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Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771.

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[Spaltenumbruch]

Gar
Griechen hatten zwar auch ihre Lustgärten, aber sie
erscheinen in der Geschichte dieser Kunst nicht in dem
Glanz, den die andern schönen Künste in diesem
Land hatten. Die Römer aber scheinen alle Völ-
ker der Welt darin übertroffen zu haben. Allein
sie haben die unschuldigste und angenehmste aller
Künste auf eine ungeheure Weise gemißbraucht,
wie Horaz ihnen auf eine sehr pathetische Weise
(*) Od.
L. II. od.
15.
vorwirft (*). Sie schienen es darauf anzulegen,
ganz Jtalien zu einem unfruchtbaren und blos zur
Ueppigkeit dienenden Lustgarten zu machen. Wir
können uns aber von der eigentlichen Beschaffen-
heit der römischen Gärten keine bestimmte Vorstel-
lung machen.

Jn den neuern Zeiten ist diese Kunst wieder em-
por gekommen. Man sah unter Ludwig dem XIV
einige schöne Gärten, die der berühmte Le Notre
angelegt hat. Doch haben diese Gärten noch zu
viel Kunst und Regelmäßigkeit. Gegenwärtig über-
treffen die Engländer in dieser Kunst alle europäischen
Völker. Die großen englischen Gärten sind Land-
schaften, darin keine Gattung der natürlichen Schön-
heit vermißt wird.

Gavotte.
(Musik.)

Ein kleines zum Tanzen gemachtes Tonstük von
mäßig munterm und angenehmem Charakter. Es
ist in geradem vier viertel Takt, der aber nach Art
des Alla Breve mit [Abbildung]
bezeichnet, und auch im Takt-
schlagen nur mit zwey Zeiten angegeben wird. Es
fängt im Auftakt oder in der zweiten Zeit mit dem
dritten Viertel an, und hat seine Abschnitte von
zwey Takten, folglich immer mitten im dritten
Takt also:

[Abbildung]

Die geschwindesten Noten sind Achtel. Das ganze
Stük wird in zwey Theile, jeder von acht Takten
eingetheilt. Wenn aber die Gavotte nicht zum Tan-
zen, sondern zu Clavierstücken und so genannten Sui-
ten gemacht wird, so bindet man sich nicht genau
an diese Länge.

[Spaltenumbruch]
Geb
Gebälk.
(Baukunst.)

Jst der oberste Theil einer Säulenordnung, näm-
lich das, was von den Säulen unterstützt und getra-
gen wird. Der deutsche Name dieser Sache ist sehr
schiklich; weil er ein aus verschiedenen Balken zu-
sammengesetztes Werk andeutet, und ein solches
Werk wird auch durch das Gebälk, wenn es gleich
von Stein ist, würklich vorgestellt. Man kann sich
von dem Ursprung und der Beschaffenheit des Ge-
bälkes aus der hier stehenden Zeichnung einen ganz
deutlichen Begriff machen.

[Abbildung]

Man stelle sich vor, daß ein verständiger Mensch, ehe
noch irgend das Bauen zu einer Kunst worden, eine
Deke, oder einen Boden habe auf Säulen setzen
wollen. Nachdem er seine Säulen gesetzt hatte,
gab ihm der geringste Grad der Ueberlegung ein,
daß er, so wol von vornen als von hinten, über
seine Säulen zuerst einen Balken legen müsse, der
hier mit a b bezeichnet ist, welcher nicht nur die,
in einer Reyhe stehenden, Säulen zusammen verbän-
de, sondern auch zugleich die Unterlage zu den
Hauptbalken abgäbe. Nun mußte ihm natürlicher
Weise einfallen, auf diese Balken diejenigen Balken
zu legen, die von der Vorderseite des Gebäudes, bis
auf die Hinterseite reichen, und die die eigentliche
Grundlage der Deke, oder des obern Bodens mach-
ten. Hierüber mußten, um den Boden zu vollen-
den, queer über diese Balken dikke Bretter, so wie
die Figur es anzeiget, gelegt werden. Diese Bret-
ter mußten, zu besserer Bedekung der Balken, auf

allen

[Spaltenumbruch]

Gar
Griechen hatten zwar auch ihre Luſtgaͤrten, aber ſie
erſcheinen in der Geſchichte dieſer Kunſt nicht in dem
Glanz, den die andern ſchoͤnen Kuͤnſte in dieſem
Land hatten. Die Roͤmer aber ſcheinen alle Voͤl-
ker der Welt darin uͤbertroffen zu haben. Allein
ſie haben die unſchuldigſte und angenehmſte aller
Kuͤnſte auf eine ungeheure Weiſe gemißbraucht,
wie Horaz ihnen auf eine ſehr pathetiſche Weiſe
(*) Od.
L. II. od.
15.
vorwirft (*). Sie ſchienen es darauf anzulegen,
ganz Jtalien zu einem unfruchtbaren und blos zur
Ueppigkeit dienenden Luſtgarten zu machen. Wir
koͤnnen uns aber von der eigentlichen Beſchaffen-
heit der roͤmiſchen Gaͤrten keine beſtimmte Vorſtel-
lung machen.

