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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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gethanen Reise.
war bereits schon ziemlich weit getrieben, und die bey-
den Ufer des seichten gerade ausgehenden Stroms,
durch den künftig die Rhone fließen soll, waren bereits
befestiget. Sie sind so gemacht, daß die Ufer eine
Böschung oder Abdachung von ohngefähr 45 Graden
haben. Um das Einreissen des Wassers zu verhin-
dern, sind diese Ufer mit großen Steinen, die, wie
bey Pflasterung der Straßen, blos in die Erde einge-
setzt werden, belegt. Mir schien diese Befestigung
der Ufer eines so schnellen und so gewaltig anwachsen-
den Stroms doch etwas unzuverläßig. Doch wird
die Sicherheit dadurch vermehrt, daß der Strom sei-
nen Lauf in völlig gerader Linie fortsetzet.

Viele hundert Menschen waren beschäfftiget, das
neue Bett, wodurch die Rhone künftig fließen soll,
auszuräumen und zu vertiefen. Der herausgenom-
mene Schutt wird zur Erhöhung der Jnsel gebraucht.
Die Straße am Ufer, oder der neue Kay längst der
Jnsel herunter, war bereits fertig, und durchaus mit
schönen hohen Pappeln besetzt. Auch war das große
Wasserbehältniß auf der Jnsel, und ein Theil des
durch diese zu führenden Canals meist fertig, und man
war mit Erbauung der Mühlen an diesem Canal be-
schäfftigt. Es war ein schönes Schauspiel, mehr als
tausend Menschen an verschiedenen Gegenden mit Aus-
führung eines so wichtigen Werks beschäfftigt zu sehen.
Jch hatte das Vergnügen, den Hrn. Perrache bey
dieser Gelegenheit zu sehen, und er hatte die Gefällig-
keit, mir nicht nur den Hauptplan des ganzen Werks,
sondern auch die Zeichnungen der besondern Hauptthei-
le desselben, besonders der Mühlen, wo er sehr sinn-
reiche Erfindungen angebracht hat, zu zeigen; dabey

ent-

gethanen Reiſe.
war bereits ſchon ziemlich weit getrieben, und die bey-
den Ufer des ſeichten gerade ausgehenden Stroms,
durch den kuͤnftig die Rhone fließen ſoll, waren bereits
befeſtiget. Sie ſind ſo gemacht, daß die Ufer eine
Boͤſchung oder Abdachung von ohngefaͤhr 45 Graden
haben. Um das Einreiſſen des Waſſers zu verhin-
dern, ſind dieſe Ufer mit großen Steinen, die, wie
bey Pflaſterung der Straßen, blos in die Erde einge-
ſetzt werden, belegt. Mir ſchien dieſe Befeſtigung
der Ufer eines ſo ſchnellen und ſo gewaltig anwachſen-
den Stroms doch etwas unzuverlaͤßig. Doch wird
die Sicherheit dadurch vermehrt, daß der Strom ſei-
nen Lauf in voͤllig gerader Linie fortſetzet.

Viele hundert Menſchen waren beſchaͤfftiget, das
neue Bett, wodurch die Rhone kuͤnftig fließen ſoll,
auszuraͤumen und zu vertiefen. Der herausgenom-
mene Schutt wird zur Erhoͤhung der Jnſel gebraucht.
Die Straße am Ufer, oder der neue Kay laͤngſt der
Jnſel herunter, war bereits fertig, und durchaus mit
ſchoͤnen hohen Pappeln beſetzt. Auch war das große
Waſſerbehaͤltniß auf der Jnſel, und ein Theil des
durch dieſe zu fuͤhrenden Canals meiſt fertig, und man
war mit Erbauung der Muͤhlen an dieſem Canal be-
ſchaͤfftigt. Es war ein ſchoͤnes Schauſpiel, mehr als
tauſend Menſchen an verſchiedenen Gegenden mit Aus-
fuͤhrung eines ſo wichtigen Werks beſchaͤfftigt zu ſehen.
Jch hatte das Vergnuͤgen, den Hrn. Perrache bey
dieſer Gelegenheit zu ſehen, und er hatte die Gefaͤllig-
keit, mir nicht nur den Hauptplan des ganzen Werks,
ſondern auch die Zeichnungen der beſondern Hauptthei-
le deſſelben, beſonders der Muͤhlen, wo er ſehr ſinn-
reiche Erfindungen angebracht hat, zu zeigen; dabey

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[79/0097] gethanen Reiſe. war bereits ſchon ziemlich weit getrieben, und die bey- den Ufer des ſeichten gerade ausgehenden Stroms, durch den kuͤnftig die Rhone fließen ſoll, waren bereits befeſtiget. Sie ſind ſo gemacht, daß die Ufer eine Boͤſchung oder Abdachung von ohngefaͤhr 45 Graden haben. Um das Einreiſſen des Waſſers zu verhin- dern, ſind dieſe Ufer mit großen Steinen, die, wie bey Pflaſterung der Straßen, blos in die Erde einge- ſetzt werden, belegt. Mir ſchien dieſe Befeſtigung der Ufer eines ſo ſchnellen und ſo gewaltig anwachſen- den Stroms doch etwas unzuverlaͤßig. Doch wird die Sicherheit dadurch vermehrt, daß der Strom ſei- nen Lauf in voͤllig gerader Linie fortſetzet. Viele hundert Menſchen waren beſchaͤfftiget, das neue Bett, wodurch die Rhone kuͤnftig fließen ſoll, auszuraͤumen und zu vertiefen. Der herausgenom- mene Schutt wird zur Erhoͤhung der Jnſel gebraucht. Die Straße am Ufer, oder der neue Kay laͤngſt der Jnſel herunter, war bereits fertig, und durchaus mit ſchoͤnen hohen Pappeln beſetzt. Auch war das große Waſſerbehaͤltniß auf der Jnſel, und ein Theil des durch dieſe zu fuͤhrenden Canals meiſt fertig, und man war mit Erbauung der Muͤhlen an dieſem Canal be- ſchaͤfftigt. Es war ein ſchoͤnes Schauſpiel, mehr als tauſend Menſchen an verſchiedenen Gegenden mit Aus- fuͤhrung eines ſo wichtigen Werks beſchaͤfftigt zu ſehen. Jch hatte das Vergnuͤgen, den Hrn. Perrache bey dieſer Gelegenheit zu ſehen, und er hatte die Gefaͤllig- keit, mir nicht nur den Hauptplan des ganzen Werks, ſondern auch die Zeichnungen der beſondern Hauptthei- le deſſelben, beſonders der Muͤhlen, wo er ſehr ſinn- reiche Erfindungen angebracht hat, zu zeigen; dabey ent-

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/97>, abgerufen am 09.11.2024.