Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776.Vom Himmel. Ein jeder ist auch sein Wahres und sein Gutes,weil ein jeder so ist, wie sein Verstand und Wille beschaffen, und der Verstand nimmt das Wahre auf, weil alles, was den Verstand ausmacht, aus dem Wahren ist, und der Wille nimmt das Gute auf, weil alles, was den Willen ausmacht, aus dem Guten ist; denn was einer verstehet, das nennet er Wahrheit, und was er will, das heißet er gut; in so viel demnach der Engel das Wahre aus dem Göttlichen, und das Gute aus dem Gött- lichen ist, in so viel ist er die Macht, weil in so viel der Herr bey ihr ist: und weil keiner im gänz- lich gleichen oder eben demselben Guten und Wah- ren mit dem andern stehet, denn im Himmel ist, wie in der Welt, eine beständige Mannigfaltig- keit, als oben Num. 20 zu lesen ist, so hat da- hero auch ein Engel nicht die gleiche Macht, die der andere hat. Diejenigen haben die größte Macht, welche die Arme am größten Men- schen oder Himmel ausmachen, aus der Ursache, weil die, so daselbst sind, vor andern in dem Wah- ren stehen, und in ihr Wahres das Gute aus dem gesammten Himmel einfließt; auch ziehet sich die Macht des ganzen Menschen hin in die Arme, und durch solche übet der ganze Körper seine Stärke aus: daher kommt es, daß durch die Arme und Hände in dem Wort die Macht angedeutet wird. Darum erscheinet bisweilen im Himmel ein bloßer Arm, der eine solche Gewalt hat, daß er alles, was ihm entgegen käme, und wenn es auch ein Felsen auf Erden wäre, zerbrechen könnte; einst- mals Q 4
Vom Himmel. Ein jeder iſt auch ſein Wahres und ſein Gutes,weil ein jeder ſo iſt, wie ſein Verſtand und Wille beſchaffen, und der Verſtand nimmt das Wahre auf, weil alles, was den Verſtand ausmacht, aus dem Wahren iſt, und der Wille nimmt das Gute auf, weil alles, was den Willen ausmacht, aus dem Guten iſt; denn was einer verſtehet, das nennet er Wahrheit, und was er will, das heißet er gut; in ſo viel demnach der Engel das Wahre aus dem Goͤttlichen, und das Gute aus dem Goͤtt- lichen iſt, in ſo viel iſt er die Macht, weil in ſo viel der Herr bey ihr iſt: und weil keiner im gaͤnz- lich gleichen oder eben demſelben Guten und Wah- ren mit dem andern ſtehet, denn im Himmel iſt, wie in der Welt, eine beſtaͤndige Mannigfaltig- keit, als oben Num. 20 zu leſen iſt, ſo hat da- hero auch ein Engel nicht die gleiche Macht, die der andere hat. Diejenigen haben die groͤßte Macht, welche die Arme am groͤßten Men- ſchen oder Himmel ausmachen, aus der Urſache, weil die, ſo daſelbſt ſind, vor andern in dem Wah- ren ſtehen, und in ihr Wahres das Gute aus dem geſammten Himmel einfließt; auch ziehet ſich die Macht des ganzen Menſchen hin in die Arme, und durch ſolche uͤbet der ganze Koͤrper ſeine Staͤrke aus: daher kommt es, daß durch die Arme und Haͤnde in dem Wort die Macht angedeutet wird. Darum erſcheinet bisweilen im Himmel ein bloßer Arm, der eine ſolche Gewalt hat, daß er alles, was ihm entgegen kaͤme, und wenn es auch ein Felſen auf Erden waͤre, zerbrechen koͤnnte; einſt- mals Q 4
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Vom Himmel.
Ein jeder iſt auch ſein Wahres und ſein Gutes,
weil ein jeder ſo iſt, wie ſein Verſtand und Wille
beſchaffen, und der Verſtand nimmt das Wahre
auf, weil alles, was den Verſtand ausmacht, aus
dem Wahren iſt, und der Wille nimmt das Gute
auf, weil alles, was den Willen ausmacht, aus
dem Guten iſt; denn was einer verſtehet, das
nennet er Wahrheit, und was er will, das heißet
er gut; in ſo viel demnach der Engel das Wahre
aus dem Goͤttlichen, und das Gute aus dem Goͤtt-
lichen iſt, in ſo viel iſt er die Macht, weil in ſo
viel der Herr bey ihr iſt: und weil keiner im gaͤnz-
lich gleichen oder eben demſelben Guten und Wah-
ren mit dem andern ſtehet, denn im Himmel iſt,
wie in der Welt, eine beſtaͤndige Mannigfaltig-
keit, als oben Num. 20 zu leſen iſt, ſo hat da-
hero auch ein Engel nicht die gleiche Macht, die
der andere hat. Diejenigen haben die groͤßte
Macht, welche die Arme am groͤßten Men-
ſchen oder Himmel ausmachen, aus der Urſache,
weil die, ſo daſelbſt ſind, vor andern in dem Wah-
ren ſtehen, und in ihr Wahres das Gute aus dem
geſammten Himmel einfließt; auch ziehet ſich die
Macht des ganzen Menſchen hin in die Arme, und
durch ſolche uͤbet der ganze Koͤrper ſeine Staͤrke
aus: daher kommt es, daß durch die Arme und
Haͤnde in dem Wort die Macht angedeutet wird.
Darum erſcheinet bisweilen im Himmel ein bloßer
Arm, der eine ſolche Gewalt hat, daß er alles,
was ihm entgegen kaͤme, und wenn es auch ein
Felſen auf Erden waͤre, zerbrechen koͤnnte; einſt-
mals
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