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Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771.

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[Spaltenumbruch]

Erh
hinein bliken läßt, als wenn man uns äusserliche
Zeichen vorlegt, aus denen wir das inwendige erst
abnehmen sollen. Der Mahler oder Bildhauer,
der Genie genug hat, die Seele im Körper sichtbar
zu machen, kann ohne gewaltsame Bewegungen
das Erhabenste der Empfindungen ausdrüken; wer
aber im Körper nichts, als leblose Materie sieht,
muß das, was in der Seele vorgeht, mittelbar,
durch allerhand Zeichen ausdrüken. Scopas, oder
wer der Künstler seyn mag, dessen Meißel die Niobe
gebildet hat, konnte das tödtliche Entsetzen dieser
unglüklichen Mutter unmittelbar in ihrem Gesicht
(*) S.
Winkel-
mauns

Gesch. der
Kunst II
Th. S. 347
ausdrüken, und Agesander nebst seinen Gehülfen (*)
hatten, um den heftigsten Schmerz des Laocoons
auszudrüken, nicht nöthig die Zeichen des Schreyens
oder Heulens zu Hülfe zu nehmen. Die leidende
Seele zeiget sich dem Aug und auf dem ganzen
Körper, das Gehör braucht nicht gerührt zu werden.
Dieses mußte Virgilius zu Hülfe nehmen, weil sich
Gesichtszüge und Stellung des Körpers nicht so be-
schreiben lassen, daß die Seele sichtbar wird. Der
Bildhauer konnte den Schmerz selbst ausdrüken; der
Dichter mußte ein Zeichen desselben fühlen lassen.

Die Hülfsmittel zum Erhabenen, die in dem
Ausdruk liegen, scheinet Longinus für die redenden
Künste sehr richtig angegeben zu haben, wie schon
vorher erinnert worden. Er nennt drey Gattun-
gen derselben; schikliche Figuren, sowol gramma-
tische, als rhetorische; eine gute Wahl des Aus-
druks
und einen der Größe der Sach angemessenen
Ton, und die dazu nöthige Zusammenfügung der
(*) VIII
Absch. §. 1.
Rede. (*) Wie durch diese verschiedenen Hülfsmittel
die Vorstellungen, denen es sonst nicht an innerli-
cher Größe fehlet, noch größer erscheinen und bis zum
Erhabenen steigen, zeiget dieser scharfsinnige Kunst-
(*) im XVI
u s f. Ab-
schnitten
richter weitläuftig, (*) und verdient hierüber mit
Aufmerksamkeit gelesen zu werden. Wir merken
überhaupt an, daß die Art des Ausdruks das Er-
habene der Vorstellung auf eine doppelte Weise her-
ausbringen kann; 1) dadurch, daß Vorstellungen,
deren Größe wir durch abgezogene Begriffe nicht
fassen, durch die Entwiklung oder durch Einkleidung
groß und erhaben erscheinen; 2) daß der feyerliche oder
lebhafte Ton uns reizt und gleichsam zwingt, uns
die Sachen groß vorzustellen. Beydes verdient
eine nähere Betrachtung.

[Spaltenumbruch]
Erh

Daß große Vorstellungen bisweilen erst durch
Entwiklung Erhaben werden, weil wir sie ohne diese
nicht faßen oder abmessen könnten, beweisen die
schon vorher angeführten Beyspiele von der Ewig-
keit überhaupt, und besonders von der Ewigkeit Got-
tes. So kann auch durch mancherley Arten der
Einkleidung die Hoheit abgezogener Vorstellungen,
begreiflich oder rührend werden. Wir fühlen nichts
Erhabenes, wenn man uns sagt, Gott habe alles
mit Weißheit geordnet; Salomon
kleidet dieses so
ein, daß es Erhaben wird. (*) Durch Bilder, Gleich-(*) Spr.
Sal. VIII
27-31.

