Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.Von der Geisterwelt. fähig sind so gehen sie weg, und gesellen sichzu ihres Gleichen, die in der Welt in eben einem solchen Leben gewesen sind. Diejenigen aber, welche äusserlich heilig gelebt, beständig in den Tempeln, und allda im Gebet begriffen ge- wesen sind, ihre Seele beängstigt, und zugleich unaufhörlich sich in den Gedanken gehabt haben, als wären sie auf solche Art weit mehr, als an- dre, hoch zu schätzen und zu ehren, und endlich nach dem Tod für heilige zu halten, die sind im andern Leben nicht im Himmel, weil sie derglei- chen Dinge nur um ihrentwillen gethan haben; und weil sie die göttliche Wahrheiten mit der Ei- genliebe, womit sie dieselben überschwemmten, verunreiniget und beflecket haben, so sind eini- ge von ihnen so unsinnig, daß sie denken, sie wären Götter; weswegen sie sich unter solchen in der Hölle befinden; einige sind listig und be- trügerisch, und befinden sich in den Höllen der Betrüger, welches nämlich diejenigen sind, die die obgedachten Dinge durch Kunstgriffe und Ränke äusserlich gethan, und durch diese Rän- ke und Kunstgriffe dem gemeinen Volk weis ge- macht haben, als wäre in ihnen göttliche Hei- ligkeit. So sind viele von den Heiligen im Pabstthum; es wurde mir auch verstattet, mit einigen zu reden, und da wurde mir ihr Leben, wie es in der Welt gewesen war, und wie es nachgehends ist, offenbar beschrieben. Dieses ist deswegen gesagt worden, damit man wissen möge, daß das zum Himmel führende Leben, nicht Z 5
Von der Geiſterwelt. faͤhig ſind ſo gehen ſie weg, und geſellen ſichzu ihres Gleichen, die in der Welt in eben einem ſolchen Leben geweſen ſind. Diejenigen aber, welche aͤuſſerlich heilig gelebt, beſtaͤndig in den Tempeln, und allda im Gebet begriffen ge- weſen ſind, ihre Seele beaͤngſtigt, und zugleich unaufhoͤrlich ſich in den Gedanken gehabt haben, als waͤren ſie auf ſolche Art weit mehr, als an- dre, hoch zu ſchaͤtzen und zu ehren, und endlich nach dem Tod fuͤr heilige zu halten, die ſind im andern Leben nicht im Himmel, weil ſie derglei- chen Dinge nur um ihrentwillen gethan haben; und weil ſie die goͤttliche Wahrheiten mit der Ei- genliebe, womit ſie dieſelben uͤberſchwemmten, verunreiniget und beflecket haben, ſo ſind eini- ge von ihnen ſo unſinnig, daß ſie denken, ſie waͤren Goͤtter; weswegen ſie ſich unter ſolchen in der Hoͤlle befinden; einige ſind liſtig und be- truͤgeriſch, und befinden ſich in den Hoͤllen der Betruͤger, welches naͤmlich diejenigen ſind, die die obgedachten Dinge durch Kunſtgriffe und Raͤnke aͤuſſerlich gethan, und durch dieſe Raͤn- ke und Kunſtgriffe dem gemeinen Volk weis ge- macht haben, als waͤre in ihnen goͤttliche Hei- ligkeit. So ſind viele von den Heiligen im Pabſtthum; es wurde mir auch verſtattet, mit einigen zu reden, und da wurde mir ihr Leben, wie es in der Welt geweſen war, und wie es nachgehends iſt, offenbar beſchrieben. Dieſes iſt deswegen geſagt worden, damit man wiſſen moͤge, daß das zum Himmel fuͤhrende Leben, nicht Z 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0344" n="345"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Geiſterwelt.