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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

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Vom Himmel.
heit haben, und leben eben auch in unflätigen
Wollüsten. Ein anders aber ist es mit denen
Armen, die mit ihrem Schicksal zufrieden, in
ihrer Verrichtung emßig und fleißig sind, die
Arbeit dem Müßiggang vorziehen, aufrichtig
und treu handeln, und alsdenn zugleich ein christ-
liches Leben sühren. Jch habe etlichemal mit
solchen, die aus dem Bauervolk und aus dem
Pöbel waren, die aber, da sie in der Welt
gelebt, an Gott geglaubt, und in ihren Werken
gerecht und rechtschaffen gehandelt hatten, gere-
det; weil nun diese die Neigung hatten, das
Wahre zu wissen, so fragten sie, weil sie in der
Welt viel vom Glauben, im andern Leben aber
viel von der Liebe gehört hatten, was eigentlich
Liebe und Glaube sey: dahero wurde ihnen gesagt,
die Liebe sey alles dasjenige, was dem Leben, und
der Glaube alles das, was der Lehre eigen; mit-
hin bestehe die Liebe darinnen, in allen Werken
gerecht und rechtschaffen wollen und thun, der
Glaube aber sey, gerecht und rechtschaffen denken;
und daß sich der Glaube und die Liebe, als wie die
Lehre und das Leben nach solcher, oder wie das
Denken und der Wille, mit einander verbinden;
und daß der Glaube, wenn der Mensch dasjenige,
was er gerecht und rechtschaffen denket, auch will
und thut, zur Liebe werde, und daß sie, wenn
dieses geschiehet, alsdenn nicht zwey, sondern ein
Einziges seyn: dieses verstunden sie gar wohl,
freueten sich, und sagten, sie hätten in der Welt
nicht begriffen, daß glauben etwas anders
wäre, als leben.

365.

Vom Himmel.
heit haben, und leben eben auch in unflaͤtigen
Wolluͤſten. Ein anders aber iſt es mit denen
Armen, die mit ihrem Schickſal zufrieden, in
ihrer Verrichtung emßig und fleißig ſind, die
Arbeit dem Muͤßiggang vorziehen, aufrichtig
und treu handeln, und alsdenn zugleich ein chriſt-
liches Leben ſuͤhren. Jch habe etlichemal mit
ſolchen, die aus dem Bauervolk und aus dem
Poͤbel waren, die aber, da ſie in der Welt
gelebt, an Gott geglaubt, und in ihren Werken
gerecht und rechtſchaffen gehandelt hatten, gere-
det; weil nun dieſe die Neigung hatten, das
Wahre zu wiſſen, ſo fragten ſie, weil ſie in der
Welt viel vom Glauben, im andern Leben aber
viel von der Liebe gehoͤrt hatten, was eigentlich
Liebe und Glaube ſey: dahero wurde ihnen geſagt,
die Liebe ſey alles dasjenige, was dem Leben, und
der Glaube alles das, was der Lehre eigen; mit-
hin beſtehe die Liebe darinnen, in allen Werken
gerecht und rechtſchaffen wollen und thun, der
Glaube aber ſey, gerecht und rechtſchaffen denken;
und daß ſich der Glaube und die Liebe, als wie die
Lehre und das Leben nach ſolcher, oder wie das
Denken und der Wille, mit einander verbinden;
und daß der Glaube, wenn der Menſch dasjenige,
was er gerecht und rechtſchaffen denket, auch will
und thut, zur Liebe werde, und daß ſie, wenn
dieſes geſchiehet, alsdenn nicht zwey, ſondern ein
Einziges ſeyn: dieſes verſtunden ſie gar wohl,
freueten ſich, und ſagten, ſie haͤtten in der Welt
nicht begriffen, daß glauben etwas anders
waͤre, als leben.

365.
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[95/0094] Vom Himmel. heit haben, und leben eben auch in unflaͤtigen Wolluͤſten. Ein anders aber iſt es mit denen Armen, die mit ihrem Schickſal zufrieden, in ihrer Verrichtung emßig und fleißig ſind, die Arbeit dem Muͤßiggang vorziehen, aufrichtig und treu handeln, und alsdenn zugleich ein chriſt- liches Leben ſuͤhren. Jch habe etlichemal mit ſolchen, die aus dem Bauervolk und aus dem Poͤbel waren, die aber, da ſie in der Welt gelebt, an Gott geglaubt, und in ihren Werken gerecht und rechtſchaffen gehandelt hatten, gere- det; weil nun dieſe die Neigung hatten, das Wahre zu wiſſen, ſo fragten ſie, weil ſie in der Welt viel vom Glauben, im andern Leben aber viel von der Liebe gehoͤrt hatten, was eigentlich Liebe und Glaube ſey: dahero wurde ihnen geſagt, die Liebe ſey alles dasjenige, was dem Leben, und der Glaube alles das, was der Lehre eigen; mit- hin beſtehe die Liebe darinnen, in allen Werken gerecht und rechtſchaffen wollen und thun, der Glaube aber ſey, gerecht und rechtſchaffen denken; und daß ſich der Glaube und die Liebe, als wie die Lehre und das Leben nach ſolcher, oder wie das Denken und der Wille, mit einander verbinden; und daß der Glaube, wenn der Menſch dasjenige, was er gerecht und rechtſchaffen denket, auch will und thut, zur Liebe werde, und daß ſie, wenn dieſes geſchiehet, alsdenn nicht zwey, ſondern ein Einziges ſeyn: dieſes verſtunden ſie gar wohl, freueten ſich, und ſagten, ſie haͤtten in der Welt nicht begriffen, daß glauben etwas anders waͤre, als leben. 365.

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/94>, abgerufen am 27.11.2024.