Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.Von der Hölle. renden Zuneigung thut; das übrige kannzwar in ihm eingehen, aber nicht weiter, als in das Denken, keineswegs aber in den Willen, und was nicht bis in den Willen des Menschen eingeht, das wird nicht sein eigen, denn das Denken nimmt das Seini- nige aus dem Gedächtnis, der Wille aber unmittelbar aus dem Leben her: nimmer- mehr ist etwas in Freyheit, wenn es nicht aus dem Willen, oder welches einerley ist, aus der von der Liebe herrührenden Zunei- gung kommt; denn was der Mensch will oder liebet, das thut er freywillig; daher kommt es, daß die Freyheit des Menschen, und die Zuneigung, die aus seiner Liebe oder aus seinem Willen entsteht, Eins sind; der Mensch hat demnach die Freyheit deswe- gen, damit er von dem Wahren und Gu- ten einen Eindruck bekommen, und es lie- ben könne, und damit es also wie sein ei- gen werden möge: mit einem Wort, was nicht bey dem Menschen in Freyheit ein- geht, das bleibt nicht bey ihm, weil es sei- ner Liebe oder seinem Willen nicht eigen ist, und was nicht der Liebe oder dem Wil- len des Menschen eigen ist, das ist auch seinem Geist nicht eigen; denn das Seyn oder Wesen des Geistes des Menschen ist die Liebe oder der Wille; Liebe oder Wille, sage ich, weil der Mensch das, was er lie- bet, auch will. Dieses ist nun also die Ursache,
Von der Hoͤlle. renden Zuneigung thut; das uͤbrige kannzwar in ihm eingehen, aber nicht weiter, als in das Denken, keineswegs aber in den Willen, und was nicht bis in den Willen des Menſchen eingeht, das wird nicht ſein eigen, denn das Denken nimmt das Seini- nige aus dem Gedaͤchtnis, der Wille aber unmittelbar aus dem Leben her: nimmer- mehr iſt etwas in Freyheit, wenn es nicht aus dem Willen, oder welches einerley iſt, aus der von der Liebe herruͤhrenden Zunei- gung kommt; denn was der Menſch will oder liebet, das thut er freywillig; daher kommt es, daß die Freyheit des Menſchen, und die Zuneigung, die aus ſeiner Liebe oder aus ſeinem Willen entſteht, Eins ſind; der Menſch hat demnach die Freyheit deswe- gen, damit er von dem Wahren und Gu- ten einen Eindruck bekommen, und es lie- ben koͤnne, und damit es alſo wie ſein ei- gen werden moͤge: mit einem Wort, was nicht bey dem Menſchen in Freyheit ein- geht, das bleibt nicht bey ihm, weil es ſei- ner Liebe oder ſeinem Willen nicht eigen iſt, und was nicht der Liebe oder dem Wil- len des Menſchen eigen iſt, das iſt auch ſeinem Geiſt nicht eigen; denn das Seyn oder Weſen des Geiſtes des Menſchen iſt die Liebe oder der Wille; Liebe oder Wille, ſage ich, weil der Menſch das, was er lie- bet, auch will. Dieſes iſt nun alſo die Urſache,
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Von der Hoͤlle.
renden Zuneigung thut; das uͤbrige kann
zwar in ihm eingehen, aber nicht weiter,
als in das Denken, keineswegs aber in den
Willen, und was nicht bis in den Willen
des Menſchen eingeht, das wird nicht ſein
eigen, denn das Denken nimmt das Seini-
nige aus dem Gedaͤchtnis, der Wille aber
unmittelbar aus dem Leben her: nimmer-
mehr iſt etwas in Freyheit, wenn es nicht
aus dem Willen, oder welches einerley iſt,
aus der von der Liebe herruͤhrenden Zunei-
gung kommt; denn was der Menſch will
oder liebet, das thut er freywillig; daher
kommt es, daß die Freyheit des Menſchen,
und die Zuneigung, die aus ſeiner Liebe oder
aus ſeinem Willen entſteht, Eins ſind; der
Menſch hat demnach die Freyheit deswe-
gen, damit er von dem Wahren und Gu-
ten einen Eindruck bekommen, und es lie-
ben koͤnne, und damit es alſo wie ſein ei-
gen werden moͤge: mit einem Wort, was
nicht bey dem Menſchen in Freyheit ein-
geht, das bleibt nicht bey ihm, weil es ſei-
ner Liebe oder ſeinem Willen nicht eigen
iſt, und was nicht der Liebe oder dem Wil-
len des Menſchen eigen iſt, das iſt auch
ſeinem Geiſt nicht eigen; denn das Seyn
oder Weſen des Geiſtes des Menſchen iſt
die Liebe oder der Wille; Liebe oder Wille,
ſage ich, weil der Menſch das, was er lie-
bet, auch will. Dieſes iſt nun alſo die
Urſache,
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