Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem Himmel
der Welt wären, so denken sie eben also:
Jch will nur einige Exempel anführen.

Einige, welche auf der Welt vor andern
für sehr erleuchtet in dem Wort gehalten wur-
den, haben sich eine so falsche Jdee von dem
Himmel gemacht, daß sie meynten, sie seyen
in dem Himmel, wann sie in der Höhe wä-
ren, und daß sie von da das, was unten ist,
regieren könnten, demnach lauft es auf eige-
ne Ehre und Vorzug vor andern hinaus:
Weil sie nun solche Phantasie hatten, so sind
sie, damit sie auch wüßten, daß sie irrig dar-
an wären, in die Höhe erhoben worden, und
es wurde ihnen gestattet, über etwas in der
Tieffe zu regieren; sie merkten aber zu ihrer
Schande, daß dieses ein Himmel in der Phan-
tasie wäre, und daß der Himmel nicht in der
Höhe bestünde, sondern wo nur irgend einer
in der Liebe und in dem Glauben stehet, oder
in dem Reich des HErrn ist, und der nicht
über andere hinaus seyn will: dann grösser
seyn wollen als andere, ist nicht ein Himmel,
sondern eine Hölle.

Es hat ein gewisser, der bey Leibes-Le-
ben vor andern gewaltig war, diß in dem an-
dern Leben beybehalten, daß er auch herrschen
wollte; ihm wurde gesagt, daß er in einem
andern Reich sey, welches ewig: und daß
sein Herrschen auf Erden abgestorben sey;
und daß man jetzo einen nicht anders schätze,
als nach dem Guten und nach der Wahrheit,

wie

Von dem Himmel
der Welt waͤren, ſo denken ſie eben alſo:
Jch will nur einige Exempel anfuͤhren.

Einige, welche auf der Welt vor andern
fuͤr ſehr erleuchtet in dem Wort gehalten wur-
den, haben ſich eine ſo falſche Jdee von dem
Himmel gemacht, daß ſie meynten, ſie ſeyen
in dem Himmel, wann ſie in der Hoͤhe waͤ-
ren, und daß ſie von da das, was unten iſt,
regieren koͤnnten, demnach lauft es auf eige-
ne Ehre und Vorzug vor andern hinaus:
Weil ſie nun ſolche Phantaſie hatten, ſo ſind
ſie, damit ſie auch wuͤßten, daß ſie irrig dar-
an waͤren, in die Hoͤhe erhoben worden, und
es wurde ihnen geſtattet, uͤber etwas in der
Tieffe zu regieren; ſie merkten aber zu ihrer
Schande, daß dieſes ein Himmel in der Phan-
taſie waͤre, und daß der Himmel nicht in der
Hoͤhe beſtuͤnde, ſondern wo nur irgend einer
in der Liebe und in dem Glauben ſtehet, oder
in dem Reich des HErrn iſt, und der nicht
uͤber andere hinaus ſeyn will: dann groͤſſer
ſeyn wollen als andere, iſt nicht ein Himmel,
ſondern eine Hoͤlle.

Es hat ein gewiſſer, der bey Leibes-Le-
ben vor andern gewaltig war, diß in dem an-
dern Leben beybehalten, daß er auch herrſchen
wollte; ihm wurde geſagt, daß er in einem
andern Reich ſey, welches ewig: und daß
ſein Herrſchen auf Erden abgeſtorben ſey;
und daß man jetzo einen nicht anders ſchaͤtze,
als nach dem Guten und nach der Wahrheit,

wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0192" n="192"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von dem Himmel</hi></fw><lb/>
der Welt wa&#x0364;ren, &#x017F;o denken &#x017F;ie eben al&#x017F;o:<lb/>
Jch will nur einige Exempel anfu&#x0364;hren.</p><lb/>
          <p>Einige, welche auf der Welt vor andern<lb/>
fu&#x0364;r &#x017F;ehr erleuchtet in dem Wort gehalten wur-<lb/>
den, haben &#x017F;ich eine &#x017F;o fal&#x017F;che Jdee von dem<lb/>
Himmel gemacht, daß &#x017F;ie meynten, &#x017F;ie &#x017F;eyen<lb/>
in dem Himmel, wann &#x017F;ie in der Ho&#x0364;he wa&#x0364;-<lb/>
ren, und daß &#x017F;ie von da das, was unten i&#x017F;t,<lb/>
regieren ko&#x0364;nnten, demnach lauft es auf eige-<lb/>
ne Ehre und Vorzug vor andern hinaus:<lb/>
Weil &#x017F;ie nun &#x017F;olche Phanta&#x017F;ie hatten, &#x017F;o &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ie, damit &#x017F;ie auch wu&#x0364;ßten, daß &#x017F;ie irrig dar-<lb/>
an wa&#x0364;ren, in die Ho&#x0364;he erhoben worden, und<lb/>
es wurde ihnen ge&#x017F;tattet, u&#x0364;ber etwas in der<lb/>
Tieffe zu regieren; &#x017F;ie merkten aber zu ihrer<lb/>
Schande, daß die&#x017F;es ein Himmel in der Phan-<lb/>
ta&#x017F;ie wa&#x0364;re, und daß der Himmel nicht in der<lb/>
Ho&#x0364;he be&#x017F;tu&#x0364;nde, &#x017F;ondern wo nur irgend einer<lb/>
in der Liebe und in dem Glauben &#x017F;tehet, oder<lb/>
in dem Reich des HErrn i&#x017F;t, und der nicht<lb/>
u&#x0364;ber andere hinaus &#x017F;eyn will: dann gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er<lb/>
&#x017F;eyn wollen als andere, i&#x017F;t nicht ein Himmel,<lb/>
&#x017F;ondern eine Ho&#x0364;lle.</p><lb/>
          <p>Es hat ein gewi&#x017F;&#x017F;er, der bey Leibes-Le-<lb/>
ben vor andern gewaltig war, diß in dem an-<lb/>
dern Leben beybehalten, daß er auch herr&#x017F;chen<lb/>
wollte; ihm wurde ge&#x017F;agt, daß er in einem<lb/>
andern Reich &#x017F;ey, welches ewig: und daß<lb/>
&#x017F;ein Herr&#x017F;chen auf Erden abge&#x017F;torben &#x017F;ey;<lb/>
und daß man jetzo einen nicht anders &#x017F;cha&#x0364;tze,<lb/>
als nach dem Guten und nach der Wahrheit,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wie</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[192/0192] Von dem Himmel der Welt waͤren, ſo denken ſie eben alſo: Jch will nur einige Exempel anfuͤhren. Einige, welche auf der Welt vor andern fuͤr ſehr erleuchtet in dem Wort gehalten wur- den, haben ſich eine ſo falſche Jdee von dem Himmel gemacht, daß ſie meynten, ſie ſeyen in dem Himmel, wann ſie in der Hoͤhe waͤ- ren, und daß ſie von da das, was unten iſt, regieren koͤnnten, demnach lauft es auf eige- ne Ehre und Vorzug vor andern hinaus: Weil ſie nun ſolche Phantaſie hatten, ſo ſind ſie, damit ſie auch wuͤßten, daß ſie irrig dar- an waͤren, in die Hoͤhe erhoben worden, und es wurde ihnen geſtattet, uͤber etwas in der Tieffe zu regieren; ſie merkten aber zu ihrer Schande, daß dieſes ein Himmel in der Phan- taſie waͤre, und daß der Himmel nicht in der Hoͤhe beſtuͤnde, ſondern wo nur irgend einer in der Liebe und in dem Glauben ſtehet, oder in dem Reich des HErrn iſt, und der nicht uͤber andere hinaus ſeyn will: dann groͤſſer ſeyn wollen als andere, iſt nicht ein Himmel, ſondern eine Hoͤlle. Es hat ein gewiſſer, der bey Leibes-Le- ben vor andern gewaltig war, diß in dem an- dern Leben beybehalten, daß er auch herrſchen wollte; ihm wurde geſagt, daß er in einem andern Reich ſey, welches ewig: und daß ſein Herrſchen auf Erden abgeſtorben ſey; und daß man jetzo einen nicht anders ſchaͤtze, als nach dem Guten und nach der Wahrheit, wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/192
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/192>, abgerufen am 24.11.2024.