Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Himmel.
eine Ausdehnung, so wie eine vor seinen Au-
gen ist, vor; allein, solche betriegen sich er-
staunend, wenn sie sich vom Himmel eben die
Gedanken machen; die Ausdehnung, welche
daselbst ist, ist nicht so, wie die Ausdehnung
in der Welt; in der Welt ist eine determinirte
oder bestimmte, und folglich eine ermeßliche,
in dem Himmel aber ist eine unbestimmte,
und daher eine unermeßliche Ausdehnung;

aber von der Ausdehnung im Himmel wird
man im folgenden, wo von dem Raum und
von der Zeit in der geistlichen Welt geredet
wird ein mehreres lesen. Ueberdieß weiß ein
jeder, daß sich das Sehen des Auges nicht
weiter, als die Sonne und Sterne abstehen,
erstrecket; der aber weiter nachdenkt, der weiß
auch, daß das innere Sehen, welches ein
Sehen der Gedanken ist, sich noch weiter
erstrecket, und mithin ein noch innerlicheres
Sehen
noch immer weiter; wie vielmehr nun
das göttliche Sehen, welches unter allen das
innerste und höchste ist? Weil die Gedanken
von einer solchen Ausbreitung sind, so hat da-
hero alles, was im Himmel ist, folglich alles
Göttliche, welches den Himmel ausmachet, und
ihn erfüllet, mit einem jeden daselbst Gemein-
schaft, wie ich in den vorhergehenden Artikeln
gezeigt habe.

86. Die, so im Himmel sind, verwunder-
ten sich, daß solche Menschen sich weise dünkten,

welche,

Vom Himmel.
eine Ausdehnung, ſo wie eine vor ſeinen Au-
gen iſt, vor; allein, ſolche betriegen ſich er-
ſtaunend, wenn ſie ſich vom Himmel eben die
Gedanken machen; die Ausdehnung, welche
daſelbſt iſt, iſt nicht ſo, wie die Ausdehnung
in der Welt; in der Welt iſt eine determinirte
oder beſtimmte, und folglich eine ermeßliche,
in dem Himmel aber iſt eine unbeſtimmte,
und daher eine unermeßliche Ausdehnung;

aber von der Ausdehnung im Himmel wird
man im folgenden, wo von dem Raum und
von der Zeit in der geiſtlichen Welt geredet
wird ein mehreres leſen. Ueberdieß weiß ein
jeder, daß ſich das Sehen des Auges nicht
weiter, als die Sonne und Sterne abſtehen,
erſtrecket; der aber weiter nachdenkt, der weiß
auch, daß das innere Sehen, welches ein
Sehen der Gedanken iſt, ſich noch weiter
erſtrecket, und mithin ein noch innerlicheres
Sehen
noch immer weiter; wie vielmehr nun
das goͤttliche Sehen, welches unter allen das
innerſte und hoͤchſte iſt? Weil die Gedanken
von einer ſolchen Ausbreitung ſind, ſo hat da-
hero alles, was im Himmel iſt, folglich alles
Goͤttliche, welches den Himmel ausmachet, und
ihn erfuͤllet, mit einem jeden daſelbſt Gemein-
ſchaft, wie ich in den vorhergehenden Artikeln
gezeigt habe.

86. Die, ſo im Himmel ſind, verwunder-
ten ſich, daß ſolche Menſchen ſich weiſe duͤnkten,

welche,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0125" n="78"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Himmel.</hi></fw><lb/>
eine Ausdehnung, &#x017F;o wie eine vor &#x017F;einen Au-<lb/>
gen i&#x017F;t, vor; allein, &#x017F;olche betriegen &#x017F;ich er-<lb/>
&#x017F;taunend, wenn &#x017F;ie &#x017F;ich vom Himmel eben die<lb/>
Gedanken machen; die Ausdehnung, welche<lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t, i&#x017F;t nicht &#x017F;o, wie die Ausdehnung<lb/>
in der Welt; in der Welt i&#x017F;t eine determinirte<lb/>
oder be&#x017F;timmte, und folglich eine ermeßliche,<lb/><hi rendition="#fr">in dem Himmel</hi> aber i&#x017F;t eine <hi rendition="#fr">unbe&#x017F;timmte,<lb/>
und daher eine unermeßliche Ausdehnung;</hi><lb/>
aber von der Ausdehnung im Himmel wird<lb/>
man im folgenden, wo von dem Raum und<lb/>
von der Zeit in der gei&#x017F;tlichen Welt geredet<lb/>
wird ein mehreres le&#x017F;en. Ueberdieß weiß ein<lb/>
jeder, daß &#x017F;ich das <hi rendition="#fr">Sehen</hi> des Auges nicht<lb/>
weiter, als die Sonne und Sterne ab&#x017F;tehen,<lb/>
er&#x017F;trecket; der aber weiter nachdenkt, der weiß<lb/>
auch, daß das <hi rendition="#fr">innere Sehen,</hi> welches ein<lb/><hi rendition="#fr">Sehen der Gedanken</hi> i&#x017F;t, &#x017F;ich noch weiter<lb/>
er&#x017F;trecket, und mithin ein noch <hi rendition="#fr">innerlicheres<lb/>
Sehen</hi> noch immer weiter; wie vielmehr nun<lb/>
das <hi rendition="#fr">go&#x0364;ttliche Sehen,</hi> welches unter allen das<lb/><hi rendition="#fr">inner&#x017F;te</hi> und <hi rendition="#fr">ho&#x0364;ch&#x017F;te</hi> i&#x017F;t? Weil die Gedanken<lb/>
von einer &#x017F;olchen Ausbreitung &#x017F;ind, &#x017F;o hat da-<lb/>
hero alles, was im Himmel i&#x017F;t, folglich alles<lb/>
Go&#x0364;ttliche, welches den Himmel ausmachet, und<lb/>
ihn erfu&#x0364;llet, mit einem jeden da&#x017F;elb&#x017F;t Gemein-<lb/>
&#x017F;chaft, wie ich in den vorhergehenden Artikeln<lb/>
gezeigt habe.</p><lb/>
            <p>86. Die, &#x017F;o im Himmel &#x017F;ind, verwunder-<lb/>
ten &#x017F;ich, daß &#x017F;olche Men&#x017F;chen &#x017F;ich wei&#x017F;e du&#x0364;nkten,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">welche,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0125] Vom Himmel. eine Ausdehnung, ſo wie eine vor ſeinen Au- gen iſt, vor; allein, ſolche betriegen ſich er- ſtaunend, wenn ſie ſich vom Himmel eben die Gedanken machen; die Ausdehnung, welche daſelbſt iſt, iſt nicht ſo, wie die Ausdehnung in der Welt; in der Welt iſt eine determinirte oder beſtimmte, und folglich eine ermeßliche, in dem Himmel aber iſt eine unbeſtimmte, und daher eine unermeßliche Ausdehnung; aber von der Ausdehnung im Himmel wird man im folgenden, wo von dem Raum und von der Zeit in der geiſtlichen Welt geredet wird ein mehreres leſen. Ueberdieß weiß ein jeder, daß ſich das Sehen des Auges nicht weiter, als die Sonne und Sterne abſtehen, erſtrecket; der aber weiter nachdenkt, der weiß auch, daß das innere Sehen, welches ein Sehen der Gedanken iſt, ſich noch weiter erſtrecket, und mithin ein noch innerlicheres Sehen noch immer weiter; wie vielmehr nun das goͤttliche Sehen, welches unter allen das innerſte und hoͤchſte iſt? Weil die Gedanken von einer ſolchen Ausbreitung ſind, ſo hat da- hero alles, was im Himmel iſt, folglich alles Goͤttliche, welches den Himmel ausmachet, und ihn erfuͤllet, mit einem jeden daſelbſt Gemein- ſchaft, wie ich in den vorhergehenden Artikeln gezeigt habe. 86. Die, ſo im Himmel ſind, verwunder- ten ſich, daß ſolche Menſchen ſich weiſe duͤnkten, welche,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/125
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/125>, abgerufen am 22.11.2024.