or,
oder 9 Rthlr.

Bern.
Den 14, 15 und 16 Septemb. Aufenthalt in
Bern.

Das gleich den Tag nach meiner Ankunft einge-
fallene kalte Regenwetter that eine ſo uͤble Wirkung
auf mich, daß ich mich zu Bette legen mußte. Die
ganze Zeit meines Aufenthalts in Bern mußte ich
mich im Zimmer aufhalten; auch waren meine mei-
ſten Bekannten abweſend. Doch hatte ich das Ver-
gnuͤgen, meinen fuͤrtrefflichen Freund, den Hrn. Leib-
arzt Zimmermann aus Hannover, da anzutreffen;
und weil der alte Herr von Haller nahe an dem Gaſt-
hofe, in dem ich abgetreten war, wohnet, ſo konnte
ich doch mich ſo viel ermuntern, ihn zu beſuchen. Jch
traf ihn zwar im Bett, aber bey voͤlliger Munterkeit
des Geiſtes an. Ganz Europa kennt und verehrt
das herrliche Genie, die erſtaunlich ausgebreiteten
Kenntniſſe, und die bewundernswuͤrdige Arbeitſam-
keit dieſes in der That großen Mannes: wer aber Ge-

legen-
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[34/0052] Tagebuch von einer nach Nizza Ganz nahe bey Bern faͤhrt man einen Berg her- unter, um an das dieſſeitige Thor an der Aare zu kommen. Ehedem war dieſer Weg ſteil und hoͤchſt beſchwerlich; jetzt iſt er mit koͤniglichem Aufwand ſo be- quem gemacht, als ob man auf der Ebene fuͤhre. Es iſt uͤberhaupt das Genie der Regierung in Bern, daß alles, was ſie zu allgemeinem Nutzen des Landes an Gebaͤuden und andern Unternehmungen veranſtaltet, das Gepraͤg einer edlen Groͤße ohne Prahlerey hat. Von Baſel nach Bern habe ich den Weg nicht gemeſſen; er wird 18 Stunden gerechnet; und ich be- zahlte die Fuhre mit anderthalb franzoͤſiſchen Louisd'or, oder 9 Rthlr. Den 14, 15 und 16 Septemb. Aufenthalt in Bern. Das gleich den Tag nach meiner Ankunft einge- fallene kalte Regenwetter that eine ſo uͤble Wirkung auf mich, daß ich mich zu Bette legen mußte. Die ganze Zeit meines Aufenthalts in Bern mußte ich mich im Zimmer aufhalten; auch waren meine mei- ſten Bekannten abweſend. Doch hatte ich das Ver- gnuͤgen, meinen fuͤrtrefflichen Freund, den Hrn. Leib- arzt Zimmermann aus Hannover, da anzutreffen; und weil der alte Herr von Haller nahe an dem Gaſt- hofe, in dem ich abgetreten war, wohnet, ſo konnte ich doch mich ſo viel ermuntern, ihn zu beſuchen. Jch traf ihn zwar im Bett, aber bey voͤlliger Munterkeit des Geiſtes an. Ganz Europa kennt und verehrt das herrliche Genie, die erſtaunlich ausgebreiteten Kenntniſſe, und die bewundernswuͤrdige Arbeitſam- keit dieſes in der That großen Mannes: wer aber Ge- legen-

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/52>, abgerufen am 23.11.2024.