Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Hölle.
bilder eingeflossen, die, gegen die geistlichen
Denkbilder zu rechnen, gemein, grob und
finster sind, und unzählige Dinge, welche
dem geistlichen Denken zukommen, nicht fas-
sen können, und solche auch in das von den
weltlichen Sorgen herrührende Trübe ver-
hüllen: ein anders ist, wenn der Geist von
dem Leibe los ist, und in seinen geistlichen
Zustand kommt, welches geschiehet, wenn
er aus der natürlichen Welt in die geistliche
Welt, die ihm eigen ist, übergehet; daß als-
denn sein Zustand in Ansehung der Gedan-
ken und Neigungen, auf eine unermeßliche
Weise vortreflicher sey, als sein voriger Zu-
stand, erhellet aus dem, was ich bereits ge-
sagt habe; daher kommt es nun, daß die En-
gel unaussprechliche Dinge denken, ja solche,
die nicht auszudrücken sind; mithin solche
Dinge, die gar nicht in die natürlichen Ge-
danken des Menschen kommen können; da
doch ein jeder Engel als ein Mensch geboren
worden ist, und als ein Mensch gelebt hatte,
und sich damals nicht weiser vorgekommen
ist, als ein andrer Mensch von seines Gleichen.

577. So groß bey den Engeln der Grad
der Weisheit und der Verstandes-Erkännt-
nis ist, so groß ist bey den höllischen Geistern
der Grad der Bosheit und Arglist; denn es
ist einerley Sache; weil der Geist des Men-
schen, wenn er von dem Leib aufgelöset ist,

entwe-

Von der Hoͤlle.
bilder eingefloſſen, die, gegen die geiſtlichen
Denkbilder zu rechnen, gemein, grob und
finſter ſind, und unzaͤhlige Dinge, welche
dem geiſtlichen Denken zukommen, nicht faſ-
ſen koͤnnen, und ſolche auch in das von den
weltlichen Sorgen herruͤhrende Truͤbe ver-
huͤllen: ein anders iſt, wenn der Geiſt von
dem Leibe los iſt, und in ſeinen geiſtlichen
Zuſtand kommt, welches geſchiehet, wenn
er aus der natuͤrlichen Welt in die geiſtliche
Welt, die ihm eigen iſt, uͤbergehet; daß als-
denn ſein Zuſtand in Anſehung der Gedan-
ken und Neigungen, auf eine unermeßliche
Weiſe vortreflicher ſey, als ſein voriger Zu-
ſtand, erhellet aus dem, was ich bereits ge-
ſagt habe; daher kommt es nun, daß die En-
gel unausſprechliche Dinge denken, ja ſolche,
die nicht auszudruͤcken ſind; mithin ſolche
Dinge, die gar nicht in die natuͤrlichen Ge-
danken des Menſchen kommen koͤnnen; da
doch ein jeder Engel als ein Menſch geboren
worden iſt, und als ein Menſch gelebt hatte,
und ſich damals nicht weiſer vorgekommen
iſt, als ein andrer Menſch von ſeines Gleichen.

577. So groß bey den Engeln der Grad
der Weisheit und der Verſtandes-Erkaͤnnt-
nis iſt, ſo groß iſt bey den hoͤlliſchen Geiſtern
der Grad der Bosheit und Argliſt; denn es
iſt einerley Sache; weil der Geiſt des Men-
ſchen, wenn er von dem Leib aufgeloͤſet iſt,

