130. Daß das Licht in den Himmeln geistlich sey, und daß dieses Licht das Göttliche Wahre sey, kann man auch daraus schliessen, daß der Mensch auch ein geistliches Licht hat, und daß er aus diesem Licht nur in so viel Erleuchtung hat, in so viel er in der Erkänntnis und Weis- heit aus dem Göttlichen Wahren ist: das geist- liche Licht des Menschen ist das Licht seines Ver- standes, dessen Vorwürffe (objecta) Wahrheiten sind, die er durch die Auseinandersetzung in Ord- nung bringt, in Vernunftschlüße einkleidet, und daraus die Sachen der Reihe nach durch Folge- rungen heraus zieht. Daß es ein würksames und wesentliches Licht sey, aus welchem der Verstand solche Wahrheiten sieht, das weiß der natürliche Mensch nicht, weil er dasselbe nicht mit den Augen siehet, noch durch sein Denken sich davon eine deutliche Vorstellung machen kann; gleichwohl aber wissen es viele, und unterscheiden es auch von dem natürlichen Licht, worinnen diejenigen sind, welche natürlich, aber nicht geistlich denken: diejenigen denken natürlich, die nur in die Welt gaffen, und alles der Natur zueignen; aber die- jenigen denken geistlich, welche auf den Himmel schauen, und alles dem Göttlichen zueignen. Daß es das wahre Licht sey, welches das Gemüth erleuchtet, und gänzlich von dem Licht, welches das natürliche Licht genennet wird, unterschieden sey, das ist mir vielmal zu vernehmen, wie auch zu sehen gegeben worden; ich wurde in dieses Licht innerlich stufenweise erhoben, und so wie
ich
Vom Himmel.
130. Daß das Licht in den Himmeln geiſtlich ſey, und daß dieſes Licht das Goͤttliche Wahre ſey, kann man auch daraus ſchlieſſen, daß der Menſch auch ein geiſtliches Licht hat, und daß er aus dieſem Licht nur in ſo viel Erleuchtung hat, in ſo viel er in der Erkaͤnntnis und Weis- heit aus dem Goͤttlichen Wahren iſt: das geiſt- liche Licht des Menſchen iſt das Licht ſeines Ver- ſtandes, deſſen Vorwuͤrffe (objecta) Wahrheiten ſind, die er durch die Auseinanderſetzung in Ord- nung bringt, in Vernunftſchluͤße einkleidet, und daraus die Sachen der Reihe nach durch Folge- rungen heraus zieht. Daß es ein wuͤrkſames und weſentliches Licht ſey, aus welchem der Verſtand ſolche Wahrheiten ſieht, das weiß der natuͤrliche Menſch nicht, weil er daſſelbe nicht mit den Augen ſiehet, noch durch ſein Denken ſich davon eine deutliche Vorſtellung machen kann; gleichwohl aber wiſſen es viele, und unterſcheiden es auch von dem natuͤrlichen Licht, worinnen diejenigen ſind, welche natuͤrlich, aber nicht geiſtlich denken: diejenigen denken natuͤrlich, die nur in die Welt gaffen, und alles der Natur zueignen; aber die- jenigen denken geiſtlich, welche auf den Himmel ſchauen, und alles dem Goͤttlichen zueignen. Daß es das wahre Licht ſey, welches das Gemuͤth erleuchtet, und gaͤnzlich von dem Licht, welches das natuͤrliche Licht genennet wird, unterſchieden ſey, das iſt mir vielmal zu vernehmen, wie auch zu ſehen gegeben worden; ich wurde in dieſes Licht innerlich ſtufenweiſe erhoben, und ſo wie
ich
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Vom Himmel.
130. Daß das Licht in den Himmeln
geiſtlich ſey, und daß dieſes Licht das Goͤttliche
Wahre ſey, kann man auch daraus ſchlieſſen,
daß der Menſch auch ein geiſtliches Licht hat, und
daß er aus dieſem Licht nur in ſo viel Erleuchtung
hat, in ſo viel er in der Erkaͤnntnis und Weis-
heit aus dem Goͤttlichen Wahren iſt: das geiſt-
liche Licht des Menſchen iſt das Licht ſeines Ver-
ſtandes, deſſen Vorwuͤrffe (objecta) Wahrheiten
ſind, die er durch die Auseinanderſetzung in Ord-
nung bringt, in Vernunftſchluͤße einkleidet, und
daraus die Sachen der Reihe nach durch Folge-
rungen heraus zieht. Daß es ein wuͤrkſames und
weſentliches Licht ſey, aus welchem der Verſtand
ſolche Wahrheiten ſieht, das weiß der natuͤrliche
Menſch nicht, weil er daſſelbe nicht mit den Augen
ſiehet, noch durch ſein Denken ſich davon eine
deutliche Vorſtellung machen kann; gleichwohl
aber wiſſen es viele, und unterſcheiden es auch
von dem natuͤrlichen Licht, worinnen diejenigen
ſind, welche natuͤrlich, aber nicht geiſtlich denken:
diejenigen denken natuͤrlich, die nur in die Welt
gaffen, und alles der Natur zueignen; aber die-
jenigen denken geiſtlich, welche auf den Himmel
ſchauen, und alles dem Goͤttlichen zueignen.
Daß es das wahre Licht ſey, welches das Gemuͤth
erleuchtet, und gaͤnzlich von dem Licht, welches
das natuͤrliche Licht genennet wird, unterſchieden
ſey, das iſt mir vielmal zu vernehmen, wie auch
zu ſehen gegeben worden; ich wurde in dieſes
Licht innerlich ſtufenweiſe erhoben, und ſo wie
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/191>, abgerufen am 23.11.2024.
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