Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776.Vom Himmel. Zorn, eine andre bey der Verstellung und beyden Tücken, eine andre bey der Bestrebung nach Ehre und Ruhm, und so weiter, allein unter allen diesen ist allemal eine die herrschen- de Neigung oder herrschende Liebe; weswegen die weisern Engel, weil sie diese gleich inne werden, den ganzen Zustand des andern aus seinem Reden wissen. Daß sichs so verhalte, ist mir aus vieler Erfahrung zu wissen gegeben worden: ich habe vernommen, daß die Engel, so bald sie nur etwas von der herrschenden Lie- be gehört hatten, das Leben des andern völlig entdeckten; sie sagten auch, sie wüßten alle Le- bensumstände des andern nur aus einigen von seinen Gedanken-Bildern, weil sie aus diesen seine herrschende Liebe wüßten, worinnen alles, wie es auf einander folgt, anzutreffen sey; das Lebens-Buch des Menschen wäre nichts anders. 237. Die Sprache der Engel hat ten
Vom Himmel. Zorn, eine andre bey der Verſtellung und beyden Tuͤcken, eine andre bey der Beſtrebung nach Ehre und Ruhm, und ſo weiter, allein unter allen dieſen iſt allemal eine die herrſchen- de Neigung oder herrſchende Liebe; weswegen die weiſern Engel, weil ſie dieſe gleich inne werden, den ganzen Zuſtand des andern aus ſeinem Reden wiſſen. Daß ſichs ſo verhalte, iſt mir aus vieler Erfahrung zu wiſſen gegeben worden: ich habe vernommen, daß die Engel, ſo bald ſie nur etwas von der herrſchenden Lie- be gehoͤrt hatten, das Leben des andern voͤllig entdeckten; ſie ſagten auch, ſie wuͤßten alle Le- bensumſtaͤnde des andern nur aus einigen von ſeinen Gedanken-Bildern, weil ſie aus dieſen ſeine herrſchende Liebe wuͤßten, worinnen alles, wie es auf einander folgt, anzutreffen ſey; das Lebens-Buch des Menſchen waͤre nichts anders. 237. Die Sprache der Engel hat ten
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Vom Himmel.
Zorn, eine andre bey der Verſtellung und bey
den Tuͤcken, eine andre bey der Beſtrebung
nach Ehre und Ruhm, und ſo weiter, allein
unter allen dieſen iſt allemal eine die herrſchen-
de Neigung oder herrſchende Liebe; weswegen
die weiſern Engel, weil ſie dieſe gleich inne
werden, den ganzen Zuſtand des andern aus
ſeinem Reden wiſſen. Daß ſichs ſo verhalte,
iſt mir aus vieler Erfahrung zu wiſſen gegeben
worden: ich habe vernommen, daß die Engel,
ſo bald ſie nur etwas von der herrſchenden Lie-
be gehoͤrt hatten, das Leben des andern voͤllig
entdeckten; ſie ſagten auch, ſie wuͤßten alle Le-
bensumſtaͤnde des andern nur aus einigen von
ſeinen Gedanken-Bildern, weil ſie aus dieſen
ſeine herrſchende Liebe wuͤßten, worinnen alles,
wie es auf einander folgt, anzutreffen ſey;
das Lebens-Buch des Menſchen waͤre nichts
anders.
237. Die Sprache der Engel hat
mit den menſchlichen Sprachen ſonſt nichts ge-
mein, als mit etlichen Woͤrtern, die nach einer
gewiſſen Neigung klingen, aber nicht mit den
Woͤrtern ſelbſt, ſondern mit ihren Ton, wo-
von im folgenden etwas gemeldet wird. Daß
die Sprache der Engel nichts mit den menſch-
lichen Sprachen gemein hat, erhellet auch dar-
aus, daß es den Engeln nicht moͤglich iſt, ein
einziges Wort von der menſchlichen Sprache
auszuſprechen; ſie verſuchten es, aber ſie konn-
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