entwe-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0410" n="59"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Ho&#x0364;lle.</hi></fw><lb/>
bilder eingeflo&#x017F;&#x017F;en, die, gegen die gei&#x017F;tlichen<lb/>
Denkbilder zu rechnen, gemein, grob und<lb/>
fin&#x017F;ter &#x017F;ind, und unza&#x0364;hlige Dinge, welche<lb/>
dem gei&#x017F;tlichen Denken zukommen, nicht fa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en ko&#x0364;nnen, und &#x017F;olche auch in das von den<lb/>
weltlichen Sorgen herru&#x0364;hrende Tru&#x0364;be ver-<lb/>
hu&#x0364;llen: ein anders i&#x017F;t, wenn der Gei&#x017F;t von<lb/>
dem Leibe los i&#x017F;t, und in &#x017F;einen gei&#x017F;tlichen<lb/>
Zu&#x017F;tand kommt, welches ge&#x017F;chiehet, wenn<lb/>
er aus der natu&#x0364;rlichen Welt in die gei&#x017F;tliche<lb/>
Welt, die ihm eigen i&#x017F;t, u&#x0364;bergehet; daß als-<lb/>
denn &#x017F;ein Zu&#x017F;tand in An&#x017F;ehung der Gedan-<lb/>
ken und Neigungen, auf eine unermeßliche<lb/>
Wei&#x017F;e vortreflicher &#x017F;ey, als &#x017F;ein voriger Zu-<lb/>
&#x017F;tand, erhellet aus dem, was ich bereits ge-<lb/>
&#x017F;agt habe; daher kommt es nun, daß die En-<lb/>
gel unaus&#x017F;prechliche Dinge denken, ja &#x017F;olche,<lb/>
die nicht auszudru&#x0364;cken &#x017F;ind; mithin &#x017F;olche<lb/>
Dinge, die gar nicht in die natu&#x0364;rlichen Ge-<lb/>
danken des Men&#x017F;chen kommen ko&#x0364;nnen; da<lb/>
doch ein jeder Engel als ein Men&#x017F;ch geboren<lb/>
worden i&#x017F;t, und als ein Men&#x017F;ch gelebt hatte,<lb/>
und &#x017F;ich damals nicht wei&#x017F;er vorgekommen<lb/>
i&#x017F;t, als ein andrer Men&#x017F;ch von &#x017F;eines Gleichen.</p><lb/>
          <p>577. So groß bey den Engeln der Grad<lb/>
der Weisheit und der Ver&#x017F;tandes-Erka&#x0364;nnt-<lb/>
nis i&#x017F;t, &#x017F;o groß i&#x017F;t bey den ho&#x0364;lli&#x017F;chen Gei&#x017F;tern<lb/>
der Grad der Bosheit und Argli&#x017F;t; denn es<lb/>
i&#x017F;t einerley Sache; weil der Gei&#x017F;t des Men-<lb/>
&#x017F;chen, wenn er von dem Leib aufgelo&#x0364;&#x017F;et i&#x017F;t,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">entwe-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0410] Von der Hoͤlle. bilder eingefloſſen, die, gegen die geiſtlichen Denkbilder zu rechnen, gemein, grob und finſter ſind, und unzaͤhlige Dinge, welche dem geiſtlichen Denken zukommen, nicht faſ- ſen koͤnnen, und ſolche auch in das von den weltlichen Sorgen herruͤhrende Truͤbe ver- huͤllen: ein anders iſt, wenn der Geiſt von dem Leibe los iſt, und in ſeinen geiſtlichen Zuſtand kommt, welches geſchiehet, wenn er aus der natuͤrlichen Welt in die geiſtliche Welt, die ihm eigen iſt, uͤbergehet; daß als- denn ſein Zuſtand in Anſehung der Gedan- ken und Neigungen, auf eine unermeßliche Weiſe vortreflicher ſey, als ſein voriger Zu- ſtand, erhellet aus dem, was ich bereits ge- ſagt habe; daher kommt es nun, daß die En- gel unausſprechliche Dinge denken, ja ſolche, die nicht auszudruͤcken ſind; mithin ſolche Dinge, die gar nicht in die natuͤrlichen Ge- danken des Menſchen kommen koͤnnen; da doch ein jeder Engel als ein Menſch geboren worden iſt, und als ein Menſch gelebt hatte, und ſich damals nicht weiſer vorgekommen iſt, als ein andrer Menſch von ſeines Gleichen. 577. So groß bey den Engeln der Grad der Weisheit und der Verſtandes-Erkaͤnnt- nis iſt, ſo groß iſt bey den hoͤlliſchen Geiſtern der Grad der Bosheit und Argliſt; denn es iſt einerley Sache; weil der Geiſt des Men- ſchen, wenn er von dem Leib aufgeloͤſet iſt, entwe-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/410
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/410>, abgerufen am 21.11.2024.