Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.Vom Himmel. aus dem Verstand denke, das Weib aber, daßsie wollend sey, daß sie also aus dem Willen den- ke; dieses kann man auch aus der Zuneigung oder angebornen Art, wie auch aus der Gestalt offen- bar sehen; aus der angebornen Art, daß nämlich der Mann aus der Vernunft das Weib aber aus der Neigung handelt; aus der Ge- stalt, daß nämlich der Maun ein rauheres und unschöneres Gesichte, eine ernsthaftere Sprache, und einen härtern Körper, das Weib aber ein sansteres und schöneres Gesichte, eine zärtlichere Sprache, und einen weichlichern Körper hat: eben ein solcher Unterschied ist zwischen dem Verstand und Willen, oder zwischen der Denkungsart und Neigung; eben ein solcher ist auch zwischen dem Wahren und Guten, und auch eben ein solcher zwischen dem Glauben und der Liebe, denn das Wahre und der Glaube gehören für den Verstand, und das Gute und die Liebe für den Willen. Da- her kommt es, daß in dem Wort durch Jüng- ling und Mann im geistlichen Sinn der Ver- stand im Wahren, und durch Jungfrau und Weib die Neigung zum Guten verstanden wird; wie auch, daß die Kirche von der Neigung zum Guten und Wahren Weib und auch Jungfrau heisset, ingleichen, daß alle die, so in der Nei- gung zum Guten sind, Jungfrauen genennet werden, als wie Offenb. 14, v. 4. 369. Jeder, so wohl der Mann, als das aber
Vom Himmel. aus dem Verſtand denke, das Weib aber, daßſie wollend ſey, daß ſie alſo aus dem Willen den- ke; dieſes kann man auch aus der Zuneigung oder angebornen Art, wie auch aus der Geſtalt offen- bar ſehen; aus der angebornen Art, daß naͤmlich der Mann aus der Vernunft das Weib aber aus der Neigung handelt; aus der Ge- ſtalt, daß naͤmlich der Maun ein rauheres und unſchoͤneres Geſichte, eine ernſthaftere Sprache, und einen haͤrtern Koͤrper, das Weib aber ein ſanſteres und ſchoͤneres Geſichte, eine zaͤrtlichere Sprache, und einen weichlichern Koͤrper hat: eben ein ſolcher Unterſchied iſt zwiſchen dem Verſtand und Willen, oder zwiſchen der Denkungsart und Neigung; eben ein ſolcher iſt auch zwiſchen dem Wahren und Guten, und auch eben ein ſolcher zwiſchen dem Glauben und der Liebe, denn das Wahre und der Glaube gehoͤren fuͤr den Verſtand, und das Gute und die Liebe fuͤr den Willen. Da- her kommt es, daß in dem Wort durch Juͤng- ling und Mann im geiſtlichen Sinn der Ver- ſtand im Wahren, und durch Jungfrau und Weib die Neigung zum Guten verſtanden wird; wie auch, daß die Kirche von der Neigung zum Guten und Wahren Weib und auch Jungfrau heiſſet, ingleichen, daß alle die, ſo in der Nei- gung zum Guten ſind, Jungfrauen genennet werden, als wie Offenb. 14, v. 4. 369. Jeder, ſo wohl der Mann, als das aber
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Vom Himmel.
aus dem Verſtand denke, das Weib aber, daß
ſie wollend ſey, daß ſie alſo aus dem Willen den-
ke; dieſes kann man auch aus der Zuneigung oder
angebornen Art, wie auch aus der Geſtalt offen-
bar ſehen; aus der angebornen Art, daß
naͤmlich der Mann aus der Vernunft das Weib
aber aus der Neigung handelt; aus der Ge-
ſtalt, daß naͤmlich der Maun ein rauheres und
unſchoͤneres Geſichte, eine ernſthaftere Sprache,
und einen haͤrtern Koͤrper, das Weib aber ein
ſanſteres und ſchoͤneres Geſichte, eine zaͤrtlichere
Sprache, und einen weichlichern Koͤrper hat: eben
ein ſolcher Unterſchied iſt zwiſchen dem Verſtand
und Willen, oder zwiſchen der Denkungsart und
Neigung; eben ein ſolcher iſt auch zwiſchen dem
Wahren und Guten, und auch eben ein ſolcher
zwiſchen dem Glauben und der Liebe, denn das
Wahre und der Glaube gehoͤren fuͤr den Verſtand,
und das Gute und die Liebe fuͤr den Willen. Da-
her kommt es, daß in dem Wort durch Juͤng-
ling und Mann im geiſtlichen Sinn der Ver-
ſtand im Wahren, und durch Jungfrau und
Weib die Neigung zum Guten verſtanden wird;
wie auch, daß die Kirche von der Neigung zum
Guten und Wahren Weib und auch Jungfrau
heiſſet, ingleichen, daß alle die, ſo in der Nei-
gung zum Guten ſind, Jungfrauen genennet
werden, als wie Offenb. 14, v. 4.
369. Jeder, ſo wohl der Mann, als das
Weib, hat Verſtand und Willen, gleichwohl
aber
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