Jn den neuern Zeiten iſt dieſe Kunſt wieder em-
por gekommen. Man ſah unter Ludwig dem XIV
einige ſchoͤne Gaͤrten, die der beruͤhmte Le Notre
angelegt hat. Doch haben dieſe Gaͤrten noch zu
viel Kunſt und Regelmaͤßigkeit. Gegenwaͤrtig uͤber-
treffen die Englaͤnder in dieſer Kunſt alle europaͤiſchen
Voͤlker. Die großen engliſchen Gaͤrten ſind Land-
ſchaften, darin keine Gattung der natuͤrlichen Schoͤn-
heit vermißt wird.

Gavotte.
(Muſik.)

Ein kleines zum Tanzen gemachtes Tonſtuͤk von
maͤßig munterm und angenehmem Charakter. Es
iſt in geradem vier viertel Takt, der aber nach Art
des Alla Breve mit [Abbildung]
bezeichnet, und auch im Takt-
ſchlagen nur mit zwey Zeiten angegeben wird. Es
faͤngt im Auftakt oder in der zweiten Zeit mit dem
dritten Viertel an, und hat ſeine Abſchnitte von
zwey Takten, folglich immer mitten im dritten
Takt alſo:

[Abbildung]

Die geſchwindeſten Noten ſind Achtel. Das ganze
Stuͤk wird in zwey Theile, jeder von acht Takten
eingetheilt. Wenn aber die Gavotte nicht zum Tan-
zen, ſondern zu Clavierſtuͤcken und ſo genannten Sui-
ten gemacht wird, ſo bindet man ſich nicht genau
an dieſe Laͤnge.

[Spaltenumbruch]
Geb
Gebaͤlk.
(Baukunſt.)

Jſt der oberſte Theil einer Saͤulenordnung, naͤm-
lich das, was von den Saͤulen unterſtuͤtzt und getra-
gen wird. Der deutſche Name dieſer Sache iſt ſehr
ſchiklich; weil er ein aus verſchiedenen Balken zu-
ſammengeſetztes Werk andeutet, und ein ſolches
Werk wird auch durch das Gebaͤlk, wenn es gleich
von Stein iſt, wuͤrklich vorgeſtellt. Man kann ſich
von dem Urſprung und der Beſchaffenheit des Ge-
baͤlkes aus der hier ſtehenden Zeichnung einen ganz
deutlichen Begriff machen.

[Abbildung]

Man ſtelle ſich vor, daß ein verſtaͤndiger Menſch, ehe
noch irgend das Bauen zu einer Kunſt worden, eine
Deke, oder einen Boden habe auf Saͤulen ſetzen
wollen. Nachdem er ſeine Saͤulen geſetzt hatte,
gab ihm der geringſte Grad der Ueberlegung ein,
daß er, ſo wol von vornen als von hinten, uͤber
ſeine Saͤulen zuerſt einen Balken legen muͤſſe, der
hier mit a b bezeichnet iſt, welcher nicht nur die,
in einer Reyhe ſtehenden, Saͤulen zuſammen verbaͤn-
de, ſondern auch zugleich die Unterlage zu den
Hauptbalken abgaͤbe. Nun mußte ihm natuͤrlicher
Weiſe einfallen, auf dieſe Balken diejenigen Balken
zu legen, die von der Vorderſeite des Gebaͤudes, bis
auf die Hinterſeite reichen, und die die eigentliche
Grundlage der Deke, oder des obern Bodens mach-
ten. Hieruͤber mußten, um den Boden zu vollen-
den, queer uͤber dieſe Balken dikke Bretter, ſo wie
die Figur es anzeiget, gelegt werden. Dieſe Bret-
ter mußten, zu beſſerer Bedekung der Balken, auf