nisse, und besonders durch Belebung des Leblosen
und der abgezogenen Begriffe, können Vorstellun-
gen, die sonst wenig Kraft haben würden, bis zum
Erstaunen kräftig werden. Wer erstaunt nicht,
wenn Haller von dem Erfinder des Schießpulvers
den wunderbaren Ausdruk braucht: Er schaft dem
Donner Brüder!
hier kommt das Erhabene blos
von der Einkleidung. Die Poesien der Hebräer ge-
ben unzählige fürtrefliche Beyspiele von solcher Er-
hebung der Vorstellungen, die sich für die Dicht-
kunst vorzüglich schiket, ob sie gleich der Beredsam-
keit nicht ganz verboten ist. (+)

Daß der Ton der Rede, die blos grammatischen
Figuren, die Wahl vollklingender und edler, auch bis-
weilen ungewöhnlicher, oder schikliche Nebenbegriffe
erwekender Wörter, ernsthaften und an sich wichti-
gen Vorstellungen etwas Erhabenes mittheilen kön-
nen, läßt sich gleich begreifen und durch Beyspiele
fühlbar machen. Der Eindruk, den eine Sache auf
uns machen soll, kommt zum Theil von der Faßung
her, in welcher wir uns befinden. Das blos me-
chanische der Rede sezt uns oft in die eigentlichste
und beste Faßung, am lebhaftesten gerührt zu wer-
den. Wer schon durch den Ton der Rede geschrekt
wird, auf den macht eine schrekhafte Vorstellung
einen desto lebhaftern Eindruk, und der feyerliche
Ton und Gang der Rede macht oft, daß Vorstel-
lungen von mittelmäßiger Kraft die ganze Seel
ergreifen. Daher wird begreiflich, daß ein Theil
der Kraft des Erhabenen blos in dem Mechanischen
des Ausdruks liegen könne. Beyspiele hievon geben
fast alle Chöre in den griechischen Tragödien, und in
Klopstoks Meßias ist kaum eine Seite, wo man nicht
mehr, als eines antrift; weil nie ein Dichter so durch-
aus den hohen Ton getroffen hat, wie dieser.

Es
(+) Man sehe hierüber Lowths Vorlesungen über die
[Spaltenumbruch] Poesie der Hebräer in der XIII u. f. f. Lectionen.

[Spaltenumbruch]

Erh
hinein bliken laͤßt, als wenn man uns aͤuſſerliche
Zeichen vorlegt, aus denen wir das inwendige erſt
abnehmen ſollen. Der Mahler oder Bildhauer,
der Genie genug hat, die Seele im Koͤrper ſichtbar
zu machen, kann ohne gewaltſame Bewegungen
das Erhabenſte der Empfindungen ausdruͤken; wer
aber im Koͤrper nichts, als lebloſe Materie ſieht,
muß das, was in der Seele vorgeht, mittelbar,
durch allerhand Zeichen ausdruͤken. Scopas, oder
wer der Kuͤnſtler ſeyn mag, deſſen Meißel die Niobe
gebildet hat, konnte das toͤdtliche Entſetzen dieſer
ungluͤklichen Mutter unmittelbar in ihrem Geſicht
(*) S.
Winkel-
mauns

Geſch. der
Kunſt II
Th. S. 347
ausdruͤken, und Ageſander nebſt ſeinen Gehuͤlfen (*)
hatten, um den heftigſten Schmerz des Laocoons
auszudruͤken, nicht noͤthig die Zeichen des Schreyens
oder Heulens zu Huͤlfe zu nehmen. Die leidende
Seele zeiget ſich dem Aug und auf dem ganzen
Koͤrper, das Gehoͤr braucht nicht geruͤhrt zu werden.
Dieſes mußte Virgilius zu Huͤlfe nehmen, weil ſich
Geſichtszuͤge und Stellung des Koͤrpers nicht ſo be-
ſchreiben laſſen, daß die Seele ſichtbar wird. Der
Bildhauer konnte den Schmerz ſelbſt ausdruͤken; der
Dichter mußte ein Zeichen deſſelben fuͤhlen laſſen.

Die Huͤlfsmittel zum Erhabenen, die in dem
Ausdruk liegen, ſcheinet Longinus fuͤr die redenden
Kuͤnſte ſehr richtig angegeben zu haben, wie ſchon
vorher erinnert worden. Er nennt drey Gattun-
gen derſelben; ſchikliche Figuren, ſowol gramma-
tiſche, als rhetoriſche; eine gute Wahl des Aus-
druks
und einen der Groͤße der Sach angemeſſenen
Ton, und die dazu noͤthige Zuſammenfuͤgung der
(*) VIII
Abſch. §. 1.
Rede. (*) Wie durch dieſe verſchiedenen Huͤlfsmittel
die Vorſtellungen, denen es ſonſt nicht an innerli-
cher Groͤße fehlet, noch groͤßer erſcheinen und bis zum
Erhabenen ſteigen, zeiget dieſer ſcharfſinnige Kunſt-
(*) im XVI
u ſ f. Ab-
ſchnitten
richter weitlaͤuftig, (*) und verdient hieruͤber mit
Aufmerkſamkeit geleſen zu werden. Wir merken
uͤberhaupt an, daß die Art des Ausdruks das Er-
habene der Vorſtellung auf eine doppelte Weiſe her-
ausbringen kann; 1) dadurch, daß Vorſtellungen,
deren Groͤße wir durch abgezogene Begriffe nicht
faſſen, durch die Entwiklung oder durch Einkleidung
groß und erhaben erſcheinen; 2) daß der feyerliche oder
lebhafte Ton uns reizt und gleichſam zwingt, uns
die Sachen groß vorzuſtellen. Beydes verdient
eine naͤhere Betrachtung.

[Spaltenumbruch]
Erh

Daß große Vorſtellungen bisweilen erſt durch
Entwiklung Erhaben werden, weil wir ſie ohne dieſe
nicht faßen oder abmeſſen koͤnnten, beweiſen die
ſchon vorher angefuͤhrten Beyſpiele von der Ewig-
keit uͤberhaupt, und beſonders von der Ewigkeit Got-
tes. So kann auch durch mancherley Arten der
Einkleidung die Hoheit abgezogener Vorſtellungen,
begreiflich oder ruͤhrend werden. Wir fuͤhlen nichts
Erhabenes, wenn man uns ſagt, Gott habe alles
mit Weißheit geordnet; Salomon
kleidet dieſes ſo
ein, daß es Erhaben wird. (*) Durch Bilder, Gleich-(*) Spr.
Sal. VIII
27-31.

niſſe, und beſonders durch Belebung des Lebloſen
und der abgezogenen Begriffe, koͤnnen Vorſtellun-
gen, die ſonſt wenig Kraft haben wuͤrden, bis zum
Erſtaunen kraͤftig werden. Wer erſtaunt nicht,
wenn Haller von dem Erfinder des Schießpulvers
den wunderbaren Ausdruk braucht: Er ſchaft dem
Donner Bruͤder!
hier kommt das Erhabene blos
von der Einkleidung. Die Poeſien der Hebraͤer ge-
ben unzaͤhlige fuͤrtrefliche Beyſpiele von ſolcher Er-
hebung der Vorſtellungen, die ſich fuͤr die Dicht-
kunſt vorzuͤglich ſchiket, ob ſie gleich der Beredſam-
keit nicht ganz verboten iſt. (†)