</hi></fw><lb/> faͤhig ſind ſo gehen ſie weg, und geſellen ſich<lb/> zu ihres Gleichen, die in der Welt in eben einem<lb/> ſolchen Leben geweſen ſind. Diejenigen aber,<lb/> welche <hi rendition="#fr">aͤuſſerlich</hi> heilig gelebt, beſtaͤndig in<lb/> den Tempeln, und allda im Gebet begriffen ge-<lb/> weſen ſind, ihre Seele beaͤngſtigt, und zugleich<lb/> unaufhoͤrlich ſich in den Gedanken gehabt haben,<lb/> als waͤren ſie auf ſolche Art weit mehr, als an-<lb/> dre, hoch zu ſchaͤtzen und zu ehren, und endlich<lb/> nach dem Tod fuͤr heilige zu halten, die ſind im<lb/> andern Leben nicht im Himmel, weil ſie derglei-<lb/> chen Dinge nur um ihrentwillen gethan haben;<lb/> und weil ſie die goͤttliche Wahrheiten mit der Ei-<lb/> genliebe, womit ſie dieſelben uͤberſchwemmten,<lb/> verunreiniget und beflecket haben, ſo ſind eini-<lb/> ge von ihnen ſo unſinnig, daß ſie denken, ſie<lb/> waͤren Goͤtter; weswegen ſie ſich unter ſolchen<lb/> in der Hoͤlle befinden; einige ſind liſtig und be-<lb/> truͤgeriſch, und befinden ſich in den Hoͤllen der<lb/> Betruͤger, welches naͤmlich diejenigen ſind, die<lb/> die obgedachten Dinge durch Kunſtgriffe und<lb/> Raͤnke <hi rendition="#fr">aͤuſſerlich</hi> gethan, und durch dieſe Raͤn-<lb/> ke und Kunſtgriffe dem gemeinen Volk weis ge-<lb/> macht haben, als waͤre in ihnen goͤttliche Hei-<lb/> ligkeit. So ſind viele von den Heiligen im<lb/> Pabſtthum; es wurde mir auch verſtattet, mit<lb/> einigen zu reden, und da wurde mir ihr Leben,<lb/> wie es in der Welt geweſen war, und wie es<lb/> nachgehends iſt, offenbar beſchrieben. Dieſes<lb/> iſt deswegen geſagt worden, damit man wiſſen<lb/> moͤge, daß das zum Himmel fuͤhrende Leben,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Z 5</fw><fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [345/0344]
Von der Geiſterwelt.
faͤhig ſind ſo gehen ſie weg, und geſellen ſich
zu ihres Gleichen, die in der Welt in eben einem
ſolchen Leben geweſen ſind. Diejenigen aber,
welche aͤuſſerlich heilig gelebt, beſtaͤndig in
den Tempeln, und allda im Gebet begriffen ge-
weſen ſind, ihre Seele beaͤngſtigt, und zugleich
unaufhoͤrlich ſich in den Gedanken gehabt haben,
als waͤren ſie auf ſolche Art weit mehr, als an-
dre, hoch zu ſchaͤtzen und zu ehren, und endlich
nach dem Tod fuͤr heilige zu halten, die ſind im
andern Leben nicht im Himmel, weil ſie derglei-
chen Dinge nur um ihrentwillen gethan haben;
und weil ſie die goͤttliche Wahrheiten mit der Ei-
genliebe, womit ſie dieſelben uͤberſchwemmten,
verunreiniget und beflecket haben, ſo ſind eini-
ge von ihnen ſo unſinnig, daß ſie denken, ſie
waͤren Goͤtter; weswegen ſie ſich unter ſolchen
in der Hoͤlle befinden; einige ſind liſtig und be-
truͤgeriſch, und befinden ſich in den Hoͤllen der
Betruͤger, welches naͤmlich diejenigen ſind, die
die obgedachten Dinge durch Kunſtgriffe und
Raͤnke aͤuſſerlich gethan, und durch dieſe Raͤn-
ke und Kunſtgriffe dem gemeinen Volk weis ge-
macht haben, als waͤre in ihnen goͤttliche Hei-
ligkeit. So ſind viele von den Heiligen im
Pabſtthum; es wurde mir auch verſtattet, mit
einigen zu reden, und da wurde mir ihr Leben,
wie es in der Welt geweſen war, und wie es
nachgehends iſt, offenbar beſchrieben. Dieſes
iſt deswegen geſagt worden, damit man wiſſen
moͤge, daß das zum Himmel fuͤhrende Leben,
nicht
Z 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |