Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.Von der Geisterwelt. bleiben könnten; diejenigen nun, so dieses ver-langten, wurden auch hinzugelassen, allein, da sie nur bey den ersten Eingang waren, wurden sie bey dem Anhauch der himmlischen Wärme, welche die Liebe ist, worinnen die Engel sind, und bey dem Einfluß des himmlischen Lichtes, welches das Göttliche Wahre ist, von einer solchen Herzens- angst überfallen, daß sie statt der himmlischen Freude eine höllische Pein in sich empfanden, von welcher sie zerrütet wurden, und sich selber aus dem Himmel herabstürzten; also wurden sie durch die lebendige Erfahrung belehret, daß der Him- mel keinen einzigen aus unmittelbarer Barmher- zigkeit gegeben werden könne. 526. Jch habe bisweilen mit den Engeln mittelung
Von der Geiſterwelt. bleiben koͤnnten; diejenigen nun, ſo dieſes ver-langten, wurden auch hinzugelaſſen, allein, da ſie nur bey den erſten Eingang waren, wurden ſie bey dem Anhauch der himmliſchen Waͤrme, welche die Liebe iſt, worinnen die Engel ſind, und bey dem Einfluß des himmliſchen Lichtes, welches das Goͤttliche Wahre iſt, von einer ſolchen Herzens- angſt uͤberfallen, daß ſie ſtatt der himmliſchen Freude eine hoͤlliſche Pein in ſich empfanden, von welcher ſie zerruͤtet wurden, und ſich ſelber aus dem Himmel herabſtuͤrzten; alſo wurden ſie durch die lebendige Erfahrung belehret, daß der Him- mel keinen einzigen aus unmittelbarer Barmher- zigkeit gegeben werden koͤnne. 526. Jch habe bisweilen mit den Engeln mittelung
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0321" n="322"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Geiſterwelt.</hi></fw><lb/> bleiben koͤnnten; diejenigen nun, ſo dieſes ver-<lb/> langten, wurden auch hinzugelaſſen, allein, da<lb/> ſie nur bey den erſten Eingang waren, wurden ſie<lb/> bey dem Anhauch der himmliſchen Waͤrme, welche<lb/> die Liebe iſt, worinnen die Engel ſind, und bey<lb/> dem Einfluß des himmliſchen Lichtes, welches das<lb/> Goͤttliche Wahre iſt, von einer ſolchen Herzens-<lb/> angſt uͤberfallen, daß ſie ſtatt der himmliſchen<lb/> Freude eine hoͤlliſche Pein in ſich empfanden, von<lb/> welcher ſie zerruͤtet wurden, und ſich ſelber aus<lb/> dem Himmel herabſtuͤrzten; alſo wurden ſie durch<lb/> die lebendige Erfahrung belehret, daß der Him-<lb/> mel keinen einzigen aus unmittelbarer Barmher-<lb/> zigkeit gegeben werden koͤnne.</p><lb/> <p>526. Jch habe bisweilen mit den Engeln<lb/> hiervon geredet, und geſagt, das die meiſten in<lb/> der Welt, die ein boͤſes Leben fuͤhren, und mit<lb/> andern vom Himmel und vom ewigen Leben ſpre-<lb/> chen, nicht anders redeten, als daß, in den Him-<lb/> mel kommen, nur ſo viel ſey, als aus bloſſer<lb/> Barmherzigkeit hineingelaſſen werden; und daß<lb/> es vornehmlich diejenigen glaubten die den Glau-<lb/> ben zum einzigen Mittel der Seligkeit machen,<lb/> denn dieſe ſehen aus einem gewiſſen Scheingrund<lb/> ihrer Religion nicht auf das Leben, noch auf die<lb/> Werke der Liebe, die das Leben ausmachen, und<lb/> alſo auch auf keine andre Mittel, wodurch der<lb/><hi rendition="#fr">Herr</hi> dem Menſchen den Himmel einfloͤſſet, und<lb/> ihn der himmliſchen Freude theilhaftig machet;<lb/> und weil ſie auf ſolche Art alle werkthaͤtliche Ver-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">mittelung</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [322/0321]
Von der Geiſterwelt.
bleiben koͤnnten; diejenigen nun, ſo dieſes ver-
langten, wurden auch hinzugelaſſen, allein, da
ſie nur bey den erſten Eingang waren, wurden ſie
bey dem Anhauch der himmliſchen Waͤrme, welche
die Liebe iſt, worinnen die Engel ſind, und bey
dem Einfluß des himmliſchen Lichtes, welches das
Goͤttliche Wahre iſt, von einer ſolchen Herzens-
angſt uͤberfallen, daß ſie ſtatt der himmliſchen
Freude eine hoͤlliſche Pein in ſich empfanden, von
welcher ſie zerruͤtet wurden, und ſich ſelber aus
dem Himmel herabſtuͤrzten; alſo wurden ſie durch
die lebendige Erfahrung belehret, daß der Him-
mel keinen einzigen aus unmittelbarer Barmher-
zigkeit gegeben werden koͤnne.
526. Jch habe bisweilen mit den Engeln
hiervon geredet, und geſagt, das die meiſten in
der Welt, die ein boͤſes Leben fuͤhren, und mit
andern vom Himmel und vom ewigen Leben ſpre-
chen, nicht anders redeten, als daß, in den Him-
mel kommen, nur ſo viel ſey, als aus bloſſer
Barmherzigkeit hineingelaſſen werden; und daß
es vornehmlich diejenigen glaubten die den Glau-
ben zum einzigen Mittel der Seligkeit machen,
denn dieſe ſehen aus einem gewiſſen Scheingrund
ihrer Religion nicht auf das Leben, noch auf die
Werke der Liebe, die das Leben ausmachen, und
alſo auch auf keine andre Mittel, wodurch der
Herr dem Menſchen den Himmel einfloͤſſet, und
ihn der himmliſchen Freude theilhaftig machet;
und weil ſie auf ſolche Art alle werkthaͤtliche Ver-
mittelung
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |