Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.Tagebuch von einer nach Nizza wechselung der angenehmsten Gegenstände aus. Manhat sich also nicht zu verwundern, daß so viele vermö- gende Fremde, die kein anderes Jnteresse haben, als ihr Leben ruhig und vergnügt zuzubringen, sich in Lausanne oder in der dortigen Gegend niederlassen. Die verbürgerten Einwohner von Lausanne se- Selbst der gemeine Bürger in Lausanne hält ein-
Tagebuch von einer nach Nizza wechſelung der angenehmſten Gegenſtaͤnde aus. Manhat ſich alſo nicht zu verwundern, daß ſo viele vermoͤ- gende Fremde, die kein anderes Jntereſſe haben, als ihr Leben ruhig und vergnuͤgt zuzubringen, ſich in Lauſanne oder in der dortigen Gegend niederlaſſen. Die verbuͤrgerten Einwohner von Lauſanne ſe- Selbſt der gemeine Buͤrger in Lauſanne haͤlt ein-
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Tagebuch von einer nach Nizza
wechſelung der angenehmſten Gegenſtaͤnde aus. Man
hat ſich alſo nicht zu verwundern, daß ſo viele vermoͤ-
gende Fremde, die kein anderes Jntereſſe haben, als
ihr Leben ruhig und vergnuͤgt zuzubringen, ſich in
Lauſanne oder in der dortigen Gegend niederlaſſen.
Die verbuͤrgerten Einwohner von Lauſanne ſe-
hen dieſe Stadt gleichſam als den Hof des Landes an.
Die vornehmen Einwohner fuͤhren eine hofmaͤßige Le-
bensart, indem ſie taͤglich geſellſchaftliche Zuſammen-
kuͤnfte halten, darin der Abend mit Spielen und geſell-
ſchaftlichen Unterredungen zugebracht wird. Fremde
ſind in dieſen Geſellſchaften allezeit willkommen, und
koͤnnen alſo das ganze Jahr durch taͤglich dieſen Zeit-
vertreib genießen. Die Lebensart iſt uͤbrigens ſehr
frey, und unter dem vornehmen Frauenzimmer viel-
leicht zu frey. Bey dem allen bemerkt man doch oh-
ne genaues Nachforſchen, daß dieſe Stadt uͤberhaupt
ſich nur in mittelmaͤßigem Wohlſtand befindet, und
daß die dortige Ueppigkeit mehr von dem Hange der
Einwohner, als von Ueberfluß herkommt.
Selbſt der gemeine Buͤrger in Lauſanne haͤlt
ſich zu vornehm, durch irgend ein Handwerk ſeinen
Unterhalt zu verdienen. Die Handwerksleute ſind
Fremde, meiſt deutſche Schweizer. Handlung iſt
in Lauſanne wenig, und der gemeine Buͤrger lebt
zum Theil von dem Einkommen kleiner Bedienungen
bey der Stadt, auch bey der Landesregierung; zum
Theil von dem Ertrag ſeiner liegenden Gruͤnde, die
hier fuͤrtrefflich angebaut und hoch genutzt werden.
Andre haben ihr Einkommen von Vermiethung ihrer
Haͤuſer und von Penſionen der ſich da aufhaltenden
fremden Studirenden. Ueberhaupt wiſſen ſie ſich ſo
ein-
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