Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.Freuden- und Trauer-Oden. Hier lacht man hinter Thurm und Mauren Bey manchem Sturm empörter Welt; Hier lässet sich im Trocknen lauren, Wann Donner, Blitz und Regen fällt. Der Sterblichen verwirrtes Rennen Jst hier durchs Gitter zu erkennen, Auf mancher lasterhaften Bahn; Hier ist der Tugend Freudenhimmel, Jn welchem sie dem Weltgetümmel Mit Hohngelächter spotten kann: Wie schön! aus Fenster, Hof und Garten Den Himmelsstrich zu übersehn! Allwo auf Fluhren mancher Arten Viel wohlbeleibte Heerden gehn; Wie angenehm! im braunen Süden Bemerken, daß es sich im Frieden Auch unter schlechten Hütten lebt, Wo Nauendorf in düstrer Lage An jedem freudenvollen Tage Sein Strohdach in die Luft erhebt. Die Stadt mit ihren vielen Spitzen, Die nahe bey dem Westen liegt, Zeigt durch ihr weit erstreckend Blitzen, Wie manchen Feind sie schon besiegt; Sie führet in die Zeitgeschichte, Und zeiget noch im vollen Lichte, Der tollen Hunnen Untergang. O Merseburg! in deinem Thume Erblickt die Zwietracht sich zum Ruhme, Daß hier ein Gegenkayser sank. Seht P 5
Freuden- und Trauer-Oden. Hier lacht man hinter Thurm und Mauren Bey manchem Sturm empoͤrter Welt; Hier laͤſſet ſich im Trocknen lauren, Wann Donner, Blitz und Regen faͤllt. Der Sterblichen verwirrtes Rennen Jſt hier durchs Gitter zu erkennen, Auf mancher laſterhaften Bahn; Hier iſt der Tugend Freudenhimmel, Jn welchem ſie dem Weltgetuͤmmel Mit Hohngelaͤchter ſpotten kann: Wie ſchoͤn! aus Fenſter, Hof und Garten Den Himmelsſtrich zu uͤberſehn! Allwo auf Fluhren mancher Arten Viel wohlbeleibte Heerden gehn; Wie angenehm! im braunen Suͤden Bemerken, daß es ſich im Frieden Auch unter ſchlechten Huͤtten lebt, Wo Nauendorf in duͤſtrer Lage An jedem freudenvollen Tage Sein Strohdach in die Luft erhebt. Die Stadt mit ihren vielen Spitzen, Die nahe bey dem Weſten liegt, Zeigt durch ihr weit erſtreckend Blitzen, Wie manchen Feind ſie ſchon beſiegt; Sie fuͤhret in die Zeitgeſchichte, Und zeiget noch im vollen Lichte, Der tollen Hunnen Untergang. O Merſeburg! in deinem Thume Erblickt die Zwietracht ſich zum Ruhme, Daß hier ein Gegenkayſer ſank. Seht P 5
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Freuden- und Trauer-Oden.
Hier lacht man hinter Thurm und Mauren
Bey manchem Sturm empoͤrter Welt;
Hier laͤſſet ſich im Trocknen lauren,
Wann Donner, Blitz und Regen faͤllt.
Der Sterblichen verwirrtes Rennen
Jſt hier durchs Gitter zu erkennen,
Auf mancher laſterhaften Bahn;
Hier iſt der Tugend Freudenhimmel,
Jn welchem ſie dem Weltgetuͤmmel
Mit Hohngelaͤchter ſpotten kann:
Wie ſchoͤn! aus Fenſter, Hof und Garten
Den Himmelsſtrich zu uͤberſehn!
Allwo auf Fluhren mancher Arten
Viel wohlbeleibte Heerden gehn;
Wie angenehm! im braunen Suͤden
Bemerken, daß es ſich im Frieden
Auch unter ſchlechten Huͤtten lebt,
Wo Nauendorf in duͤſtrer Lage
An jedem freudenvollen Tage
Sein Strohdach in die Luft erhebt.
Die Stadt mit ihren vielen Spitzen,
Die nahe bey dem Weſten liegt,
Zeigt durch ihr weit erſtreckend Blitzen,
Wie manchen Feind ſie ſchon beſiegt;
Sie fuͤhret in die Zeitgeſchichte,
Und zeiget noch im vollen Lichte,
Der tollen Hunnen Untergang.
O Merſeburg! in deinem Thume
Erblickt die Zwietracht ſich zum Ruhme,
Daß hier ein Gegenkayſer ſank.
Seht
P 5
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Zitationshilfe: | Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/253>, abgerufen am 16.07.2024. |