Da ferner die herzustellende Ruhe, und völlige Befriedigung einigen Nachdruk und einiges Verwei- len auf dem lezten Ton erfodert; weil ein sehr kurz anhaltender und wie im Vorbeygehen angeschlagener Ton nicht vermögend ist, diese Ruhe zu bewürken, so muß der eigentliche Schluß nicht auf die lezte Zeit des Taktes fallen, sondern in ungeradem Takt alle- mal auf die erste, in geradem , auf die erste, oder mitten in den Takt, so daß der lezte Ton noch einem halben Takt lang anhalten und sich zur Befriedigung des Gehöres allmählig verliehren könne.
Diesemnach ist es ein beträchtlicher Fehler, wenn man im 3/4 oder Takt, den Schluß auf die dritte Note des Takts legte. Jn den zusammengesezten Taktarten, als , , trift man ofte den Schluß in der Mitte des Taktes, als in auf dem vierten Viertel an. Alsdenn aber ist das Rhythmische der Taktart von dem einfachen Takt so unterschieden, daß das vierte Viertel ein größeres Gewicht erhält, und der Schluß darauf geleget werden kann. (*)
Jn Schottländischen Tänzen und Liedern trift man häufig den Schluß auf dem lezten Takttheil an. Wenn man mit Fleis etwas leichtfertiges; oder eine Eil zu einer andern Verrichtung dadurch ausdrüken will, so ist ein solcher Schluß gut; sonst hat er in der That etwas wiedersinniges.
Schlüssel. (Musik.)
Ein Zeichen, welches auf eine der fünf Linien des Notensystems gesezt wird, vermittelst dessen man er- kennen kann, was für einen Ton der Octave jede Note bezeichnet, und in welcher Octave des ganzen Tonsystems derselbe soll genommen werden. Weil also dieses Zeichen den Aufschluß zu richtiger Kennt- nis der durch Noten angezeigten Töne giebt, so hat man ihm den Namen des Schlüssels gegeben.
Der Schlüssel trägt den Namen eines der Haupt- töne unsers diatonischen Systems, und zeiget an, daß die Noten, welche auf der Linie stehen, die den Schlüssel durchschneidet, denselben Ton andeu- ten, dessen Namen der Schlüssel trägt; die andern Noten aber bezeichnen denn Töne, die um so viel diatonische Stufen höher, oder tiefer, als der Schlüs- selton liegen, so viel Stufen von der Schlüssellinie, [Spaltenumbruch]
Schl
bis auf die Stelle der Note zu zählen sind. Fol- gendes Beyspiehl dienet zur Erläuterung.
[Abbildung]
Der Schlüssel trägt den Namen des vierten Tones, unsrer diatonischen Octave, nämlich F. Also bedeutet jede Note, die auf der Linie steht, welche diesen Schlüssel durchschneidet, den Ton F. Die zweyte Note des Beyspiehls steht auf der vierten Stufe unterwärts, folglich bedeutet sie den Ton C, der von F der vierte ist, wenn man diatonisch abstei- get. Die dritte Note steht auf der zweyten Stufe über der Schlüssellinie, stellt also die Secunde von F, oder G vor u. s. f.
Man siehet hieraus, daß ein einziger Schlüssel hinlänglich wäre, die Höhe der Töne anzuzeigen. Dennoch hat der Gebrauch drey verschiedene Schlüs- sel eingeführt, und sie noch überdem auf verschiedene Linien gesezt, und dadurch eine beträchtliche Erleich- terung des Notenlesens verschaffet.
Außer dem schon angezeigten F Schlüssel, braucht man noch diesen, @ der den Ton C anzeiget; und diesen @ der den Ton g bezeichnet. Weil es nun zum Verstand der Notenschrift nicht hinlänglich ist, daß man die Stufe der Octave, wo der Ton sizt, wisse, sondern auch die Octave selbst, in welcher er sich befindet, angedeutet werden muß, so hat man dieses dadurch erhalten, daß man für jede der vier Hauptstimmen, in welche der Umfang des Systems eingetheilt wird, entweder einen besondern Schlüssel braucht, oder denselben Schlüssel für jede Haupt- stimme in eine besondere Linie sezet. Dieses wird durch folgende Beyspiehle deutlich werden.
