Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771.[Spaltenumbruch] Ara Arc denn gekommen, daß die Gesänge selbst den NamenAntiphonien, oder Antiphona, bekommen haben, und daß die Bücher, worin diese Gesänge gesammelt wa- ren, Antiphonaria genennt wurden, welches ohngefehr das bedeutet, was man gegenwärtig ein Gesang- buch nennt. Aramena. Ein deutscher Roman eines durchlauchtigen Ver- Arcadia. Eine Gesellschaft geistreicher Köpfe, die gegen dem Arc Ohne Zweifel haben die schäferischen Verkappun- Archelaus. Ein griechischer Dichter, von welchem uns nichts Archilochus. Ein griechischer Dichter, der um die 29 Olympias Archilochum proprio rabies armavit Iambo. (*)(*) Hor. de Art. 79. Seine Satyren müssen außerordentlich beißend und Cave, cave; namque in malos asperrimus(*) Hor. Epod. VI. Ovidius führt eine ähnliche Sprache: (*) (*) Ib. 51.-- In te mihi liber Iambus Beyde Stellen zielen auf die Geschichte eines Ly- gefolget.
[Spaltenumbruch] Ara Arc denn gekommen, daß die Geſaͤnge ſelbſt den NamenAntiphonien, oder Antiphona, bekommen haben, und daß die Buͤcher, worin dieſe Geſaͤnge geſammelt wa- ren, Antiphonaria genennt wurden, welches ohngefehr das bedeutet, was man gegenwaͤrtig ein Geſang- buch nennt. Aramena. Ein deutſcher Roman eines durchlauchtigen Ver- Arcadia. Eine Geſellſchaft geiſtreicher Koͤpfe, die gegen dem Arc Ohne Zweifel haben die ſchaͤferiſchen Verkappun- Archelaus. Ein griechiſcher Dichter, von welchem uns nichts Archilochus. Ein griechiſcher Dichter, der um die 29 Olympias Archilochum proprio rabies armavit Iambo. (*)(*) Hor. de Art. 79. Seine Satyren muͤſſen außerordentlich beißend und Cave, cave; namque in malos aſperrimus(*) Hor. Epod. VI. Ovidius fuͤhrt eine aͤhnliche Sprache: (*) (*) Ib. 51.— In te mihi liber Iambus Beyde Stellen zielen auf die Geſchichte eines Ly- gefolget.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0088" n="76"/><cb/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ara Arc</hi></fw><lb/> denn gekommen, daß die Geſaͤnge ſelbſt den Namen<lb/> Antiphonien, oder <hi rendition="#aq">Antiphona,</hi> bekommen haben, und<lb/> daß die Buͤcher, worin dieſe Geſaͤnge geſammelt wa-<lb/> ren, <hi rendition="#aq">Antiphonaria</hi> genennt wurden, welches ohngefehr<lb/> das bedeutet, was man gegenwaͤrtig ein Geſang-<lb/> buch nennt.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#g">Aramena.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">E</hi>in deutſcher Roman eines durchlauchtigen Ver-<lb/><note place="left">(*) Des<lb/> Herzogs<lb/> Anton Ul-<lb/> richs von<lb/> Braun-<lb/> ſchweig.</note>faſſers. (*) Die Verwiklungen, wovon er voll<lb/> iſt, werden durch ſchwache Faden geknuͤpfet; die<lb/> Perſonen handeln nach Einfaͤllen, die weder in ih-<lb/> rem Charakter noch in dem Affekte liegen. Aber<lb/> die Aufloͤſung des Hauptknotens hat etwas reizen-<lb/> des, indem Aramena durch denſelben Weg, den ſie<lb/> fuͤrchtete und vermied, zur Ruhe gebracht wird.