Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.Drittes Buch. Hinter eines Thurmes Spitze, Den verschworner Winde Streit Sich ersehn zum Ruhesitze, Da lacht die Zufriedenheit Jn dem Aeugeln meiner Schönen, Welches mir so wohl gefällt, Wo sie sonder Angewöhnen Mich für ihr Vergnügen hält. Himmel! ach! welch ein Entzücken Bringet mich denn ausser mir, Wenn ich ihr darf näher rücken, Sitz ich etwa gegen ihr! Wüßt ich auch was vorzubringen? Zung und Rede werden stumm, Das Herz klopft, die Ohren klingen, Alles dreht sich mit mir um! Da vergeß ich im Erholen Mich und meine Menschlichkeit! Bis bey Rosen und Violen Sie sich mir aufs neue weiht; Wenn mit aufgeschwollnen Lippen Sie: ich liebe! stammlend spricht, Wie, wenn oft ein Bach an Klippen Sein Geriesel unterbricht. Jn dem Garten gleicht sie Floren, Sie ist allerliebst und schön! Wenn wir dort vor jenen Thoren Scherzend bey einander stehn, Wo
Drittes Buch. Hinter eines Thurmes Spitze, Den verſchworner Winde Streit Sich erſehn zum Ruheſitze, Da lacht die Zufriedenheit Jn dem Aeugeln meiner Schoͤnen, Welches mir ſo wohl gefaͤllt, Wo ſie ſonder Angewoͤhnen Mich fuͤr ihr Vergnuͤgen haͤlt. Himmel! ach! welch ein Entzuͤcken Bringet mich denn auſſer mir, Wenn ich ihr darf naͤher ruͤcken, Sitz ich etwa gegen ihr! Wuͤßt ich auch was vorzubringen? Zung und Rede werden ſtumm, Das Herz klopft, die Ohren klingen, Alles dreht ſich mit mir um! Da vergeß ich im Erholen Mich und meine Menſchlichkeit! Bis bey Roſen und Violen Sie ſich mir aufs neue weiht; Wenn mit aufgeſchwollnen Lippen Sie: ich liebe! ſtammlend ſpricht, Wie, wenn oft ein Bach an Klippen Sein Gerieſel unterbricht. Jn dem Garten gleicht ſie Floren, Sie iſt allerliebſt und ſchoͤn! Wenn wir dort vor jenen Thoren Scherzend bey einander ſtehn, Wo
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Drittes Buch.
Hinter eines Thurmes Spitze,
Den verſchworner Winde Streit
Sich erſehn zum Ruheſitze,
Da lacht die Zufriedenheit
Jn dem Aeugeln meiner Schoͤnen,
Welches mir ſo wohl gefaͤllt,
Wo ſie ſonder Angewoͤhnen
Mich fuͤr ihr Vergnuͤgen haͤlt.
Himmel! ach! welch ein Entzuͤcken
Bringet mich denn auſſer mir,
Wenn ich ihr darf naͤher ruͤcken,
Sitz ich etwa gegen ihr!
Wuͤßt ich auch was vorzubringen?
Zung und Rede werden ſtumm,
Das Herz klopft, die Ohren klingen,
Alles dreht ſich mit mir um!
Da vergeß ich im Erholen
Mich und meine Menſchlichkeit!
Bis bey Roſen und Violen
Sie ſich mir aufs neue weiht;
Wenn mit aufgeſchwollnen Lippen
Sie: ich liebe! ſtammlend ſpricht,
Wie, wenn oft ein Bach an Klippen
Sein Gerieſel unterbricht.
Jn dem Garten gleicht ſie Floren,
Sie iſt allerliebſt und ſchoͤn!
Wenn wir dort vor jenen Thoren
Scherzend bey einander ſtehn,
Wo
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