Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.Von der Geisterwelt. ständen erhellen; als zum Exempel daraus, daßdie Geister nicht nur denken, sondern auch aus ihrer Neigung reden, denn ihr Reden kommt aus derselben, wie bereits aus dem, was ich in dem Artikel von der Sprache der Engel Num. 234-245 gesagt und gezeigt habe, bekannt seyn kann; auf gleiche Weise hat auch der Mensch in der Welt gedacht, wenn er bey sich oder in sich selber gewesen, denn sodann hat er nicht aus dem Reden seines Leibes gedacht, sondern nur solche Dinge, und zugleich noch mehrere innerhalb ei- ner Minute gesehen, als er hernach in einer hal- ben Stunde aussprechen konnte; daß der Zustand des Aeussern nicht dem Menschen oder seinem Geist eigen sey, erhellet auch daraus, daß, wenn er in der Welt in Gesellschaft ist, er sodann nach den Gesetzen des sittlichen und bürgerlichen Lebens redet, und daß sodann das innere Denken das äussere regieret, alswie einer den andern, damit das äussere die Grenzen des Wohlstandes und der Ehrbarkeit nicht überschreite: es erhellet auch dar- aus, daß, wenn der Mensch bey sich denket, er auch bedenket, wie er reden und handeln will, daß er gefalle, und Freundschaft, Wohlgewogenheit und Gunst erwerbe, und dieses geschiehet auf eine fremde Weise, und also ganz anders, als wenn es aus eigenem Willen geschehen sollte. Hieraus erhellet, daß der Zustand des Jnnern, worein der Geist versetzt wird, sein eigener Zustand sey, und also auch der eigene Zustand des Menschen gewesen sey, da er in der Welt gelebt. 505. So-
Von der Geiſterwelt. ſtaͤnden erhellen; als zum Exempel daraus, daßdie Geiſter nicht nur denken, ſondern auch aus ihrer Neigung reden, denn ihr Reden kommt aus derſelben, wie bereits aus dem, was ich in dem Artikel von der Sprache der Engel Num. 234-245 geſagt und gezeigt habe, bekannt ſeyn kann; auf gleiche Weiſe hat auch der Menſch in der Welt gedacht, wenn er bey ſich oder in ſich ſelber geweſen, denn ſodann hat er nicht aus dem Reden ſeines Leibes gedacht, ſondern nur ſolche Dinge, und zugleich noch mehrere innerhalb ei- ner Minute geſehen, als er hernach in einer hal- ben Stunde ausſprechen konnte; daß der Zuſtand des Aeuſſern nicht dem Menſchen oder ſeinem Geiſt eigen ſey, erhellet auch daraus, daß, wenn er in der Welt in Geſellſchaft iſt, er ſodann nach den Geſetzen des ſittlichen und buͤrgerlichen Lebens redet, und daß ſodann das innere Denken das aͤuſſere regieret, alswie einer den andern, damit das aͤuſſere die Grenzen des Wohlſtandes und der Ehrbarkeit nicht uͤberſchreite: es erhellet auch dar- aus, daß, wenn der Menſch bey ſich denket, er auch bedenket, wie er reden und handeln will, daß er gefalle, und Freundſchaft, Wohlgewogenheit und Gunſt erwerbe, und dieſes geſchiehet auf eine fremde Weiſe, und alſo ganz anders, als wenn es aus eigenem Willen geſchehen ſollte. Hieraus erhellet, daß der Zuſtand des Jnnern, worein der Geiſt verſetzt wird, ſein eigener Zuſtand ſey, und alſo auch der eigene Zuſtand des Menſchen geweſen ſey, da er in der Welt gelebt. 505. So-
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Von der Geiſterwelt.
ſtaͤnden erhellen; als zum Exempel daraus, daß
die Geiſter nicht nur denken, ſondern auch aus
ihrer Neigung reden, denn ihr Reden kommt
aus derſelben, wie bereits aus dem, was ich in
dem Artikel von der Sprache der Engel Num.
234-245 geſagt und gezeigt habe, bekannt ſeyn
kann; auf gleiche Weiſe hat auch der Menſch in
der Welt gedacht, wenn er bey ſich oder in ſich
ſelber geweſen, denn ſodann hat er nicht aus dem
Reden ſeines Leibes gedacht, ſondern nur ſolche
Dinge, und zugleich noch mehrere innerhalb ei-
ner Minute geſehen, als er hernach in einer hal-
ben Stunde ausſprechen konnte; daß der Zuſtand
des Aeuſſern nicht dem Menſchen oder ſeinem
Geiſt eigen ſey, erhellet auch daraus, daß, wenn
er in der Welt in Geſellſchaft iſt, er ſodann nach
den Geſetzen des ſittlichen und buͤrgerlichen Lebens
redet, und daß ſodann das innere Denken das
aͤuſſere regieret, alswie einer den andern, damit
das aͤuſſere die Grenzen des Wohlſtandes und der
Ehrbarkeit nicht uͤberſchreite: es erhellet auch dar-
aus, daß, wenn der Menſch bey ſich denket, er
auch bedenket, wie er reden und handeln will, daß
er gefalle, und Freundſchaft, Wohlgewogenheit
und Gunſt erwerbe, und dieſes geſchiehet auf eine
fremde Weiſe, und alſo ganz anders, als wenn
es aus eigenem Willen geſchehen ſollte. Hieraus
erhellet, daß der Zuſtand des Jnnern, worein
der Geiſt verſetzt wird, ſein eigener Zuſtand ſey,
und alſo auch der eigene Zuſtand des Menſchen
geweſen ſey, da er in der Welt gelebt.
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