<lb/> Dies Werk hat den Verdienſt, daß man uns ganz<lb/> nahe zu denen Perſonen hin bringt; daß der Dich-<lb/> ter wenig in ſeiner eignen Perſon redet. Ein glei-<lb/> cher, netter und lebhafter Ausdruk; die Vorſtel-<lb/> lung der Affekte in einem nahen Lichte; Reichthum<lb/> und Seltenheit in den Begegniſſen. Aller Nach-<lb/> theil deſſelben beſteht in dem verſtiegenen und unna-<lb/> tuͤrlichen in der Liebe, in den Sitten der Perſonen<lb/> und der Zeiten; in den unzureichenden Gruͤnden<lb/> der Handlungen, und in den ganz unwahrſcheinli-<lb/> chen Vergehungen der Perſonen. Die Sprache<lb/> hat noch Woͤrter und Wendungen, die man ſeit<lb/> dem, zu großem Schaden der Lebhaftigkeit und des<lb/> Nachdruks, vernachlaͤßiget hat.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#g">Arcadia.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">E</hi>ine Geſellſchaft geiſtreicher Koͤpfe, die gegen dem<lb/> Ende des vorigen Jahrhundert zur Herſtellung des gu-<lb/> ten Geſchmaks in Rom aufgerichtet worden. Die<lb/> Mitglieder nehmen arcadiſche Ramen an, und hal-<lb/> ten ihre Zuſammenkuͤnfte in einem gepflanzten Luſt-<lb/> wald, den ſie den Parrhaſiſchen nennen. Jhren<lb/> Vorſteher nennen ſie den oberſten Hirten; dieſer<lb/> hat ſeine Verweſer unter ſich. Jn ihrem Siegel<lb/> fuͤhren ſie die Syrinx, die Hirtenfloͤte des Pans.<lb/> Die Aufnahme in die Geſellſchaft kann nach fuͤn-<lb/> ferley Arten geſchehen. Sie iſt uͤberaus zahlreich,<lb/> und begreift Perſonen vom vornehmſten Stande,<lb/> geiſtliche und weltliche, auch von beyden Geſchlech-<lb/> ten. Durch ſie bekoͤmmt ſie ihr Anſehen. Die<lb/> Mutter Arcadia, in Rom, hat ihre Colonien durch<lb/> ganz Jtalien verbreitet.</p><lb/> <cb/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Arc</hi> </fw><lb/> <p>Ohne Zweifel haben die ſchaͤferiſchen Verkappun-<lb/> gen der Geſellſchaft, der Pomp und die Aufzuͤge,<lb/> die ſie ſehr liebt, eben ſo viel beygetragen, ſie in<lb/> Ruf zu bringen, als die poetiſche Vorleſungen des<lb/><hi rendition="#aq">Guidi,</hi> des <hi rendition="#aq">Zappi,</hi> des <hi rendition="#aq">Moreri.</hi></p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#g">Archelaus.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">E</hi>in griechiſcher Dichter, von welchem uns nichts<lb/> uͤbrig geblieben iſt. Wir fuͤhren ihn deswegen an,<lb/> weil er eine beſondere Dichtart gewaͤhlt hat, die ſich<lb/> ein neuerer koͤnnte zu Rutze machen. <hi rendition="#fr">Diogenes<lb/> Laertius</hi> ſagt von ihm: #<lb/><hi rendition="#fr">Caſaubon</hi> merkt hieruͤber an, daß nach dem Zeug-<lb/> niß des <hi rendition="#aq">Antigonus Caryſtius</hi> dieſer Dichter eine<lb/> Sammlung von Sinngedichten geſchrieben habe, in<lb/> welchen die außerordentlichſten und merkwuͤrdigſten<lb/> Seltenheiten der natuͤrlichen Dinge beſchrieben<lb/> worden. Dieſes verdienet um ſo viel mehr ange-<lb/> merkt zu werden, da in unſern Zeiten die Materie<lb/> zu dieſer Dichtart ſehr viel reicher iſt, als Archelaus<lb/> ſie gefunden hat.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#g">Archilochus.