Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite

Moralische Oden.

Selbst der Nord, der Feind vom Jahre
Ziehet seine Pfeifen ein,
Daß ihm hier kein Hauch entfahre,
Der da könne schädlich seyn.

Jn den angenehmen Fluhren
Hab ich oft verliebt geirrt,
Wie man noch bis itzo Spuhren
Meiner Wallfahrt finden wird,
Alles Ungemach der Zeiten
Hat mein Sehnen nichts geacht,
Gnug, wenn ein geschwindes Schreiten
Jch und du zusammenbracht.
Keine Schaar verkehrter Triebe
Hat hier jemahls eingekehrt,
Himmelsreine Menschenliebe
Brennet auf dem Feuerhert,
Eintrachts-Stille, holder Friede,
Freundschaft ohne falschen Wahn
Zünden oft bey manchem Liede
Jhren süssen Weihrauch an.
Wie vertauscht ich doch so gerne
Aufenthalt und Vaterland!
Dieser Gegend holde Ferne
Zeigt mir manchen Gegenstand,
Manches Merkmahl, das mich lehret,
Was ich gerne wissen mag,
Wo mein Herz nun hingehöret,
Wo es erst in Banden lag.
Hinter
M 4

Moraliſche Oden.

Selbſt der Nord, der Feind vom Jahre
Ziehet ſeine Pfeifen ein,
Daß ihm hier kein Hauch entfahre,
Der da koͤnne ſchaͤdlich ſeyn.

Jn den angenehmen Fluhren
Hab ich oft verliebt geirrt,
Wie man noch bis itzo Spuhren
Meiner Wallfahrt finden wird,
Alles Ungemach der Zeiten
Hat mein Sehnen nichts geacht,
Gnug, wenn ein geſchwindes Schreiten
Jch und du zuſammenbracht.
Keine Schaar verkehrter Triebe
Hat hier jemahls eingekehrt,
Himmelsreine Menſchenliebe
Brennet auf dem Feuerhert,
Eintrachts-Stille, holder Friede,
Freundſchaft ohne falſchen Wahn
Zuͤnden oft bey manchem Liede
Jhren ſuͤſſen Weihrauch an.
Wie vertauſcht ich doch ſo gerne
Aufenthalt und Vaterland!
Dieſer Gegend holde Ferne
Zeigt mir manchen Gegenſtand,
Manches Merkmahl, das mich lehret,
Was ich gerne wiſſen mag,
Wo mein Herz nun hingehoͤret,
Wo es erſt in Banden lag.
Hinter
M 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="7">
              <l>
                <pb facs="#f0203" n="183"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Morali&#x017F;che Oden.</hi> </fw>
              </l><lb/>
              <l>Selb&#x017F;t der Nord, der Feind vom Jahre</l><lb/>
              <l>Ziehet &#x017F;eine Pfeifen ein,</l><lb/>
              <l>Daß ihm hier kein Hauch entfahre,</l><lb/>
              <l>Der da ko&#x0364;nne &#x017F;cha&#x0364;dlich &#x017F;eyn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Jn den angenehmen Fluhren</l><lb/>
              <l>Hab ich oft verliebt geirrt,</l><lb/>
              <l>Wie man noch bis itzo Spuhren</l><lb/>
              <l>Meiner Wallfahrt finden wird,</l><lb/>
              <l>Alles Ungemach der Zeiten</l><lb/>
              <l>Hat mein Sehnen nichts geacht,</l><lb/>
              <l>Gnug, wenn ein ge&#x017F;chwindes Schreiten</l><lb/>
              <l>Jch und du zu&#x017F;ammenbracht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="9">
              <l>Keine Schaar verkehrter Triebe</l><lb/>
              <l>Hat hier jemahls eingekehrt,</l><lb/>
              <l>Himmelsreine Men&#x017F;chenliebe</l><lb/>
              <l>Brennet auf dem Feuerhert,</l><lb/>
              <l>Eintrachts-Stille, holder Friede,</l><lb/>
              <l>Freund&#x017F;chaft ohne fal&#x017F;chen Wahn</l><lb/>
              <l>Zu&#x0364;nden oft bey manchem Liede</l><lb/>
              <l>Jhren &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Weihrauch an.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="10">
              <l>Wie vertau&#x017F;cht ich doch &#x017F;o gerne</l><lb/>
              <l>Aufenthalt und Vaterland!</l><lb/>
              <l>Die&#x017F;er Gegend holde Ferne</l><lb/>
              <l>Zeigt mir manchen Gegen&#x017F;tand,</l><lb/>
              <l>Manches Merkmahl, das mich lehret,</l><lb/>
              <l>Was ich gerne wi&#x017F;&#x017F;en mag,</l><lb/>
              <l>Wo mein Herz nun hingeho&#x0364;ret,</l><lb/>
              <l>Wo es er&#x017F;t in Banden lag.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">M 4</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Hinter</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[183/0203] Moraliſche Oden. Selbſt der Nord, der Feind vom Jahre Ziehet ſeine Pfeifen ein, Daß ihm hier kein Hauch entfahre, Der da koͤnne ſchaͤdlich ſeyn. Jn den angenehmen Fluhren Hab ich oft verliebt geirrt, Wie man noch bis itzo Spuhren Meiner Wallfahrt finden wird, Alles Ungemach der Zeiten Hat mein Sehnen nichts geacht, Gnug, wenn ein geſchwindes Schreiten Jch und du zuſammenbracht. Keine Schaar verkehrter Triebe Hat hier jemahls eingekehrt, Himmelsreine Menſchenliebe Brennet auf dem Feuerhert, Eintrachts-Stille, holder Friede, Freundſchaft ohne falſchen Wahn Zuͤnden oft bey manchem Liede Jhren ſuͤſſen Weihrauch an. Wie vertauſcht ich doch ſo gerne Aufenthalt und Vaterland! Dieſer Gegend holde Ferne Zeigt mir manchen Gegenſtand, Manches Merkmahl, das mich lehret, Was ich gerne wiſſen mag, Wo mein Herz nun hingehoͤret, Wo es erſt in Banden lag. Hinter M 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/203
Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/203>, abgerufen am 21.11.2024.