von jenem getrennt wird, so bestehet das geist- liche Leben nur im Denken und Reden, der Wille aber bleibt zurück, weil er keine Stütze hat, und doch ist der Wille unmittelbar das Geistliche des Menschen.
530. Daß es nicht so schwer sey, als man glaubt, ein Leben zu führen, das in den Him- mel führet, kann aus dem, was nun folget, ersehen werden. Wer ist wohl, der nicht ein bürgerliches und sittliches Leben führen könne, da ein jeder von der Kindheit an dazu ange- wiesen wird, und es vermöge des Lebens in der Welt zu führen weis; auch führet ein jeder, so wohl der Böse als Gute ein bürgerliches und sittliches Leben, denn wer will nicht gerne aufrichtig und gerecht genannt seyn? fast alle üben die Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit äus- serlich aus, ja sogar, daß sie den Anschein ha- ben, als wären sie von Herzen sowohl aufrichtig als gerecht, oder als handelten sie unmittelbar aus der Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit: eben so muß auch der geistliche Mensch leben, und dieses kann er eben so leicht, als der natürliche Mensch, aber nur mit dem Unterschied, daß der geistliche Mensch das Göttliche glaubt und daß er aufrichtig und gerecht handelt nicht al- lein deswegen, weil es nach den bürgerlichen und sittlichen Gesetzen ist, sondern auch darum, weil es nach den göttlichen Gesetzen ist; denn ein solcher, weil er an das Göttliche denket,
wenn
Von der Geiſterwelt.
von jenem getrennt wird, ſo beſtehet das geiſt- liche Leben nur im Denken und Reden, der Wille aber bleibt zuruͤck, weil er keine Stuͤtze hat, und doch iſt der Wille unmittelbar das Geiſtliche des Menſchen.
530. Daß es nicht ſo ſchwer ſey, als man glaubt, ein Leben zu fuͤhren, das in den Him- mel fuͤhret, kann aus dem, was nun folget, erſehen werden. Wer iſt wohl, der nicht ein buͤrgerliches und ſittliches Leben fuͤhren koͤnne, da ein jeder von der Kindheit an dazu ange- wieſen wird, und es vermoͤge des Lebens in der Welt zu fuͤhren weis; auch fuͤhret ein jeder, ſo wohl der Boͤſe als Gute ein buͤrgerliches und ſittliches Leben, denn wer will nicht gerne aufrichtig und gerecht genannt ſeyn? faſt alle uͤben die Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit aͤuſ- ſerlich aus, ja ſogar, daß ſie den Anſchein ha- ben, als waͤren ſie von Herzen ſowohl aufrichtig als gerecht, oder als handelten ſie unmittelbar aus der Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit: eben ſo muß auch der geiſtliche Menſch leben, und dieſes kann er eben ſo leicht, als der natuͤrliche Menſch, aber nur mit dem Unterſchied, daß der geiſtliche Menſch das Goͤttliche glaubt und daß er aufrichtig und gerecht handelt nicht al- lein deswegen, weil es nach den buͤrgerlichen und ſittlichen Geſetzen iſt, ſondern auch darum, weil es nach den goͤttlichen Geſetzen iſt; denn ein ſolcher, weil er an das Goͤttliche denket,
wenn
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Von der Geiſterwelt.
von jenem getrennt wird, ſo beſtehet das geiſt-
liche Leben nur im Denken und Reden, der Wille
aber bleibt zuruͤck, weil er keine Stuͤtze hat,
und doch iſt der Wille unmittelbar das Geiſtliche
des Menſchen.
530. Daß es nicht ſo ſchwer ſey, als man
glaubt, ein Leben zu fuͤhren, das in den Him-
mel fuͤhret, kann aus dem, was nun folget,
erſehen werden. Wer iſt wohl, der nicht ein
buͤrgerliches und ſittliches Leben fuͤhren koͤnne,
da ein jeder von der Kindheit an dazu ange-
wieſen wird, und es vermoͤge des Lebens in der
Welt zu fuͤhren weis; auch fuͤhret ein jeder,
ſo wohl der Boͤſe als Gute ein buͤrgerliches
und ſittliches Leben, denn wer will nicht gerne
aufrichtig und gerecht genannt ſeyn? faſt alle
uͤben die Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit aͤuſ-
ſerlich aus, ja ſogar, daß ſie den Anſchein ha-
ben, als waͤren ſie von Herzen ſowohl aufrichtig
als gerecht, oder als handelten ſie unmittelbar
aus der Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit: eben
ſo muß auch der geiſtliche Menſch leben, und
dieſes kann er eben ſo leicht, als der natuͤrliche
Menſch, aber nur mit dem Unterſchied, daß
der geiſtliche Menſch das Goͤttliche glaubt und
daß er aufrichtig und gerecht handelt nicht al-
lein deswegen, weil es nach den buͤrgerlichen
und ſittlichen Geſetzen iſt, ſondern auch darum,
weil es nach den goͤttlichen Geſetzen iſt; denn
ein ſolcher, weil er an das Goͤttliche denket,
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/330>, abgerufen am 21.11.2024.
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