Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776.Vom Himmel. noch Eindruck Statt, die Seele und das Le-ben der Gedanken und Eindrücke ist aus der Neigung: daher kommt es, daß die Engel blos allein aus der Rede wissen, wie der ande- re beschaffen ist, aus dem Ton, welcherley sei- ne Neigung, und aus dem absatzweis hervor- gebrachten Hall des Tons oder aus den Wor- ten, wie sein Gemüth beschaffen ist; die wei- sern Engel wissen aus einem einzigen Strom des Redens, was für eine Neigung die herr- schende ist, denn auf diese geben sie hauptsäch- lich Achtung. Es ist bekannt, daß ein jeder mancherley Neigungen hat, eine andre hat er bey der Freude, eine andre beym Schmerzen, eine andre beym Mitleiden und Barmherzig- keit, eine andre bey der Aufrichtigkeit und Wahrheit, eine andre bey der Liebe und Lieb- thätigkeit, eine andre beym Eifer oder beym Zorn, bildung (imaginatio) des Menschen ist nichts
anders, als die Gestalten und Bilder (Formae et species) solcher Dinge, von denen er sich durch das Sehen des Leibes einen Eindruck gemacht hatte, und die wunderbar verändert, ja mannigfaltig verändert sind. Aber seine innere Einbildung oder sein Denken ist nichts anders, als die Gestalten und Bilder der Dinge, von denen er sich durch das Se- hen des Gemüths einen Eindruck gemacht hat- te, und die noch wunderbarer, ja noch man- nigfaltiger verändert sind. Vom Himmel. noch Eindruck Statt, die Seele und das Le-ben der Gedanken und Eindruͤcke iſt aus der Neigung: daher kommt es, daß die Engel blos allein aus der Rede wiſſen, wie der ande- re beſchaffen iſt, aus dem Ton, welcherley ſei- ne Neigung, und aus dem abſatzweis hervor- gebrachten Hall des Tons oder aus den Wor- ten, wie ſein Gemuͤth beſchaffen iſt; die wei- ſern Engel wiſſen aus einem einzigen Strom des Redens, was fuͤr eine Neigung die herr- ſchende iſt, denn auf dieſe geben ſie hauptſaͤch- lich Achtung. Es iſt bekannt, daß ein jeder mancherley Neigungen hat, eine andre hat er bey der Freude, eine andre beym Schmerzen, eine andre beym Mitleiden und Barmherzig- keit, eine andre bey der Aufrichtigkeit und Wahrheit, eine andre bey der Liebe und Lieb- thaͤtigkeit, eine andre beym Eifer oder beym Zorn, bildung (imaginatio) des Menſchen iſt nichts
anders, als die Geſtalten und Bilder (Formæ et ſpecies) ſolcher Dinge, von denen er ſich durch das Sehen des Leibes einen Eindruck gemacht hatte, und die wunderbar veraͤndert, ja mannigfaltig veraͤndert ſind. Aber ſeine innere Einbildung oder ſein Denken iſt nichts anders, als die Geſtalten und Bilder der Dinge, von denen er ſich durch das Se- hen des Gemuͤths einen Eindruck gemacht hat- te, und die noch wunderbarer, ja noch man- nigfaltiger veraͤndert ſind. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0299" n="252"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Himmel.</hi></fw><lb/> noch Eindruck Statt, die Seele und das Le-<lb/> ben der Gedanken und Eindruͤcke iſt aus der<lb/> Neigung: daher kommt es, daß die Engel<lb/> blos allein aus der Rede wiſſen, wie der ande-<lb/> re beſchaffen iſt, aus dem Ton, welcherley ſei-<lb/> ne Neigung, und aus dem abſatzweis hervor-<lb/> gebrachten Hall des Tons oder aus den Wor-<lb/> ten, wie ſein Gemuͤth beſchaffen iſt; die wei-<lb/> ſern Engel wiſſen aus einem einzigen Strom<lb/> des Redens, was fuͤr eine Neigung die herr-<lb/> ſchende iſt, denn auf dieſe geben ſie hauptſaͤch-<lb/> lich Achtung. Es iſt bekannt, daß ein jeder<lb/> mancherley Neigungen hat, eine andre hat er<lb/> bey der Freude, eine andre beym Schmerzen,<lb/> eine andre beym Mitleiden und Barmherzig-<lb/> keit, eine andre bey der Aufrichtigkeit und<lb/> Wahrheit, eine andre bey der Liebe und Lieb-<lb/> thaͤtigkeit, eine andre beym Eifer oder beym<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Zorn,</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_15_2" prev="#seg2pn_15_1" place="foot" n="**)">bildung <hi rendition="#aq">(imaginatio)</hi> des Menſchen iſt nichts<lb/> anders, als die Geſtalten und Bilder <hi rendition="#aq">(Formæ<lb/> et ſpecies)</hi> ſolcher Dinge, von denen er ſich<lb/> durch das Sehen des Leibes einen Eindruck<lb/> gemacht hatte, und die wunderbar veraͤndert,<lb/> ja mannigfaltig veraͤndert ſind. Aber ſeine<lb/><hi rendition="#fr">innere Einbildung oder ſein Denken</hi> iſt<lb/> nichts anders, als die Geſtalten und Bilder<lb/> der Dinge, von denen er ſich durch das Se-<lb/> hen des Gemuͤths einen Eindruck gemacht hat-<lb/> te, und die noch wunderbarer, ja noch man-<lb/> nigfaltiger veraͤndert ſind.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [252/0299]
Vom Himmel.
noch Eindruck Statt, die Seele und das Le-
ben der Gedanken und Eindruͤcke iſt aus der
Neigung: daher kommt es, daß die Engel
blos allein aus der Rede wiſſen, wie der ande-
re beſchaffen iſt, aus dem Ton, welcherley ſei-
ne Neigung, und aus dem abſatzweis hervor-
gebrachten Hall des Tons oder aus den Wor-
ten, wie ſein Gemuͤth beſchaffen iſt; die wei-
ſern Engel wiſſen aus einem einzigen Strom
des Redens, was fuͤr eine Neigung die herr-
ſchende iſt, denn auf dieſe geben ſie hauptſaͤch-
lich Achtung. Es iſt bekannt, daß ein jeder
mancherley Neigungen hat, eine andre hat er
bey der Freude, eine andre beym Schmerzen,
eine andre beym Mitleiden und Barmherzig-
keit, eine andre bey der Aufrichtigkeit und
Wahrheit, eine andre bey der Liebe und Lieb-
thaͤtigkeit, eine andre beym Eifer oder beym
Zorn,
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**) bildung (imaginatio) des Menſchen iſt nichts
anders, als die Geſtalten und Bilder (Formæ
et ſpecies) ſolcher Dinge, von denen er ſich
durch das Sehen des Leibes einen Eindruck
gemacht hatte, und die wunderbar veraͤndert,
ja mannigfaltig veraͤndert ſind. Aber ſeine
innere Einbildung oder ſein Denken iſt
nichts anders, als die Geſtalten und Bilder
der Dinge, von denen er ſich durch das Se-
hen des Gemuͤths einen Eindruck gemacht hat-
te, und die noch wunderbarer, ja noch man-
nigfaltiger veraͤndert ſind.
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