Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.Vom Himmel. bisweilen beständig von Morgen an bis auf denAbend, und mich also, was den Himmel und die Hölle betrift, zu belehren, und dieses darum, damit der Mensch von der Kirche in seinem ir- rigen Glauben, den er sich von der Aufferste- hung zur Zeit des Gerichts, und von dem Zu- stand der Seele einstweilen, wie auch von den Engeln und von dem Teufel eingeprägt hat, nicht länger verharren möchte; weil dieser Glaube ein falscher Glaube ist, so verursachet er Finsternis, und bringt denen, welche aus selbst eigener Einsicht solche Dinge überdenken, Zweifel und endlich das Läugnen bey; denn sie sprechen im Herzen: wie kann ein so großer Himmel mit so vielen Gestirnen, und mit der Sonne und dem Mond zerstört und zerstreuet werden? und wie können alsdenn die Sterne vom Himel auf die Erde fallen, die doch grös- ser als die Erde sind? und wie können sich die von Würmern gefressene, verfaulte und in alle Luft zerstreute Leiber wieder zu ihrer Seele ver- sammlen? wo ist denn nun einstweilen die See- le, und wie ist sie beschaffen, wenn sie ohne die bey Leibes Leben gehabte Empfindung seyn soll? außer unzählich andern Dingen, die, weil sie unbegreiflich, unmöglich zu glauben sind, ja, bey vielen den Glauben vom Leben der Seele nach dem Tod, vom Himmel und von der Hölle, und mit solchen das übrige, was des Glaubens der Kirche ist, zunichte machen; daß diese un- glaubliche unbegreifliche Dinge schon alles ver- wüstet
Vom Himmel. bisweilen beſtaͤndig von Morgen an bis auf denAbend, und mich alſo, was den Himmel und die Hoͤlle betrift, zu belehren, und dieſes darum, damit der Menſch von der Kirche in ſeinem ir- rigen Glauben, den er ſich von der Aufferſte- hung zur Zeit des Gerichts, und von dem Zu- ſtand der Seele einſtweilen, wie auch von den Engeln und von dem Teufel eingepraͤgt hat, nicht laͤnger verharren moͤchte; weil dieſer Glaube ein falſcher Glaube iſt, ſo verurſachet er Finſternis, und bringt denen, welche aus ſelbſt eigener Einſicht ſolche Dinge uͤberdenken, Zweifel und endlich das Laͤugnen bey; denn ſie ſprechen im Herzen: wie kann ein ſo großer Himmel mit ſo vielen Geſtirnen, und mit der Sonne und dem Mond zerſtoͤrt und zerſtreuet werden? und wie koͤnnen alsdenn die Sterne vom Himel auf die Erde fallen, die doch groͤſ- ſer als die Erde ſind? und wie koͤnnen ſich die von Wuͤrmern gefreſſene, verfaulte und in alle Luft zerſtreute Leiber wieder zu ihrer Seele ver- ſammlen? wo iſt denn nun einſtweilen die See- le, und wie iſt ſie beſchaffen, wenn ſie ohne die bey Leibes Leben gehabte Empfindung ſeyn ſoll? außer unzaͤhlich andern Dingen, die, weil ſie unbegreiflich, unmoͤglich zu glauben ſind, ja, bey vielen den Glauben vom Leben der Seele nach dem Tod, vom Himmel und von der Hoͤlle, und mit ſolchen das uͤbrige, was des Glaubens der Kirche iſt, zunichte machen; daß dieſe un- glaubliche unbegreifliche Dinge ſchon alles ver- wuͤſtet
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Vom Himmel.
bisweilen beſtaͤndig von Morgen an bis auf den
Abend, und mich alſo, was den Himmel und
die Hoͤlle betrift, zu belehren, und dieſes darum,
damit der Menſch von der Kirche in ſeinem ir-
rigen Glauben, den er ſich von der Aufferſte-
hung zur Zeit des Gerichts, und von dem Zu-
ſtand der Seele einſtweilen, wie auch von den
Engeln und von dem Teufel eingepraͤgt hat,
nicht laͤnger verharren moͤchte; weil dieſer
Glaube ein falſcher Glaube iſt, ſo verurſachet
er Finſternis, und bringt denen, welche aus
ſelbſt eigener Einſicht ſolche Dinge uͤberdenken,
Zweifel und endlich das Laͤugnen bey; denn ſie
ſprechen im Herzen: wie kann ein ſo großer
Himmel mit ſo vielen Geſtirnen, und mit der
Sonne und dem Mond zerſtoͤrt und zerſtreuet
werden? und wie koͤnnen alsdenn die Sterne
vom Himel auf die Erde fallen, die doch groͤſ-
ſer als die Erde ſind? und wie koͤnnen ſich die
von Wuͤrmern gefreſſene, verfaulte und in alle
Luft zerſtreute Leiber wieder zu ihrer Seele ver-
ſammlen? wo iſt denn nun einſtweilen die See-
le, und wie iſt ſie beſchaffen, wenn ſie ohne die
bey Leibes Leben gehabte Empfindung ſeyn ſoll?
außer unzaͤhlich andern Dingen, die, weil ſie
unbegreiflich, unmoͤglich zu glauben ſind, ja,
bey vielen den Glauben vom Leben der Seele
nach dem Tod, vom Himmel und von der Hoͤlle,
und mit ſolchen das uͤbrige, was des Glaubens
der Kirche iſt, zunichte machen; daß dieſe un-
glaubliche unbegreifliche Dinge ſchon alles ver-
wuͤſtet
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