[Abbildung]
Hier findet man denselben Schlüssel C auf dreyerley Weise gesezt. Die erste bedeutet den Umfang der Discantstimme, woraus erhellet, daß die Noten auf der untersten Linie des Systems, den Ton cn anzei- gen. Die zweyte Art, da der C Schlüssel auf der mittelsten Linie des Notensystems steht, bedeutet den Umfang der Altstimme. Also müssen die auf der Schlüssellinie stehenden Noten, ebenfalls den Ton en anzeigen. Die dritte Art, da der Schlüssel in der
vier-
(*) S. Takt.
[Spaltenumbruch]
Schl
Da ferner die herzuſtellende Ruhe, und voͤllige Befriedigung einigen Nachdruk und einiges Verwei- len auf dem lezten Ton erfodert; weil ein ſehr kurz anhaltender und wie im Vorbeygehen angeſchlagener Ton nicht vermoͤgend iſt, dieſe Ruhe zu bewuͤrken, ſo muß der eigentliche Schluß nicht auf die lezte Zeit des Taktes fallen, ſondern in ungeradem Takt alle- mal auf die erſte, in geradem , auf die erſte, oder mitten in den Takt, ſo daß der lezte Ton noch einem halben Takt lang anhalten und ſich zur Befriedigung des Gehoͤres allmaͤhlig verliehren koͤnne.
Dieſemnach iſt es ein betraͤchtlicher Fehler, wenn man im ¾ oder Takt, den Schluß auf die dritte Note des Takts legte. Jn den zuſammengeſezten Taktarten, als , , trift man ofte den Schluß in der Mitte des Taktes, als in auf dem vierten Viertel an. Alsdenn aber iſt das Rhythmiſche der Taktart von dem einfachen Takt ſo unterſchieden, daß das vierte Viertel ein groͤßeres Gewicht erhaͤlt, und der Schluß darauf geleget werden kann. (*)
Jn Schottlaͤndiſchen Taͤnzen und Liedern trift man haͤufig den Schluß auf dem lezten Takttheil an. Wenn man mit Fleis etwas leichtfertiges; oder eine Eil zu einer andern Verrichtung dadurch ausdruͤken will, ſo iſt ein ſolcher Schluß gut; ſonſt hat er in der That etwas wiederſinniges.
Schluͤſſel. (Muſik.)
Ein Zeichen, welches auf eine der fuͤnf Linien des Notenſyſtems geſezt wird, vermittelſt deſſen man er- kennen kann, was fuͤr einen Ton der Octave jede Note bezeichnet, und in welcher Octave des ganzen Tonſyſtems derſelbe ſoll genommen werden. Weil alſo dieſes Zeichen den Aufſchluß zu richtiger Kennt- nis der durch Noten angezeigten Toͤne giebt, ſo hat man ihm den Namen des Schluͤſſels gegeben.
Der Schluͤſſel traͤgt den Namen eines der Haupt- toͤne unſers diatoniſchen Syſtems, und zeiget an, daß die Noten, welche auf der Linie ſtehen, die den Schluͤſſel durchſchneidet, denſelben Ton andeu- ten, deſſen Namen der Schluͤſſel traͤgt; die andern Noten aber bezeichnen denn Toͤne, die um ſo viel diatoniſche Stufen hoͤher, oder tiefer, als der Schluͤſ- ſelton liegen, ſo viel Stufen von der Schluͤſſellinie, [Spaltenumbruch]
Schl
bis auf die Stelle der Note zu zaͤhlen ſind. Fol- gendes Beyſpiehl dienet zur Erlaͤuterung.
[Abbildung]
Der Schluͤſſel 𝄢 traͤgt den Namen des vierten Tones, unſrer diatoniſchen Octave, naͤmlich F. Alſo bedeutet jede Note, die auf der Linie ſteht, welche dieſen Schluͤſſel durchſchneidet, den Ton F. Die zweyte Note des Beyſpiehls ſteht auf der vierten Stufe unterwaͤrts, folglich bedeutet ſie den Ton C, der von F der vierte iſt, wenn man diatoniſch abſtei- get. Die dritte Note ſteht auf der zweyten Stufe uͤber der Schluͤſſellinie, ſtellt alſo die Secunde von F, oder G vor u. ſ. f.
Man ſiehet hieraus, daß ein einziger Schluͤſſel hinlaͤnglich waͤre, die Hoͤhe der Toͤne anzuzeigen. Dennoch hat der Gebrauch drey verſchiedene Schluͤſ- ſel eingefuͤhrt, und ſie noch uͤberdem auf verſchiedene Linien geſezt, und dadurch eine betraͤchtliche Erleich- terung des Notenleſens verſchaffet.
Außer dem ſchon angezeigten F Schluͤſſel, braucht man noch dieſen,  der den Ton C anzeiget; und dieſen  der den Ton g bezeichnet. Weil es nun zum Verſtand der Notenſchrift nicht hinlaͤnglich iſt, daß man die Stufe der Octave, wo der Ton ſizt, wiſſe, ſondern auch die Octave ſelbſt, in welcher er ſich befindet, angedeutet werden muß, ſo hat man dieſes dadurch erhalten, daß man fuͤr jede der vier Hauptſtimmen, in welche der Umfang des Syſtems eingetheilt wird, entweder einen beſondern Schluͤſſel braucht, oder denſelben Schluͤſſel fuͤr jede Haupt- ſtimme in eine beſondere Linie ſezet. Dieſes wird durch folgende Beyſpiehle deutlich werden.
[Abbildung]
Hier findet man denſelben Schluͤſſel C auf dreyerley Weiſe geſezt. Die erſte bedeutet den Umfang der Discantſtimme, woraus erhellet, daß die Noten auf der unterſten Linie des Syſtems, den Ton c̄ anzei- gen. Die zweyte Art, da der C Schluͤſſel auf der mittelſten Linie des Notenſyſtems ſteht, bedeutet den Umfang der Altſtimme. Alſo muͤſſen die auf der Schluͤſſellinie ſtehenden Noten, ebenfalls den Ton ē anzeigen. Die dritte Art, da der Schluͤſſel in der
vier-
(*) S. Takt.
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[1034[1016]/0463]
Schl
Schl
Da ferner die herzuſtellende Ruhe, und voͤllige
Befriedigung einigen Nachdruk und einiges Verwei-
len auf dem lezten Ton erfodert; weil ein ſehr kurz
anhaltender und wie im Vorbeygehen angeſchlagener
Ton nicht vermoͤgend iſt, dieſe Ruhe zu bewuͤrken,
ſo muß der eigentliche Schluß nicht auf die lezte Zeit
des Taktes fallen, ſondern in ungeradem Takt alle-
mal auf die erſte, in geradem [FORMEL], auf die erſte,
oder mitten in den Takt, ſo daß der lezte Ton
noch einem halben Takt lang anhalten und ſich zur
Befriedigung des Gehoͤres allmaͤhlig verliehren
koͤnne.
Dieſemnach iſt es ein betraͤchtlicher Fehler, wenn
man im ¾ oder [FORMEL] Takt, den Schluß auf die dritte
Note des Takts legte. Jn den zuſammengeſezten
Taktarten, als [FORMEL], [FORMEL], trift man ofte den Schluß
in der Mitte des Taktes, als in [FORMEL] auf dem vierten
Viertel an. Alsdenn aber iſt das Rhythmiſche der
Taktart von dem einfachen [FORMEL] Takt ſo unterſchieden,
daß das vierte Viertel ein groͤßeres Gewicht erhaͤlt,
und der Schluß darauf geleget werden kann. (*)
Jn Schottlaͤndiſchen Taͤnzen und Liedern trift
man haͤufig den Schluß auf dem lezten Takttheil
an. Wenn man mit Fleis etwas leichtfertiges;
oder eine Eil zu einer andern Verrichtung dadurch
ausdruͤken will, ſo iſt ein ſolcher Schluß gut; ſonſt
hat er in der That etwas wiederſinniges.