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[424/0436] Gar Geb Griechen hatten zwar auch ihre Luſtgaͤrten, aber ſie erſcheinen in der Geſchichte dieſer Kunſt nicht in dem Glanz, den die andern ſchoͤnen Kuͤnſte in dieſem Land hatten. Die Roͤmer aber ſcheinen alle Voͤl- ker der Welt darin uͤbertroffen zu haben. Allein ſie haben die unſchuldigſte und angenehmſte aller Kuͤnſte auf eine ungeheure Weiſe gemißbraucht, wie Horaz ihnen auf eine ſehr pathetiſche Weiſe vorwirft (*). Sie ſchienen es darauf anzulegen, ganz Jtalien zu einem unfruchtbaren und blos zur Ueppigkeit dienenden Luſtgarten zu machen. Wir koͤnnen uns aber von der eigentlichen Beſchaffen- heit der roͤmiſchen Gaͤrten keine beſtimmte Vorſtel- lung machen. (*) Od. L. II. od. 15. Jn den neuern Zeiten iſt dieſe Kunſt wieder em- por gekommen. Man ſah unter Ludwig dem XIV einige ſchoͤne Gaͤrten, die der beruͤhmte Le Notre angelegt hat. Doch haben dieſe Gaͤrten noch zu viel Kunſt und Regelmaͤßigkeit. Gegenwaͤrtig uͤber- treffen die Englaͤnder in dieſer Kunſt alle europaͤiſchen Voͤlker. Die großen engliſchen Gaͤrten ſind Land- ſchaften, darin keine Gattung der natuͤrlichen Schoͤn- heit vermißt wird. Gavotte. (Muſik.) Ein kleines zum Tanzen gemachtes Tonſtuͤk von maͤßig munterm und angenehmem Charakter. Es iſt in geradem vier viertel Takt, der aber nach Art des Alla Breve mit [Abbildung] bezeichnet, und auch im Takt- ſchlagen nur mit zwey Zeiten angegeben wird. Es faͤngt im Auftakt oder in der zweiten Zeit mit dem dritten Viertel an, und hat ſeine Abſchnitte von zwey Takten, folglich immer mitten im dritten Takt alſo: [Abbildung] Die geſchwindeſten Noten ſind Achtel. Das ganze Stuͤk wird in zwey Theile, jeder von acht Takten eingetheilt. Wenn aber die Gavotte nicht zum Tan- zen, ſondern zu Clavierſtuͤcken und ſo genannten Sui- ten gemacht wird, ſo bindet man ſich nicht genau an dieſe Laͤnge. Gebaͤlk. (Baukunſt.) Jſt der oberſte Theil einer Saͤulenordnung, naͤm- lich das, was von den Saͤulen unterſtuͤtzt und getra- gen wird. Der deutſche Name dieſer Sache iſt ſehr ſchiklich; weil er ein aus verſchiedenen Balken zu- ſammengeſetztes Werk andeutet, und ein ſolches Werk wird auch durch das Gebaͤlk, wenn es gleich von Stein iſt, wuͤrklich vorgeſtellt. Man kann ſich von dem Urſprung und der Beſchaffenheit des Ge- baͤlkes aus der hier ſtehenden Zeichnung einen ganz deutlichen Begriff machen. [Abbildung] Man ſtelle ſich vor, daß ein verſtaͤndiger Menſch, ehe noch irgend das Bauen zu einer Kunſt worden, eine Deke, oder einen Boden habe auf Saͤulen ſetzen wollen. Nachdem er ſeine Saͤulen geſetzt hatte, gab ihm der geringſte Grad der Ueberlegung ein, daß er, ſo wol von vornen als von hinten, uͤber ſeine Saͤulen zuerſt einen Balken legen muͤſſe, der hier mit a b bezeichnet iſt, welcher nicht nur die, in einer Reyhe ſtehenden, Saͤulen zuſammen verbaͤn- de, ſondern auch zugleich die Unterlage zu den Hauptbalken abgaͤbe. Nun mußte ihm natuͤrlicher Weiſe einfallen, auf dieſe Balken diejenigen Balken zu legen, die von der Vorderſeite des Gebaͤudes, bis auf die Hinterſeite reichen, und die die eigentliche Grundlage der Deke, oder des obern Bodens mach- ten. Hieruͤber mußten, um den Boden zu vollen- den, queer uͤber dieſe Balken dikke Bretter, ſo wie die Figur es anzeiget, gelegt werden. Dieſe Bret- ter mußten, zu beſſerer Bedekung der Balken, auf allen

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie01_1771/436>, abgerufen am 22.11.2024.