Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.
Tagebuch von einer nach Nizza übergeben hat. Der Anschlag der Kosten zur Aus-führung desselben beläuft sich ohngefähr auf vier Mil- lionen Livres, zu deren Herbeyschaffung eine Gesell- schaft von Actionairs sollte errichtet werden. Nach unzähligen Schwierigkeiten und Widersprüchen ist end- lich der ganze Plan an den Hof eingeschickt, und in dem Staatsrath gut geheissen worden. Hierauf wur- de die Gesellschaft der Actionairs errichtet, und an die Ausführung dieses großen Werks Hand gelegt. Bis jetzt sollen 1600000 Livres wirklich verwendet seyn, und man versicherte mich, daß nun die Actien in ih- rem Werth schon merklich gestiegen seyn. Die Ge- sellschaft gedenket sich ihrer Auslagen dadurch schadlos zu halten, daß sie das Eigenthum über die Jnsel, über den Grund und Boden des neuen Quartiers, und über die Mühlen bekommt. Einen Theil der Bau- stellen des neuen Quartiers verkauft sie wieder an sol- che, die Lust haben, Häuser darauf zu bauen; was auf diese Art nicht verkauft wird, wird die Gesell- schaft selbst bebauen, und hernach die fertigen Häuser entweder verkaufen oder vermiethen. Da diese Stadt sehr volkreich ist, und sich noch Jch fuhr auf die oft erwähnte Jnsel hin, um war
Tagebuch von einer nach Nizza uͤbergeben hat. Der Anſchlag der Koſten zur Aus-fuͤhrung deſſelben belaͤuft ſich ohngefaͤhr auf vier Mil- lionen Livres, zu deren Herbeyſchaffung eine Geſell- ſchaft von Actionairs ſollte errichtet werden. Nach unzaͤhligen Schwierigkeiten und Widerſpruͤchen iſt end- lich der ganze Plan an den Hof eingeſchickt, und in dem Staatsrath gut geheiſſen worden. Hierauf wur- de die Geſellſchaft der Actionairs errichtet, und an die Ausfuͤhrung dieſes großen Werks Hand gelegt. Bis jetzt ſollen 1600000 Livres wirklich verwendet ſeyn, und man verſicherte mich, daß nun die Actien in ih- rem Werth ſchon merklich geſtiegen ſeyn. Die Ge- ſellſchaft gedenket ſich ihrer Auslagen dadurch ſchadlos zu halten, daß ſie das Eigenthum uͤber die Jnſel, uͤber den Grund und Boden des neuen Quartiers, und uͤber die Muͤhlen bekommt. Einen Theil der Bau- ſtellen des neuen Quartiers verkauft ſie wieder an ſol- che, die Luſt haben, Haͤuſer darauf zu bauen; was auf dieſe Art nicht verkauft wird, wird die Geſell- ſchaft ſelbſt bebauen, und hernach die fertigen Haͤuſer entweder verkaufen oder vermiethen. Da dieſe Stadt ſehr volkreich iſt, und ſich noch Jch fuhr auf die oft erwaͤhnte Jnſel hin, um war
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="diaryEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0096" n="78"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Tagebuch von einer nach Nizza</hi></fw><lb/> uͤbergeben hat. Der Anſchlag der Koſten zur Aus-<lb/> fuͤhrung deſſelben belaͤuft ſich ohngefaͤhr auf vier Mil-<lb/> lionen Livres, zu deren Herbeyſchaffung eine Geſell-<lb/> ſchaft von Actionairs ſollte errichtet werden. Nach<lb/> unzaͤhligen Schwierigkeiten und Widerſpruͤchen iſt end-<lb/> lich der ganze Plan an den Hof eingeſchickt, und in<lb/> dem Staatsrath gut geheiſſen worden. Hierauf wur-<lb/> de die Geſellſchaft der Actionairs errichtet, und an die<lb/> Ausfuͤhrung dieſes großen Werks Hand gelegt. Bis<lb/> jetzt ſollen 1600000 Livres wirklich verwendet ſeyn,<lb/> und