Daß der Ton der Rede, die blos grammatiſchen
Figuren, die Wahl vollklingender und edler, auch bis-
weilen ungewoͤhnlicher, oder ſchikliche Nebenbegriffe
erwekender Woͤrter, ernſthaften und an ſich wichti-
gen Vorſtellungen etwas Erhabenes mittheilen koͤn-
nen, laͤßt ſich gleich begreifen und durch Beyſpiele
fuͤhlbar machen. Der Eindruk, den eine Sache auf
uns machen ſoll, kommt zum Theil von der Faßung
her, in welcher wir uns befinden. Das blos me-
chaniſche der Rede ſezt uns oft in die eigentlichſte
und beſte Faßung, am lebhafteſten geruͤhrt zu wer-
den. Wer ſchon durch den Ton der Rede geſchrekt
wird, auf den macht eine ſchrekhafte Vorſtellung
einen deſto lebhaftern Eindruk, und der feyerliche
Ton und Gang der Rede macht oft, daß Vorſtel-
lungen von mittelmaͤßiger Kraft die ganze Seel
ergreifen. Daher wird begreiflich, daß ein Theil
der Kraft des Erhabenen blos in dem Mechaniſchen
des Ausdruks liegen koͤnne. Beyſpiele hievon geben
faſt alle Choͤre in den griechiſchen Tragoͤdien, und in
Klopſtoks Meßias iſt kaum eine Seite, wo man nicht
mehr, als eines antrift; weil nie ein Dichter ſo durch-
aus den hohen Ton getroffen hat, wie dieſer.

