Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Höllen der Feindseligen,
deres Ufer herum, erscheinen denen, welche
dort sind, ungeheure Schlangen, dergleichen
in Sümpfen sind, mit einem pestilenzischen
Hauch: Am linken Ufer etwas weiter weg,
sind die zu sehen, welche Menschenfleisch und
sich unter einander fressen, sie hangen mit ih-
ren Zähnen andern an den Schultern; noch
weiter weg zur linken erscheinen grosse Fische,
ungeheure Wallfische, welche einen Menschen
verschlingen und ausspeyen: Am weitesten
weg, oder an dem gegenseitigen Ufer, siehet
man sehr heßliche Gesichter, besonders alter
Weiber, die so ungestalt sind, daß man es nicht
beschreiben kann, sie laufen herum wie unsin-
nig: An dem rechten Ufer sind die, welche mit
grausamen Jnstrumenten einander umzubrin-
gen trachten, es sind mancherley Werkzeuge,
nach den Verwilderungen ihres Herzens: Jn
der Mitte des Sees ist es überall schwarz,
wie Wasser, das lang stille stehet. Jch sahe
etlichemal einige an diesem See ankommen
und verwunderte mich darüber, es belehrten
mich aber einige die daher kamen, und sagten,
daß es solche wären, die einen innerlichen
Groll gegen den Nächsten geheget haben, und
daß der Haß, so offt sich die Gelegenheit er-
eignete, ausgebrochen sey, so ihr größtes Ver-
gnügen gewesen; es hätte sie nichts mehrers
gefreuet, als den Nächsten vor Gericht zu for-
dern, und zu machen, daß man ihn strafte,
auch ihn umzubringen, wenn ihnen nicht die

Straf-

Von den Hoͤllen der Feindſeligen,
deres Ufer herum, erſcheinen denen, welche
dort ſind, ungeheure Schlangen, dergleichen
in Suͤmpfen ſind, mit einem peſtilenziſchen
Hauch: Am linken Ufer etwas weiter weg,
ſind die zu ſehen, welche Menſchenfleiſch und
ſich unter einander freſſen, ſie hangen mit ih-
ren Zaͤhnen andern an den Schultern; noch
weiter weg zur linken erſcheinen groſſe Fiſche,
ungeheure Wallfiſche, welche einen Menſchen
verſchlingen und ausſpeyen: Am weiteſten
weg, oder an dem gegenſeitigen Ufer, ſiehet
man ſehr heßliche Geſichter, beſonders alter
Weiber, die ſo ungeſtalt ſind, daß man es nicht
beſchreiben kann, ſie laufen herum wie unſin-
nig: An dem rechten Ufer ſind die, welche mit
grauſamen Jnſtrumenten einander umzubrin-
gen trachten, es ſind mancherley Werkzeuge,
nach den Verwilderungen ihres Herzens: Jn
der Mitte des Sees iſt es uͤberall ſchwarz,
wie Waſſer, das lang ſtille ſtehet. Jch ſahe
etlichemal einige an dieſem See ankommen
und verwunderte mich daruͤber, es belehrten
mich aber einige die daher kamen, und ſagten,
daß es ſolche waͤren, die einen innerlichen
Groll gegen den Naͤchſten geheget haben, und
daß der Haß, ſo offt ſich die Gelegenheit er-
eignete, ausgebrochen ſey, ſo ihr groͤßtes Ver-
gnuͤgen geweſen; es haͤtte ſie nichts mehrers
gefreuet, als den Naͤchſten vor Gericht zu for-
dern, und zu machen, daß man ihn ſtrafte,
auch ihn umzubringen, wenn ihnen nicht die

