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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776.

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Vom Himmel.

458. Jch bin aus dem Himmel unterrichtet
worden, warum solche Veränderungen des Zu-
stands daselbst sind; die Engel sagten, es seyen
vielerley Ursachen; erstlich, weil das Angenehme
des Lebens und des Himmels, das sie aus der Liebe
und Weisheit haben, welche vom Herrn kom-
men, nach und nach geringschätzig werden würde,
wenn sie in einem fort in demselben seyn würden;
als wie es denen gehet, die in Ergötzlichkeiten und
Lustbarkeiten ohne Abwechselung sich befinden.
Die andere Ursache ist, weil sie eben so, als wie
die Menschen, das Eigene an sich hätten, und
dieses sey die Selbstliebe, und alle, die im Him-
mel sind, würden von ihrem Eigenen abgezogen,
in so viel sie nun vom Herrn davon abgehalten
würden, in so viel wären sie in der Selbstliebe;
und weil jeder sein Eigenes liebet, und solches nach
sich ziehet, so hätten sie Veränderungen des Zu-
standes oder aufeinanderfolgende Abwechselungen.
Die dritte Ursache ist, daß sie auf diese Weise zur
Vollkommenheit gelangten, weil sie sich gewöhn-
ten, sich in der Liebe zum Herrn zu erhalten, und
von der Selbstliebe sich abzuwenden; wie auch,
durch die Abwechselungen des Angenehmen und
Unangenehmen würde die Vernehmung und Em-
pfindung des Guten vortreflicher. Sie setzten
hinzu, daß nicht der Herr die Veränderungen
ihres Zustandes hervorbringe, weil der Herr als
Sonne immerfort mit Wärme und Licht, das ist,
mit Liebe und Welsheit einfliesset, sondern sie
wären selbst Schuld daran, weil sie ihr Eigenes

liebten,
Vom Himmel.

458. Jch bin aus dem Himmel unterrichtet
worden, warum ſolche Veraͤnderungen des Zu-
ſtands daſelbſt ſind; die Engel ſagten, es ſeyen
vielerley Urſachen; erſtlich, weil das Angenehme
des Lebens und des Himmels, das ſie aus der Liebe
und Weisheit haben, welche vom Herrn kom-
men, nach und nach geringſchaͤtzig werden wuͤrde,
wenn ſie in einem fort in demſelben ſeyn wuͤrden;
als wie es denen gehet, die in Ergoͤtzlichkeiten und
Luſtbarkeiten ohne Abwechſelung ſich befinden.
Die andere Urſache iſt, weil ſie eben ſo, als wie
die Menſchen, das Eigene an ſich haͤtten, und
dieſes ſey die Selbſtliebe, und alle, die im Him-
mel ſind, wuͤrden von ihrem Eigenen abgezogen,
in ſo viel ſie nun vom Herrn davon abgehalten
wuͤrden, in ſo viel waͤren ſie in der Selbſtliebe;
und weil jeder ſein Eigenes liebet, und ſolches nach
ſich ziehet, ſo haͤtten ſie Veraͤnderungen des Zu-
ſtandes oder aufeinanderfolgende Abwechſelungen.
Die dritte Urſache iſt, daß ſie auf dieſe Weiſe zur
Vollkommenheit gelangten, weil ſie ſich gewoͤhn-
ten, ſich in der Liebe zum Herrn zu erhalten, und
von der Selbſtliebe ſich abzuwenden; wie auch,
durch die Abwechſelungen des Angenehmen und
Unangenehmen wuͤrde die Vernehmung und Em-
pfindung des Guten vortreflicher. Sie ſetzten
hinzu, daß nicht der Herr die Veraͤnderungen
ihres Zuſtandes hervorbringe, weil der Herr als
Sonne immerfort mit Waͤrme und Licht, das iſt,
mit Liebe und Welsheit einflieſſet, ſondern ſie
waͤren ſelbſt Schuld daran, weil ſie ihr Eigenes

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[174/0221] Vom Himmel. 458. Jch bin aus dem Himmel unterrichtet worden, warum ſolche Veraͤnderungen des Zu- ſtands daſelbſt ſind; die Engel ſagten, es ſeyen vielerley Urſachen; erſtlich, weil das Angenehme des Lebens und des Himmels, das ſie aus der Liebe und Weisheit haben, welche vom Herrn kom- men, nach und nach geringſchaͤtzig werden wuͤrde, wenn ſie in einem fort in demſelben ſeyn wuͤrden; als wie es denen gehet, die in Ergoͤtzlichkeiten und Luſtbarkeiten ohne Abwechſelung ſich befinden. Die andere Urſache iſt, weil ſie eben ſo, als wie die Menſchen, das Eigene an ſich haͤtten, und dieſes ſey die Selbſtliebe, und alle, die im Him- mel ſind, wuͤrden von ihrem Eigenen abgezogen, in ſo viel ſie nun vom Herrn davon abgehalten wuͤrden, in ſo viel waͤren ſie in der Selbſtliebe; und weil jeder ſein Eigenes liebet, und ſolches nach ſich ziehet, ſo haͤtten ſie Veraͤnderungen des Zu- ſtandes oder aufeinanderfolgende Abwechſelungen. Die dritte Urſache iſt, daß ſie auf dieſe Weiſe zur Vollkommenheit gelangten, weil ſie ſich gewoͤhn- ten, ſich in der Liebe zum Herrn zu erhalten, und von der Selbſtliebe ſich abzuwenden; wie auch, durch die Abwechſelungen des Angenehmen und Unangenehmen wuͤrde die Vernehmung und Em- pfindung des Guten vortreflicher. Sie ſetzten hinzu, daß nicht der Herr die Veraͤnderungen ihres Zuſtandes hervorbringe, weil der Herr als Sonne immerfort mit Waͤrme und Licht, das iſt, mit Liebe und Welsheit einflieſſet, ſondern ſie waͤren ſelbſt Schuld daran, weil ſie ihr Eigenes liebten,

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/221>, abgerufen am 21.11.2024.