Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Empfindung der Geister
Ein guter Geist wird erkannt nicht nur von
was für einer Güte er ist, sondern auch von
was Glauben er ist, und wann er redt, wird
er erkannt aus allen Worten. So auch
ein böser Geist wird erkannt, von welchem
Grad der Bosheit, und von welchem Un-
glauben er ist, und auch wann er redt, aus
allen Worten, und diß ist so offenbar, daß
es niemahl fehlt. Dergleichen etwas ist auch
bey uns Menschen, welche auch aus der an-
dern Geberden, Gesicht, Rede zuweilen wis-
sen können, was er denkt, ob et schon mit
der Rede es anderst bezeugt, welche Wissen-
schaft bey dem Menschen natürlich ist, und
hat ihren Ursprung von der Geister Natur,
und eben auch von des Menschen geistlichem
Wesen und seiner gemeinschaftlichen Mit-
theilung mit der Geister-Welt; Diese mit-
theilende Empfindungs-Kraft hat ihren Ur-
sprung daher, weil der HErr will, daß alles
Gute mittheilbar seyn solle, und daß alle
aus gegenseitiger Liebe berührt werden, und
solchergestalten selig seyn: Daher eine solche
fühlende Empfindung bey den Geistern durch-
gehends herrschet.

Die Seelen, welche in jenes Leben ge-
kommen, haben sich gewundert, daß es eine
solche Mittheilung der Gedanken gebe, und
daß sie plötzlich wüßten, nicht nur was für
ein Gemüth, sondern auch, was für einen

Glau-

Von der Empfindung der Geiſter
Ein guter Geiſt wird erkannt nicht nur von
was fuͤr einer Guͤte er iſt, ſondern auch von
was Glauben er iſt, und wann er redt, wird
er erkannt aus allen Worten. So auch
ein boͤſer Geiſt wird erkannt, von welchem
Grad der Bosheit, und von welchem Un-
glauben er iſt, und auch wann er redt, aus
allen Worten, und diß iſt ſo offenbar, daß
es niemahl fehlt. Dergleichen etwas iſt auch
bey uns Menſchen, welche auch aus der an-
dern Geberden, Geſicht, Rede zuweilen wiſ-
ſen koͤnnen, was er denkt, ob et ſchon mit
der Rede es anderſt bezeugt, welche Wiſſen-
ſchaft bey dem Menſchen natuͤrlich iſt, und
hat ihren Urſprung von der Geiſter Natur,
und eben auch von des Menſchen geiſtlichem
Weſen und ſeiner gemeinſchaftlichen Mit-
theilung mit der Geiſter-Welt; Dieſe mit-
theilende Empfindungs-Kraft hat ihren Ur-
ſprung daher, weil der HErr will, daß alles
Gute mittheilbar ſeyn ſolle, und daß alle
aus gegenſeitiger Liebe beruͤhrt werden, und
ſolchergeſtalten ſelig ſeyn: Daher eine ſolche
fuͤhlende Empfindung bey den Geiſtern durch-
gehends herrſchet.

Die Seelen, welche in jenes Leben ge-
kommen, haben ſich gewundert, daß es eine
ſolche Mittheilung der Gedanken gebe, und
daß ſie ploͤtzlich wuͤßten, nicht nur was fuͤr
ein Gemuͤth, ſondern auch, was fuͤr einen