Straf-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0150" n="150"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Ho&#x0364;llen der Feind&#x017F;eligen,</hi></fw><lb/>
deres Ufer herum, er&#x017F;cheinen denen, welche<lb/>
dort &#x017F;ind, ungeheure Schlangen, dergleichen<lb/>
in Su&#x0364;mpfen &#x017F;ind, mit einem pe&#x017F;tilenzi&#x017F;chen<lb/>
Hauch: Am linken Ufer etwas weiter weg,<lb/>
&#x017F;ind die zu &#x017F;ehen, welche Men&#x017F;chenflei&#x017F;ch und<lb/>
&#x017F;ich unter einander fre&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ie hangen mit ih-<lb/>
ren Za&#x0364;hnen andern an den Schultern; noch<lb/>
weiter weg zur linken er&#x017F;cheinen gro&#x017F;&#x017F;e Fi&#x017F;che,<lb/>
ungeheure Wallfi&#x017F;che, welche einen Men&#x017F;chen<lb/>
ver&#x017F;chlingen und aus&#x017F;peyen: Am weite&#x017F;ten<lb/>
weg, oder an dem gegen&#x017F;eitigen Ufer, &#x017F;iehet<lb/>
man &#x017F;ehr heßliche Ge&#x017F;ichter, be&#x017F;onders alter<lb/>
Weiber, die &#x017F;o unge&#x017F;talt &#x017F;ind, daß man es nicht<lb/>
be&#x017F;chreiben kann, &#x017F;ie laufen herum wie un&#x017F;in-<lb/>
nig: An dem rechten Ufer &#x017F;ind die, welche mit<lb/>
grau&#x017F;amen Jn&#x017F;trumenten einander umzubrin-<lb/>
gen trachten, es &#x017F;ind mancherley Werkzeuge,<lb/>
nach den Verwilderungen ihres Herzens: Jn<lb/>
der Mitte des Sees i&#x017F;t es u&#x0364;berall &#x017F;chwarz,<lb/>
wie Wa&#x017F;&#x017F;er, das lang &#x017F;tille &#x017F;tehet. Jch &#x017F;ahe<lb/>
etlichemal einige an die&#x017F;em See ankommen<lb/>
und verwunderte mich daru&#x0364;ber, es belehrten<lb/>
mich aber einige die daher kamen, und &#x017F;agten,<lb/>
daß es &#x017F;olche wa&#x0364;ren, die einen innerlichen<lb/>
Groll gegen den Na&#x0364;ch&#x017F;ten geheget haben, und<lb/>
daß der Haß, &#x017F;o offt &#x017F;ich die Gelegenheit er-<lb/>
eignete, ausgebrochen &#x017F;ey, &#x017F;o ihr gro&#x0364;ßtes Ver-<lb/>
gnu&#x0364;gen gewe&#x017F;en; es ha&#x0364;tte &#x017F;ie nichts mehrers<lb/>
gefreuet, als den Na&#x0364;ch&#x017F;ten vor Gericht zu for-<lb/>
dern, und zu machen, daß man ihn &#x017F;trafte,<lb/>
auch ihn umzubringen, wenn ihnen nicht die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Straf-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0150] Von den Hoͤllen der Feindſeligen, deres Ufer herum, erſcheinen denen, welche dort ſind, ungeheure Schlangen, dergleichen in Suͤmpfen ſind, mit einem peſtilenziſchen Hauch: Am linken Ufer etwas weiter weg, ſind die zu ſehen, welche Menſchenfleiſch und ſich unter einander freſſen, ſie hangen mit ih- ren Zaͤhnen andern an den Schultern; noch weiter weg zur linken erſcheinen groſſe Fiſche, ungeheure Wallfiſche, welche einen Menſchen verſchlingen und ausſpeyen: Am weiteſten weg, oder an dem gegenſeitigen Ufer, ſiehet man ſehr heßliche Geſichter, beſonders alter Weiber, die ſo ungeſtalt ſind, daß man es nicht beſchreiben kann, ſie laufen herum wie unſin- nig: An dem rechten Ufer ſind die, welche mit grauſamen Jnſtrumenten einander umzubrin- gen trachten, es ſind mancherley Werkzeuge, nach den Verwilderungen ihres Herzens: Jn der Mitte des Sees iſt es uͤberall ſchwarz, wie Waſſer, das lang ſtille ſtehet. Jch ſahe etlichemal einige an dieſem See ankommen und verwunderte mich daruͤber, es belehrten mich aber einige die daher kamen, und ſagten, daß es ſolche waͤren, die einen innerlichen Groll gegen den Naͤchſten geheget haben, und daß der Haß, ſo offt ſich die Gelegenheit er- eignete, ausgebrochen ſey, ſo ihr groͤßtes Ver- gnuͤgen geweſen; es haͤtte ſie nichts mehrers gefreuet, als den Naͤchſten vor Gericht zu for- dern, und zu machen, daß man ihn ſtrafte, auch ihn umzubringen, wenn ihnen nicht die Straf-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/150
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/150>, abgerufen am 02.05.2024.