Es
(†) Man ſehe hieruͤber Lowths Vorleſungen uͤber die
[Spaltenumbruch] Poeſie der Hebraͤer in der XIII u. f. f. Lectionen.
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[348/0360] Erh Erh hinein bliken laͤßt, als wenn man uns aͤuſſerliche Zeichen vorlegt, aus denen wir das inwendige erſt abnehmen ſollen. Der Mahler oder Bildhauer, der Genie genug hat, die Seele im Koͤrper ſichtbar zu machen, kann ohne gewaltſame Bewegungen das Erhabenſte der Empfindungen ausdruͤken; wer aber im Koͤrper nichts, als lebloſe Materie ſieht, muß das, was in der Seele vorgeht, mittelbar, durch allerhand Zeichen ausdruͤken. Scopas, oder wer der Kuͤnſtler ſeyn mag, deſſen Meißel die Niobe gebildet hat, konnte das toͤdtliche Entſetzen dieſer ungluͤklichen Mutter unmittelbar in ihrem Geſicht ausdruͤken, und Ageſander nebſt ſeinen Gehuͤlfen (*) hatten, um den heftigſten Schmerz des Laocoons auszudruͤken, nicht noͤthig die Zeichen des Schreyens oder Heulens zu Huͤlfe zu nehmen. Die leidende Seele zeiget ſich dem Aug und auf dem ganzen Koͤrper, das Gehoͤr braucht nicht geruͤhrt zu werden. Dieſes mußte Virgilius zu Huͤlfe nehmen, weil ſich Geſichtszuͤge und Stellung des Koͤrpers nicht ſo be- ſchreiben laſſen, daß die Seele ſichtbar wird. Der Bildhauer konnte den Schmerz ſelbſt ausdruͤken; der Dichter mußte ein Zeichen deſſelben fuͤhlen laſſen. (*) S. Winkel- mauns Geſch. der Kunſt II Th. S. 347 Die Huͤlfsmittel zum Erhabenen, die in dem Ausdruk liegen, ſcheinet Longinus fuͤr die redenden Kuͤnſte ſehr richtig angegeben zu haben, wie ſchon vorher erinnert worden. Er nennt drey Gattun- gen derſelben; ſchikliche Figuren, ſowol gramma- tiſche, als rhetoriſche; eine gute Wahl des Aus- druks und einen der Groͤße der Sach angemeſſenen Ton, und die dazu noͤthige Zuſammenfuͤgung der Rede. (*) Wie durch dieſe verſchiedenen Huͤlfsmittel die Vorſtellungen, denen es ſonſt nicht an innerli- cher Groͤße fehlet, noch groͤßer erſcheinen und bis zum Erhabenen ſteigen, zeiget dieſer ſcharfſinnige Kunſt- richter weitlaͤuftig, (*) und verdient hieruͤber mit Aufmerkſamkeit geleſen zu werden. Wir merken uͤberhaupt an, daß die Art des Ausdruks das Er- habene der Vorſtellung auf eine doppelte Weiſe her- ausbringen kann; 1) dadurch, daß Vorſtellungen, deren Groͤße wir durch abgezogene Begriffe nicht faſſen, durch die Entwiklung oder durch Einkleidung groß und erhaben erſcheinen; 2) daß der feyerliche oder lebhafte Ton uns reizt und gleichſam zwingt, uns die Sachen groß vorzuſtellen. Beydes verdient eine naͤhere Betrachtung. (*) VIII Abſch. §. 1. (*) im XVI u ſ f. Ab- ſchnitten Daß große Vorſtellungen bisweilen erſt durch Entwiklung Erhaben werden, weil wir ſie ohne dieſe nicht faßen oder abmeſſen koͤnnten, beweiſen die ſchon vorher angefuͤhrten Beyſpiele von der Ewig- keit uͤberhaupt, und beſonders von der Ewigkeit Got- tes. So kann auch durch mancherley Arten der Einkleidung die Hoheit abgezogener Vorſtellungen, begreiflich oder ruͤhrend werden. Wir fuͤhlen nichts Erhabenes, wenn man uns ſagt, Gott habe alles mit Weißheit geordnet; Salomon kleidet dieſes ſo ein, daß es Erhaben wird. (*) Durch Bilder, Gleich- niſſe, und beſonders durch Belebung des Lebloſen und der abgezogenen Begriffe, koͤnnen Vorſtellun- gen, die ſonſt wenig Kraft haben wuͤrden, bis zum Erſtaunen kraͤftig werden. Wer erſtaunt nicht, wenn Haller von dem Erfinder des Schießpulvers den wunderbaren Ausdruk braucht: Er ſchaft dem Donner Bruͤder! hier kommt das Erhabene blos von der Einkleidung. Die Poeſien der Hebraͤer ge- ben unzaͤhlige fuͤrtrefliche Beyſpiele von ſolcher Er- hebung der Vorſtellungen, die ſich fuͤr die Dicht- kunſt vorzuͤglich ſchiket, ob ſie gleich der Beredſam- keit nicht ganz verboten iſt. (†) (*) Spr. Sal. VIII 27-31. Daß der Ton der Rede, die blos grammatiſchen Figuren, die Wahl vollklingender und edler, auch bis- weilen ungewoͤhnlicher, oder ſchikliche Nebenbegriffe erwekender Woͤrter, ernſthaften und an ſich wichti- gen Vorſtellungen etwas Erhabenes mittheilen koͤn- nen, laͤßt ſich gleich begreifen und durch Beyſpiele fuͤhlbar machen. Der Eindruk, den eine Sache auf uns machen ſoll, kommt zum Theil von der Faßung her, in welcher wir uns befinden. Das blos me- chaniſche der Rede ſezt uns oft in die eigentlichſte und beſte Faßung, am lebhafteſten geruͤhrt zu wer- den. Wer ſchon durch den Ton der Rede geſchrekt wird, auf den macht eine ſchrekhafte Vorſtellung einen deſto lebhaftern Eindruk, und der feyerliche Ton und Gang der Rede macht oft, daß Vorſtel- lungen von mittelmaͤßiger Kraft die ganze Seel ergreifen. Daher wird begreiflich, daß ein Theil der Kraft des Erhabenen blos in dem Mechaniſchen des Ausdruks liegen koͤnne. Beyſpiele hievon geben faſt alle Choͤre in den griechiſchen Tragoͤdien, und in Klopſtoks Meßias iſt kaum eine Seite, wo man nicht mehr, als eines antrift; weil nie ein Dichter ſo durch- aus den hohen Ton getroffen hat, wie dieſer. Es (†) Man ſehe hieruͤber Lowths Vorleſungen uͤber die Poeſie der Hebraͤer in der XIII u. f. f. Lectionen.

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie01_1771/360>, abgerufen am 22.11.2024.