man verſicherte mich, daß nun die Actien in ih-<lb/> rem Werth ſchon merklich geſtiegen ſeyn. Die Ge-<lb/> ſellſchaft gedenket ſich ihrer Auslagen dadurch ſchadlos<lb/> zu halten, daß ſie das Eigenthum uͤber die Jnſel,<lb/> uͤber den Grund und Boden des neuen Quartiers, und<lb/> uͤber die Muͤhlen bekommt. Einen Theil der Bau-<lb/> ſtellen des neuen Quartiers verkauft ſie wieder an ſol-<lb/> che, die Luſt haben, Haͤuſer darauf zu bauen; was<lb/> auf dieſe Art nicht verkauft wird, wird die Geſell-<lb/> ſchaft ſelbſt bebauen, und hernach die fertigen Haͤuſer<lb/> entweder verkaufen oder vermiethen.</p><lb/> <p>Da dieſe Stadt ſehr volkreich iſt, und ſich noch<lb/> immer aufnimmt, ſo war dieſes der einzige Weg, ſie<lb/> zu erweitern, da von keiner andern Seite als gegen<lb/> dieſe Jnſel eine Vergroͤßerung der Stadt moͤglich iſt,<lb/> die an der Nordſeite durch hohe Berge, an der Mit-<lb/> tagsſeite durch die Rhone eingeſchraͤnkt, an der Oſt-<lb/> ſeite aber, wegen der unmittelbar an die Rhone ſtoſ-<lb/> ſenden Berge, keiner Erweiterung faͤhig war.</p><lb/> <p>Jch fuhr auf die oft erwaͤhnte Jnſel hin, um<lb/> den angefangenen Bau in Augenſchein zu nehmen.<lb/> Die Zudaͤmmung der Rhone nach der Saone hin<lb/> <fw place="bottom" type="catch">war</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [78/0096]
Tagebuch von einer nach Nizza
uͤbergeben hat. Der Anſchlag der Koſten zur Aus-
fuͤhrung deſſelben belaͤuft ſich ohngefaͤhr auf vier Mil-
lionen Livres, zu deren Herbeyſchaffung eine Geſell-
ſchaft von Actionairs ſollte errichtet werden. Nach
unzaͤhligen Schwierigkeiten und Widerſpruͤchen iſt end-
lich der ganze Plan an den Hof eingeſchickt, und in
dem Staatsrath gut geheiſſen worden. Hierauf wur-
de die Geſellſchaft der Actionairs errichtet, und an die
Ausfuͤhrung dieſes großen Werks Hand gelegt. Bis
jetzt ſollen 1600000 Livres wirklich verwendet ſeyn,
und man verſicherte mich, daß nun die Actien in ih-
rem Werth ſchon merklich geſtiegen ſeyn. Die Ge-
ſellſchaft gedenket ſich ihrer Auslagen dadurch ſchadlos
zu halten, daß ſie das Eigenthum uͤber die Jnſel,
uͤber den Grund und Boden des neuen Quartiers, und
uͤber die Muͤhlen bekommt. Einen Theil der Bau-
ſtellen des neuen Quartiers verkauft ſie wieder an ſol-
che, die Luſt haben, Haͤuſer darauf zu bauen; was
auf dieſe Art nicht verkauft wird, wird die Geſell-
ſchaft ſelbſt bebauen, und hernach die fertigen Haͤuſer
entweder verkaufen oder vermiethen.
Da dieſe Stadt ſehr volkreich iſt, und ſich noch
immer aufnimmt, ſo war dieſes der einzige Weg, ſie
zu erweitern, da von keiner andern Seite als gegen
dieſe Jnſel eine Vergroͤßerung der Stadt moͤglich iſt,
die an der Nordſeite durch hohe Berge, an der Mit-
tagsſeite durch die Rhone eingeſchraͤnkt, an der Oſt-
ſeite aber, wegen der unmittelbar an die Rhone ſtoſ-
ſenden Berge, keiner Erweiterung faͤhig war.
Jch fuhr auf die oft erwaͤhnte Jnſel hin, um
den angefangenen Bau in Augenſchein zu nehmen.
Die Zudaͤmmung der Rhone nach der Saone hin
war
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
| URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780 |
| URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/96 |
| Zitationshilfe: | Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/96>, abgerufen am 23.11.2024. |
