Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Verbindung
oder wenn es will und hernach handelt, daher
ist es eine Betrüglichkeit der Vernunft, das
Aufeinmalzugleichgeschehende (Simultaneum)
zu behaupten, und das Aufeinanderfolgende
(Successivum) auszuschliessen. Ausser diesen
drey Meynungen von der Verbindung der
Seele mit dem Körper findet keine vierte statt,
denn entweder muß die Seele in den Kör-
per, oder der Körper in die Seele, oder es
müssen beyde beständig zugleich würken.

2. Weil der geistliche Einfluß aus der
Ordnung und derselben Gesetzen kommt, wie
ich gesagt habe, so ist er daher von den Wei-
sen in der gelehrten Welt vor den zwey übri-
gen erkannt und angenommen worden: alles
das, was aus der Ordnung kommt, ist Wahr-
heit, und die Wahrheit veroffenbaret sich
selbst aus dem ihr eingepflanzten Licht, auch
im Schatten der Vernunft, in welchem die
Hypothesen oder willkührlich angenommene
Wahrscheinlichkeiten stehen. Allein es sind 3.
Stücke, die diese Hypothese überschatten, erst-
lich weis man nicht, was die Seele ist, (Ani-
ma
) zum andern, was das Geistliche ist, und
drittens, welcherley der Einfluß ist, derowe-
gen müssen diese drey Stücke erstlich entwi-
ckelt und erkläret werden, ehe die Vernunft
die Wahrheit an sich selbst einsiehet; denn die
willkührlich angenommene wahrscheinliche
Wahrheit (veritas hypothetica) ist an sich

selbst

Von der Verbindung
oder wenn es will und hernach handelt, daher
iſt es eine Betrüglichkeit der Vernunft, das
Aufeinmalzugleichgeſchehende (Simultaneum)
zu behaupten, und das Aufeinanderfolgende
(Succeſſivum) auszuſchlieſſen. Auſſer dieſen
drey Meynungen von der Verbindung der
Seele mit dem Körper findet keine vierte ſtatt,
denn entweder muß die Seele in den Kör-
per, oder der Körper in die Seele, oder es
müſſen beyde beſtändig zugleich würken.

2. Weil der geiſtliche Einfluß aus der
Ordnung und derſelben Geſetzen kommt, wie
ich geſagt habe, ſo iſt er daher von den Wei-
ſen in der gelehrten Welt vor den zwey übri-
gen erkannt und angenommen worden: alles
das, was aus der Ordnung kommt, iſt Wahr-
heit, und die Wahrheit veroffenbaret ſich
ſelbſt aus dem ihr eingepflanzten Licht, auch
im Schatten der Vernunft, in welchem die
Hypotheſen oder willkührlich angenommene
Wahrſcheinlichkeiten ſtehen. Allein es ſind 3.
Stücke, die dieſe Hypotheſe überſchatten, erſt-
lich weis man nicht, was die Seele iſt, (Ani-
ma
) zum andern, was das Geiſtliche iſt, und
drittens, welcherley der Einfluß iſt, derowe-
gen müſſen dieſe drey Stücke erſtlich entwi-
ckelt und erkläret werden, ehe die Vernunft
die Wahrheit an ſich ſelbſt einſiehet; denn die
willkührlich angenommene wahrſcheinliche
Wahrheit (veritas hypothetica) iſt an ſich

ſelbſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0010" n="6"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Verbindung</hi></fw><lb/>
oder wenn es will und hernach handelt, daher<lb/>
i&#x017F;t es eine Betrüglichkeit der Vernunft, das<lb/>
Aufeinmalzugleichge&#x017F;chehende (<hi rendition="#aq">Simultaneum</hi>)<lb/>
zu behaupten, und das Aufeinanderfolgende<lb/>
(<hi rendition="#aq">Succe&#x017F;&#x017F;ivum</hi>) auszu&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en. Au&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;en<lb/>
drey Meynungen von der Verbindung der<lb/>
Seele mit dem Körper findet keine vierte &#x017F;tatt,<lb/>
denn entweder muß die Seele in den Kör-<lb/>
per, oder der Körper in die Seele, oder es<lb/>&#x017F;&#x017F;en beyde be&#x017F;tändig zugleich würken.</p><lb/>
          <p>2. Weil der <hi rendition="#fr">gei&#x017F;tliche Einfluß</hi> aus der<lb/>
Ordnung und der&#x017F;elben Ge&#x017F;etzen kommt, wie<lb/>
ich ge&#x017F;agt habe, &#x017F;o i&#x017F;t er daher von den Wei-<lb/>
&#x017F;en in der gelehrten Welt vor den zwey übri-<lb/>
gen erkannt und angenommen worden: alles<lb/>
das, was aus der Ordnung kommt, i&#x017F;t Wahr-<lb/>
heit, und die Wahrheit veroffenbaret &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t aus dem ihr eingepflanzten Licht, auch<lb/>
im Schatten der Vernunft, in welchem die<lb/>
Hypothe&#x017F;en oder willkührlich angenommene<lb/>
Wahr&#x017F;cheinlichkeiten &#x017F;tehen. Allein es &#x017F;ind 3.<lb/>
Stücke, die die&#x017F;e Hypothe&#x017F;e über&#x017F;chatten, er&#x017F;t-<lb/>
lich weis man nicht, was die Seele i&#x017F;t, (<hi rendition="#aq">Ani-<lb/>
ma</hi>) zum andern, was das Gei&#x017F;tliche i&#x017F;t, und<lb/>
drittens, welcherley der Einfluß i&#x017F;t, derowe-<lb/>
gen mü&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;e drey Stücke er&#x017F;tlich entwi-<lb/>
ckelt und erkläret werden, ehe die Vernunft<lb/>
die Wahrheit an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t ein&#x017F;iehet; denn die<lb/>
willkührlich angenommene wahr&#x017F;cheinliche<lb/>
Wahrheit (<hi rendition="#aq">veritas hypothetica</hi>) i&#x017F;t an &#x017F;ich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;elb&#x017F;t</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0010] Von der Verbindung oder wenn es will und hernach handelt, daher iſt es eine Betrüglichkeit der Vernunft, das Aufeinmalzugleichgeſchehende (Simultaneum) zu behaupten, und das Aufeinanderfolgende (Succeſſivum) auszuſchlieſſen. Auſſer dieſen drey Meynungen von der Verbindung der Seele mit dem Körper findet keine vierte ſtatt, denn entweder muß die Seele in den Kör- per, oder der Körper in die Seele, oder es müſſen beyde beſtändig zugleich würken. 2. Weil der geiſtliche Einfluß aus der Ordnung und derſelben Geſetzen kommt, wie ich geſagt habe, ſo iſt er daher von den Wei- ſen in der gelehrten Welt vor den zwey übri- gen erkannt und angenommen worden: alles das, was aus der Ordnung kommt, iſt Wahr- heit, und die Wahrheit veroffenbaret ſich ſelbſt aus dem ihr eingepflanzten Licht, auch im Schatten der Vernunft, in welchem die Hypotheſen oder willkührlich angenommene Wahrſcheinlichkeiten ſtehen. Allein es ſind 3. Stücke, die dieſe Hypotheſe überſchatten, erſt- lich weis man nicht, was die Seele iſt, (Ani- ma) zum andern, was das Geiſtliche iſt, und drittens, welcherley der Einfluß iſt, derowe- gen müſſen dieſe drey Stücke erſtlich entwi- ckelt und erkläret werden, ehe die Vernunft die Wahrheit an ſich ſelbſt einſiehet; denn die willkührlich angenommene wahrſcheinliche Wahrheit (veritas hypothetica) iſt an ſich ſelbſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/10
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/10>, abgerufen am 21.11.2024.