Schluͤſſel.
(Muſik.)
Ein Zeichen, welches auf eine der fuͤnf Linien des
Notenſyſtems geſezt wird, vermittelſt deſſen man er-
kennen kann, was fuͤr einen Ton der Octave jede
Note bezeichnet, und in welcher Octave des ganzen
Tonſyſtems derſelbe ſoll genommen werden. Weil
alſo dieſes Zeichen den Aufſchluß zu richtiger Kennt-
nis der durch Noten angezeigten Toͤne giebt, ſo hat
man ihm den Namen des Schluͤſſels gegeben.
Der Schluͤſſel traͤgt den Namen eines der Haupt-
toͤne unſers diatoniſchen Syſtems, und zeiget an,
daß die Noten, welche auf der Linie ſtehen, die
den Schluͤſſel durchſchneidet, denſelben Ton andeu-
ten, deſſen Namen der Schluͤſſel traͤgt; die andern
Noten aber bezeichnen denn Toͤne, die um ſo viel
diatoniſche Stufen hoͤher, oder tiefer, als der Schluͤſ-
ſelton liegen, ſo viel Stufen von der Schluͤſſellinie,
bis auf die Stelle der Note zu zaͤhlen ſind. Fol-
gendes Beyſpiehl dienet zur Erlaͤuterung.
[Abbildung]
Der Schluͤſſel 𝄢 traͤgt den Namen des vierten
Tones, unſrer diatoniſchen Octave, naͤmlich F. Alſo
bedeutet jede Note, die auf der Linie ſteht, welche
dieſen Schluͤſſel durchſchneidet, den Ton F. Die
zweyte Note des Beyſpiehls ſteht auf der vierten
Stufe unterwaͤrts, folglich bedeutet ſie den Ton C,
der von F der vierte iſt, wenn man diatoniſch abſtei-
get. Die dritte Note ſteht auf der zweyten Stufe
uͤber der Schluͤſſellinie, ſtellt alſo die Secunde von F,
oder G vor u. ſ. f.
Man ſiehet hieraus, daß ein einziger Schluͤſſel
hinlaͤnglich waͤre, die Hoͤhe der Toͤne anzuzeigen.
Dennoch hat der Gebrauch drey verſchiedene Schluͤſ-
ſel eingefuͤhrt, und ſie noch uͤberdem auf verſchiedene
Linien geſezt, und dadurch eine betraͤchtliche Erleich-
terung des Notenleſens verſchaffet.
Außer dem ſchon angezeigten F Schluͤſſel, braucht
man noch dieſen,  der den Ton C anzeiget; und
dieſen  der den Ton g bezeichnet. Weil es nun
zum Verſtand der Notenſchrift nicht hinlaͤnglich iſt,
daß man die Stufe der Octave, wo der Ton ſizt,
wiſſe, ſondern auch die Octave ſelbſt, in welcher er
ſich befindet, angedeutet werden muß, ſo hat man
dieſes dadurch erhalten, daß man fuͤr jede der vier
Hauptſtimmen, in welche der Umfang des Syſtems
eingetheilt wird, entweder einen beſondern Schluͤſſel
braucht, oder denſelben Schluͤſſel fuͤr jede Haupt-
ſtimme in eine beſondere Linie ſezet. Dieſes wird
durch folgende Beyſpiehle deutlich werden.
[Abbildung]
Hier findet man denſelben Schluͤſſel C auf dreyerley
Weiſe geſezt. Die erſte bedeutet den Umfang der
Discantſtimme, woraus erhellet, daß die Noten auf
der unterſten Linie des Syſtems, den Ton c̄ anzei-
gen. Die zweyte Art, da der C Schluͤſſel auf der
mittelſten Linie des Notenſyſtems ſteht, bedeutet den
Umfang der Altſtimme. Alſo muͤſſen die auf der
Schluͤſſellinie ſtehenden Noten, ebenfalls den Ton ē
anzeigen. Die dritte Art, da der Schluͤſſel in der
vier-
(*) S.
Takt.
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Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 1034[1016]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/463>, abgerufen am 24.11.2024.
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