Glau-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0102" n="102"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Empfindung der Gei&#x017F;ter</hi></fw><lb/>
Ein guter Gei&#x017F;t wird erkannt nicht nur von<lb/>
was fu&#x0364;r einer Gu&#x0364;te er i&#x017F;t, &#x017F;ondern auch von<lb/>
was Glauben er i&#x017F;t, und wann er redt, wird<lb/>
er erkannt aus allen Worten. So auch<lb/>
ein bo&#x0364;&#x017F;er Gei&#x017F;t wird erkannt, von welchem<lb/>
Grad der Bosheit, und von welchem Un-<lb/>
glauben er i&#x017F;t, und auch wann er redt, aus<lb/>
allen Worten, und diß i&#x017F;t &#x017F;o offenbar, daß<lb/>
es niemahl fehlt. Dergleichen etwas i&#x017F;t auch<lb/>
bey uns Men&#x017F;chen, welche auch aus der an-<lb/>
dern Geberden, Ge&#x017F;icht, Rede zuweilen wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en ko&#x0364;nnen, was er denkt, ob et &#x017F;chon mit<lb/>
der Rede es ander&#x017F;t bezeugt, welche Wi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chaft bey dem Men&#x017F;chen natu&#x0364;rlich i&#x017F;t, und<lb/>
hat ihren Ur&#x017F;prung von der Gei&#x017F;ter Natur,<lb/>
und eben auch von des Men&#x017F;chen gei&#x017F;tlichem<lb/>
We&#x017F;en und &#x017F;einer gemein&#x017F;chaftlichen Mit-<lb/>
theilung mit der Gei&#x017F;ter-Welt; Die&#x017F;e mit-<lb/>
theilende Empfindungs-Kraft hat ihren Ur-<lb/>
&#x017F;prung daher, weil der HErr will, daß alles<lb/>
Gute mittheilbar &#x017F;eyn &#x017F;olle, und daß alle<lb/>
aus gegen&#x017F;eitiger Liebe beru&#x0364;hrt werden, und<lb/>
&#x017F;olcherge&#x017F;talten &#x017F;elig &#x017F;eyn: Daher eine &#x017F;olche<lb/>
fu&#x0364;hlende Empfindung bey den Gei&#x017F;tern durch-<lb/>
gehends herr&#x017F;chet.</p><lb/>
          <p>Die Seelen, welche in jenes Leben ge-<lb/>
kommen, haben &#x017F;ich gewundert, daß es eine<lb/>
&#x017F;olche Mittheilung der Gedanken gebe, und<lb/>
daß &#x017F;ie plo&#x0364;tzlich wu&#x0364;ßten, nicht nur was fu&#x0364;r<lb/>
ein Gemu&#x0364;th, &#x017F;ondern auch, was fu&#x0364;r einen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Glau-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[102/0102] Von der Empfindung der Geiſter Ein guter Geiſt wird erkannt nicht nur von was fuͤr einer Guͤte er iſt, ſondern auch von was Glauben er iſt, und wann er redt, wird er erkannt aus allen Worten. So auch ein boͤſer Geiſt wird erkannt, von welchem Grad der Bosheit, und von welchem Un- glauben er iſt, und auch wann er redt, aus allen Worten, und diß iſt ſo offenbar, daß es niemahl fehlt. Dergleichen etwas iſt auch bey uns Menſchen, welche auch aus der an- dern Geberden, Geſicht, Rede zuweilen wiſ- ſen koͤnnen, was er denkt, ob et ſchon mit der Rede es anderſt bezeugt, welche Wiſſen- ſchaft bey dem Menſchen natuͤrlich iſt, und hat ihren Urſprung von der Geiſter Natur, und eben auch von des Menſchen geiſtlichem Weſen und ſeiner gemeinſchaftlichen Mit- theilung mit der Geiſter-Welt; Dieſe mit- theilende Empfindungs-Kraft hat ihren Ur- ſprung daher, weil der HErr will, daß alles Gute mittheilbar ſeyn ſolle, und daß alle aus gegenſeitiger Liebe beruͤhrt werden, und ſolchergeſtalten ſelig ſeyn: Daher eine ſolche fuͤhlende Empfindung bey den Geiſtern durch- gehends herrſchet. Die Seelen, welche in jenes Leben ge- kommen, haben ſich gewundert, daß es eine ſolche Mittheilung der Gedanken gebe, und daß ſie ploͤtzlich wuͤßten, nicht nur was fuͤr ein Gemuͤth, ſondern auch, was fuͤr einen Glau-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/102
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/102>, abgerufen am 21.11.2024.