Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.Vom Himmel. weise mittheilen; daß die Liebe gegen den Näch-sten eben auch so beschaffen sey, wird man im folgenden sehen: hieraus kann nun klar seyn, daß diese zweyerley Liebe ihre Freude mitthel- let: ein anders ist es mit der Eigenliebe und der Liebe zur Welt; die Eigenliebe entziehet und benimmt andern alle ihre Freude, und ziehet sie auf sich, denn sie will sich alleine wohl; und die Weltliebe will, daß dasjenige, was dem Nächsten zugehöret, ihr eigen sey; diese beyderley Liebe dahero zerstöret bey an- dern die Freuden; wenn sie ja mittheilbar ist, so geschiehet es nur ihrentwegen, aber nicht um der andern willen, dahero ist sie in Rück- sicht auf die andern, wo nicht deren ihre Freu- den um so viel bey ihr oder in ihr sind, nicht mittheilbar, sondern zerstörend. Daß die Ei- genliebe und die Liebe zur Welt, wenn sie herr- schen, so beschaffen sind, daß ist mir öfters durch die lebendige Erfahrung zu empfinden gegeben worden; so oft die Geister, die, da sie noch als Menschen in der Welt gelebt, in die- ser beyderley Liebe gestanden haben, sich zu mir heran naheten, so oft vergieng und ver- schwand meine Freude; und es wurde mir auch gesagt, daß, wenn dergleichen Geister nur auf eine himmlische Gesellschaft zu giengen, gleich bey ihrer Annäherung die Freude derer, die sich in der Gesellschaft befinden, vermindert werde, und welches wunderbar, daß diese Bö- sen alsdenn in ihrem Vergnügen seyn: hier- aus J 5
Vom Himmel. weiſe mittheilen; daß die Liebe gegen den Naͤch-ſten eben auch ſo beſchaffen ſey, wird man im folgenden ſehen: hieraus kann nun klar ſeyn, daß dieſe zweyerley Liebe ihre Freude mitthel- let: ein anders iſt es mit der Eigenliebe und der Liebe zur Welt; die Eigenliebe entziehet und benimmt andern alle ihre Freude, und ziehet ſie auf ſich, denn ſie will ſich alleine wohl; und die Weltliebe will, daß dasjenige, was dem Naͤchſten zugehoͤret, ihr eigen ſey; dieſe beyderley Liebe dahero zerſtoͤret bey an- dern die Freuden; wenn ſie ja mittheilbar iſt, ſo geſchiehet es nur ihrentwegen, aber nicht um der andern willen, dahero iſt ſie in Ruͤck- ſicht auf die andern, wo nicht deren ihre Freu- den um ſo viel bey ihr oder in ihr ſind, nicht mittheilbar, ſondern zerſtoͤrend. Daß die Ei- genliebe und die Liebe zur Welt, wenn ſie herr- ſchen, ſo beſchaffen ſind, daß iſt mir oͤfters durch die lebendige Erfahrung zu empfinden gegeben worden; ſo oft die Geiſter, die, da ſie noch als Menſchen in der Welt gelebt, in die- ſer beyderley Liebe geſtanden haben, ſich zu mir heran naheten, ſo oft vergieng und ver- ſchwand meine Freude; und es wurde mir auch geſagt, daß, wenn dergleichen Geiſter nur auf eine himmliſche Geſellſchaft zu giengen, gleich bey ihrer Annaͤherung die Freude derer, die ſich in der Geſellſchaft befinden, vermindert werde, und welches wunderbar, daß dieſe Boͤ- ſen alsdenn in ihrem Vergnuͤgen ſeyn: hier- aus J 5
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Vom Himmel.
weiſe mittheilen; daß die Liebe gegen den Naͤch-
ſten eben auch ſo beſchaffen ſey, wird man im
folgenden ſehen: hieraus kann nun klar ſeyn,
daß dieſe zweyerley Liebe ihre Freude mitthel-
let: ein anders iſt es mit der Eigenliebe und
der Liebe zur Welt; die Eigenliebe entziehet
und benimmt andern alle ihre Freude, und
ziehet ſie auf ſich, denn ſie will ſich alleine
wohl; und die Weltliebe will, daß dasjenige,
was dem Naͤchſten zugehoͤret, ihr eigen ſey;
dieſe beyderley Liebe dahero zerſtoͤret bey an-
dern die Freuden; wenn ſie ja mittheilbar iſt,
ſo geſchiehet es nur ihrentwegen, aber nicht
um der andern willen, dahero iſt ſie in Ruͤck-
ſicht auf die andern, wo nicht deren ihre Freu-
den um ſo viel bey ihr oder in ihr ſind, nicht
mittheilbar, ſondern zerſtoͤrend. Daß die Ei-
genliebe und die Liebe zur Welt, wenn ſie herr-
ſchen, ſo beſchaffen ſind, daß iſt mir oͤfters
durch die lebendige Erfahrung zu empfinden
gegeben worden; ſo oft die Geiſter, die, da ſie
noch als Menſchen in der Welt gelebt, in die-
ſer beyderley Liebe geſtanden haben, ſich zu
mir heran naheten, ſo oft vergieng und ver-
ſchwand meine Freude; und es wurde mir auch
geſagt, daß, wenn dergleichen Geiſter nur auf
eine himmliſche Geſellſchaft zu giengen, gleich
bey ihrer Annaͤherung die Freude derer, die
ſich in der Geſellſchaft befinden, vermindert
werde, und welches wunderbar, daß dieſe Boͤ-
ſen alsdenn in ihrem Vergnuͤgen ſeyn: hier-
aus
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