Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite
Freuden- und Trauer-Oden.
Bey der
von Seebach- und von Herzber-
gischen Verbindung

zu Gotha.



Poeten wird es öfters schwer,
Ein wohlgefällig Werk zu schmieden,
Sie haben keine Venus mehr,
Und endlich altern die Cupiden,
Ja zu Vermehrung ihrer Noth
Sind keine Götter mehr vorhanden,
Die ihnen sonsten beygestanden,
Herr Phöbus ist erblaßt und todt,
Verjaget sind die Pierinnen,
Wo soll die Poesie nun neue Zeuge spinnen?
Jhr Feuer hab ich nie gefühlt,
Mir hat noch keine Hipokrene
Die halbe Raserey gekühlt,
Jch kenne nur die schlechten Töne,
Die ruf ich auf dem Haber-Rohr,
Auf Bergen, blumenreichen Hayden,
Bey Flüssen, wo die Heerden weyden,
Durch die Natur gereizt, hervor,
Da hören denn die Westenwinde
Jn meinen Liedern an, wo ich die Tugend finde.
Und
Freuden- und Trauer-Oden.
Bey der
von Seebach- und von Herzber-
giſchen Verbindung

zu Gotha.



Poeten wird es oͤfters ſchwer,
Ein wohlgefaͤllig Werk zu ſchmieden,
Sie haben keine Venus mehr,
Und endlich altern die Cupiden,
Ja zu Vermehrung ihrer Noth
Sind keine Goͤtter mehr vorhanden,
Die ihnen ſonſten beygeſtanden,
Herr Phoͤbus iſt erblaßt und todt,
Verjaget ſind die Pierinnen,
Wo ſoll die Poeſie nun neue Zeuge ſpinnen?
Jhr Feuer hab ich nie gefuͤhlt,
Mir hat noch keine Hipokrene
Die halbe Raſerey gekuͤhlt,
Jch kenne nur die ſchlechten Toͤne,
Die ruf ich auf dem Haber-Rohr,
Auf Bergen, blumenreichen Hayden,
Bey Fluͤſſen, wo die Heerden weyden,
Durch die Natur gereizt, hervor,
Da hoͤren denn die Weſtenwinde
Jn meinen Liedern an, wo ich die Tugend finde.
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0257" n="237"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Freuden- und Trauer-Oden.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <head><hi rendition="#b">Bey der<lb/>
von Seebach- und von Herzber-<lb/>
gi&#x017F;chen Verbindung</hi><lb/>
zu Gotha.</head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <dateline>Den 16 Hornung 1746.</dateline><lb/>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">P</hi>oeten wird es o&#x0364;fters &#x017F;chwer,</l><lb/>
              <l>Ein wohlgefa&#x0364;llig Werk zu &#x017F;chmieden,</l><lb/>
              <l>Sie haben keine Venus mehr,</l><lb/>
              <l>Und endlich altern die Cupiden,</l><lb/>
              <l>Ja zu Vermehrung ihrer Noth</l><lb/>
              <l>Sind keine Go&#x0364;tter mehr vorhanden,</l><lb/>
              <l>Die ihnen &#x017F;on&#x017F;ten beyge&#x017F;tanden,</l><lb/>
              <l>Herr Pho&#x0364;bus i&#x017F;t erblaßt und todt,</l><lb/>
              <l>Verjaget &#x017F;ind die Pierinnen,</l><lb/>
              <l>Wo &#x017F;oll die Poe&#x017F;ie nun neue Zeuge &#x017F;pinnen?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Jhr Feuer hab ich nie gefu&#x0364;hlt,</l><lb/>
              <l>Mir hat noch keine Hipokrene</l><lb/>
              <l>Die halbe Ra&#x017F;erey geku&#x0364;hlt,</l><lb/>
              <l>Jch kenne nur die &#x017F;chlechten To&#x0364;ne,</l><lb/>
              <l>Die ruf ich auf dem Haber-Rohr,</l><lb/>
              <l>Auf Bergen, blumenreichen Hayden,</l><lb/>
              <l>Bey Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wo die Heerden weyden,</l><lb/>
              <l>Durch die Natur gereizt, hervor,</l><lb/>
              <l>Da ho&#x0364;ren denn die We&#x017F;tenwinde</l><lb/>
              <l>Jn meinen Liedern an, wo ich die Tugend finde.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[237/0257] Freuden- und Trauer-Oden. Bey der von Seebach- und von Herzber- giſchen Verbindung zu Gotha. Den 16 Hornung 1746. Poeten wird es oͤfters ſchwer, Ein wohlgefaͤllig Werk zu ſchmieden, Sie haben keine Venus mehr, Und endlich altern die Cupiden, Ja zu Vermehrung ihrer Noth Sind keine Goͤtter mehr vorhanden, Die ihnen ſonſten beygeſtanden, Herr Phoͤbus iſt erblaßt und todt, Verjaget ſind die Pierinnen, Wo ſoll die Poeſie nun neue Zeuge ſpinnen? Jhr Feuer hab ich nie gefuͤhlt, Mir hat noch keine Hipokrene Die halbe Raſerey gekuͤhlt, Jch kenne nur die ſchlechten Toͤne, Die ruf ich auf dem Haber-Rohr, Auf Bergen, blumenreichen Hayden, Bey Fluͤſſen, wo die Heerden weyden, Durch die Natur gereizt, hervor, Da hoͤren denn die Weſtenwinde Jn meinen Liedern an, wo ich die Tugend finde. Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/257
Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/257>, abgerufen am 23.11.2024.