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">E</hi>in griechiſcher Dichter, der um die 29 Olympias<lb/> gelebt hat. Er hat bey den Alten das Lob eines<lb/> der erſten Dichter. Er ſoll der Erfinder der jam-<lb/> biſchen <hi rendition="#fr">Satyre</hi> ſeyn.</p><lb/> <cit> <quote><hi rendition="#aq">Archilochum proprio rabies armavit Iambo.</hi> (*)</quote> </cit> <note place="right">(*) <hi rendition="#aq">Hor. de<lb/> Art.</hi> 79.</note><lb/> <p>Seine Satyren muͤſſen außerordentlich beißend und<lb/> boshaft geweſen ſeyn. Sie ſind deshalb zum Spruͤch-<lb/> wort geworden. <hi rendition="#fr">Horaz</hi> findet keine aͤrgere Dro-<lb/> hung, als dieſe:</p><lb/> <cit> <quote><hi rendition="#aq">Cave, cave; namque in malos aſperrimus<lb/> Parata tollo cornua;<lb/> Qualis Lycambae ſpretus infido gener.</hi> (*)</quote> </cit> <note place="right">(*) <hi rendition="#aq">Hor.<lb/> Epod. VI.</hi></note><lb/> <p><hi rendition="#fr">Ovidius</hi> fuͤhrt eine aͤhnliche Sprache: (*)</p> <note place="right">(*) <hi rendition="#aq">Ib.</hi> 51.</note><lb/> <cit> <quote>— <hi rendition="#aq">In te mihi liber Iambus<lb/> Tincta Lycambeo ſanguine tela dabit.</hi></quote> </cit><lb/> <p>Beyde Stellen zielen auf die Geſchichte eines <hi rendition="#fr">Ly-<lb/> cambes,</hi> der dem Dichter ſeine Tochter <hi rendition="#fr">Neobule</hi> zur<lb/> Ehe verweigert, und dafuͤr von ihm ſo uͤbel mitge-<lb/> nommen worden, daß er ſich aus Verdruß erhenkt<lb/> hat. Nach einigen Sinngedichten in der griechi-<lb/> ſchen Anthologie ſind die drey Toͤchter dieſes ſo<lb/> ſehr beleidigten Mannes dem Beyſpiel ihres Vaters<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gefolget.</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [76/0088]
Ara Arc
Arc
denn gekommen, daß die Geſaͤnge ſelbſt den Namen
Antiphonien, oder Antiphona, bekommen haben, und
daß die Buͤcher, worin dieſe Geſaͤnge geſammelt wa-
ren, Antiphonaria genennt wurden, welches ohngefehr
das bedeutet, was man gegenwaͤrtig ein Geſang-
buch nennt.
Aramena.
Ein deutſcher Roman eines durchlauchtigen Ver-
faſſers. (*) Die Verwiklungen, wovon er voll
iſt, werden durch ſchwache Faden geknuͤpfet; die
Perſonen handeln nach Einfaͤllen, die weder in ih-
rem Charakter noch in dem Affekte liegen. Aber
die Aufloͤſung des Hauptknotens hat etwas reizen-
des, indem Aramena durch denſelben Weg, den ſie
fuͤrchtete und vermied, zur Ruhe gebracht wird.
Dies Werk hat den Verdienſt, daß man uns ganz
nahe zu denen Perſonen hin bringt; daß der Dich-
ter wenig in ſeiner eignen Perſon redet. Ein glei-
cher, netter und lebhafter Ausdruk; die Vorſtel-
lung der Affekte in einem nahen Lichte; Reichthum
und Seltenheit in den Begegniſſen. Aller Nach-
theil deſſelben beſteht in dem verſtiegenen und unna-
tuͤrlichen in der Liebe, in den Sitten der Perſonen
und der Zeiten; in den unzureichenden Gruͤnden
der Handlungen, und in den ganz unwahrſcheinli-
chen Vergehungen der Perſonen. Die Sprache
hat noch Woͤrter und Wendungen, die man ſeit
dem, zu großem Schaden der Lebhaftigkeit und des
Nachdruks, vernachlaͤßiget hat.
