zwar von einem Werkzeug, daß es würke, be- wege, oder schlage, aber zu glauben, daß die- ses dem Werkzeug, und nicht demjenigen zu- komme, welcher durch solches würket, beweget und schlägt, das wäre eine Betrüglichkeit.
433. Weil alles, was in dem Leibe lebt, und aus dem Leben würket und ein Gefühl hat, einig und allein dem Geist, dem Leib aber gar nichts zukommt, so folget, daß der Geist der Mensch selber sey; oder welches gleich viel ist, daß der Mensch in sich betrachtet ein Geist sey, und auch in gleicher Gestalt, denn alles, was in dem Menschen lebet und empfindet, kommt seinem Geist zu, und in dem Menschen, von seinem Haupt an bis zu seiner Fußsole, ist nicht das mindeste, das nicht Leben und Gefühl habe, daher kommt es nun, daß, wenn der Leib von seinem Geist getrennet wird, wel- ches man sterben nennet, der Mensch dennoch ein Mensch bleibet, und lebet. Jch habe aus dem Himmel gehöret, daß einige Gestorbene, wenn sie auf der Todtenbahre liegen, noch ehe sie auferwecket worden, in ihrem kalten Leibe auch noch denken, und nicht anders wissen, als lebten sie noch, aber mit dem Unterschied, daß sie nicht ein einziges materielles Theilgen, das dem Leib zugehöret, bewegen können.
434. Der Mensch kann unmöglich denken, und wollen, wofern er nicht die wesentliche
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Von der Geiſterwelt.
zwar von einem Werkzeug, daß es wuͤrke, be- wege, oder ſchlage, aber zu glauben, daß die- ſes dem Werkzeug, und nicht demjenigen zu- komme, welcher durch ſolches wuͤrket, beweget und ſchlaͤgt, das waͤre eine Betruͤglichkeit.
433. Weil alles, was in dem Leibe lebt, und aus dem Leben wuͤrket und ein Gefuͤhl hat, einig und allein dem Geiſt, dem Leib aber gar nichts zukommt, ſo folget, daß der Geiſt der Menſch ſelber ſey; oder welches gleich viel iſt, daß der Menſch in ſich betrachtet ein Geiſt ſey, und auch in gleicher Geſtalt, denn alles, was in dem Menſchen lebet und empfindet, kommt ſeinem Geiſt zu, und in dem Menſchen, von ſeinem Haupt an bis zu ſeiner Fußſole, iſt nicht das mindeſte, das nicht Leben und Gefuͤhl habe, daher kommt es nun, daß, wenn der Leib von ſeinem Geiſt getrennet wird, wel- ches man ſterben nennet, der Menſch dennoch ein Menſch bleibet, und lebet. Jch habe aus dem Himmel gehoͤret, daß einige Geſtorbene, wenn ſie auf der Todtenbahre liegen, noch ehe ſie auferwecket worden, in ihrem kalten Leibe auch noch denken, und nicht anders wiſſen, als lebten ſie noch, aber mit dem Unterſchied, daß ſie nicht ein einziges materielles Theilgen, das dem Leib zugehoͤret, bewegen koͤnnen.
434. Der Menſch kann unmoͤglich denken, und wollen, wofern er nicht die weſentliche
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Von der Geiſterwelt.
zwar von einem Werkzeug, daß es wuͤrke, be-
wege, oder ſchlage, aber zu glauben, daß die-
ſes dem Werkzeug, und nicht demjenigen zu-
komme, welcher durch ſolches wuͤrket, beweget
und ſchlaͤgt, das waͤre eine Betruͤglichkeit.
433. Weil alles, was in dem Leibe lebt,
und aus dem Leben wuͤrket und ein Gefuͤhl
hat, einig und allein dem Geiſt, dem Leib aber
gar nichts zukommt, ſo folget, daß der Geiſt
der Menſch ſelber ſey; oder welches gleich viel
iſt, daß der Menſch in ſich betrachtet ein Geiſt
ſey, und auch in gleicher Geſtalt, denn alles,
was in dem Menſchen lebet und empfindet,
kommt ſeinem Geiſt zu, und in dem Menſchen,
von ſeinem Haupt an bis zu ſeiner Fußſole,
iſt nicht das mindeſte, das nicht Leben und
Gefuͤhl habe, daher kommt es nun, daß, wenn
der Leib von ſeinem Geiſt getrennet wird, wel-
ches man ſterben nennet, der Menſch dennoch
ein Menſch bleibet, und lebet. Jch habe aus
dem Himmel gehoͤret, daß einige Geſtorbene,
wenn ſie auf der Todtenbahre liegen, noch ehe
ſie auferwecket worden, in ihrem kalten Leibe
auch noch denken, und nicht anders wiſſen, als
lebten ſie noch, aber mit dem Unterſchied, daß
ſie nicht ein einziges materielles Theilgen, das
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434. Der Menſch kann unmoͤglich denken,
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/182>, abgerufen am 23.11.2024.
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