(*) Des
Herzogs
Anton Ul-
richs von
Braun-
ſchweig.
Arcadia.
Eine Geſellſchaft geiſtreicher Koͤpfe, die gegen dem
Ende des vorigen Jahrhundert zur Herſtellung des gu-
ten Geſchmaks in Rom aufgerichtet worden. Die
Mitglieder nehmen arcadiſche Ramen an, und hal-
ten ihre Zuſammenkuͤnfte in einem gepflanzten Luſt-
wald, den ſie den Parrhaſiſchen nennen. Jhren
Vorſteher nennen ſie den oberſten Hirten; dieſer
hat ſeine Verweſer unter ſich. Jn ihrem Siegel
fuͤhren ſie die Syrinx, die Hirtenfloͤte des Pans.
Die Aufnahme in die Geſellſchaft kann nach fuͤn-
ferley Arten geſchehen. Sie iſt uͤberaus zahlreich,
und begreift Perſonen vom vornehmſten Stande,
geiſtliche und weltliche, auch von beyden Geſchlech-
ten. Durch ſie bekoͤmmt ſie ihr Anſehen. Die
Mutter Arcadia, in Rom, hat ihre Colonien durch
ganz Jtalien verbreitet.
Ohne Zweifel haben die ſchaͤferiſchen Verkappun-
gen der Geſellſchaft, der Pomp und die Aufzuͤge,
die ſie ſehr liebt, eben ſo viel beygetragen, ſie in
Ruf zu bringen, als die poetiſche Vorleſungen des
Guidi, des Zappi, des Moreri.
Archelaus.
Ein griechiſcher Dichter, von welchem uns nichts
uͤbrig geblieben iſt. Wir fuͤhren ihn deswegen an,
weil er eine beſondere Dichtart gewaͤhlt hat, die ſich
ein neuerer koͤnnte zu Rutze machen. Diogenes
Laertius ſagt von ihm: #
Caſaubon merkt hieruͤber an, daß nach dem Zeug-
niß des Antigonus Caryſtius dieſer Dichter eine
Sammlung von Sinngedichten geſchrieben habe, in
welchen die außerordentlichſten und merkwuͤrdigſten
Seltenheiten der natuͤrlichen Dinge beſchrieben
worden. Dieſes verdienet um ſo viel mehr ange-
merkt zu werden, da in unſern Zeiten die Materie
zu dieſer Dichtart ſehr viel reicher iſt, als Archelaus
ſie gefunden hat.
Archilochus.
Ein griechiſcher Dichter, der um die 29 Olympias
gelebt hat. Er hat bey den Alten das Lob eines
der erſten Dichter. Er ſoll der Erfinder der jam-
biſchen Satyre ſeyn.
Archilochum proprio rabies armavit Iambo. (*)
Seine Satyren muͤſſen außerordentlich beißend und
boshaft geweſen ſeyn. Sie ſind deshalb zum Spruͤch-
wort geworden. Horaz findet keine aͤrgere Dro-
hung, als dieſe:
Cave, cave; namque in malos aſperrimus
Parata tollo cornua;
Qualis Lycambae ſpretus infido gener. (*)
Ovidius fuͤhrt eine aͤhnliche Sprache: (*)
— In te mihi liber Iambus
Tincta Lycambeo ſanguine tela dabit.
Beyde Stellen zielen auf die Geſchichte eines Ly-
cambes, der dem Dichter ſeine Tochter Neobule zur
Ehe verweigert, und dafuͤr von ihm ſo uͤbel mitge-
nommen worden, daß er ſich aus Verdruß erhenkt
hat. Nach einigen Sinngedichten in der griechi-
ſchen Anthologie ſind die drey Toͤchter dieſes ſo
ſehr beleidigten Mannes dem Beyſpiel ihres Vaters
gefolget.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |