Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776.und von der himmlischen Freude. nen, daß sie lieber haben sterben wollen, alsden Ehgatten beleidigen: ferner aus der Liebe der Eltern gegen die Kinder, daß die Mutter eher Hunger leidet, als ihr Kind hungerig zu sehen; so auch bey den Vögeln und Thieren; wie auch von einer aufrichtigen Freundschaft daß man sich für Freunde in Gefahr begiebt; auch aus der höflichen und verstellten Freund- schaft, welche eine aufrichtige nachäffen will, daß man denen das beste offerirt, denen man wohl will, und dergleichen mit dem Mund vor- geben, ob es ihnen gleich nicht ums Herz ist; endlich aus der Natur der Liebe, welche von der Art ist, daß es ihr eine Lust ist, andern zu die- nen, nicht um sein selbst, sondern um des an- dern willen. Allein dieses konnten sie nicht fassen, welche sich vor andern liebten, und die, welche bey Leibes-Leben gewinnsüchtig waren, am allerwenigsten die Geitzige. Der Englische Zustand ist also beschaffen, zu:
und von der himmliſchen Freude. nen, daß ſie lieber haben ſterben wollen, alsden Ehgatten beleidigen: ferner aus der Liebe der Eltern gegen die Kinder, daß die Mutter eher Hunger leidet, als ihr Kind hungerig zu ſehen; ſo auch bey den Voͤgeln und Thieren; wie auch von einer aufrichtigen Freundſchaft daß man ſich fuͤr Freunde in Gefahr begiebt; auch aus der hoͤflichen und verſtellten Freund- ſchaft, welche eine aufrichtige nachaͤffen will, daß man denen das beſte offerirt, denen man wohl will, und dergleichen mit dem Mund vor- geben, ob es ihnen gleich nicht ums Herz iſt; endlich aus der Natur der Liebe, welche von der Art iſt, daß es ihr eine Luſt iſt, andern zu die- nen, nicht um ſein ſelbſt, ſondern um des an- dern willen. Allein dieſes konnten ſie nicht faſſen, welche ſich vor andern liebten, und die, welche bey Leibes-Leben gewinnſuͤchtig waren, am allerwenigſten die Geitzige. Der Engliſche Zuſtand iſt alſo beſchaffen, zu:
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und von der himmliſchen Freude.
nen, daß ſie lieber haben ſterben wollen, als
den Ehgatten beleidigen: ferner aus der Liebe
der Eltern gegen die Kinder, daß die Mutter
eher Hunger leidet, als ihr Kind hungerig zu
ſehen; ſo auch bey den Voͤgeln und Thieren;
wie auch von einer aufrichtigen Freundſchaft
daß man ſich fuͤr Freunde in Gefahr begiebt;
auch aus der hoͤflichen und verſtellten Freund-
ſchaft, welche eine aufrichtige nachaͤffen will,
daß man denen das beſte offerirt, denen man
wohl will, und dergleichen mit dem Mund vor-
geben, ob es ihnen gleich nicht ums Herz iſt;
endlich aus der Natur der Liebe, welche von der
Art iſt, daß es ihr eine Luſt iſt, andern zu die-
nen, nicht um ſein ſelbſt, ſondern um des an-
dern willen. Allein dieſes konnten ſie nicht
faſſen, welche ſich vor andern liebten, und die,
welche bey Leibes-Leben gewinnſuͤchtig waren,
am allerwenigſten die Geitzige.
Der Engliſche Zuſtand iſt alſo beſchaffen,
daß ein jeder ſeine Seligkeit und Gluͤck dem
andern communicirt; dann in dem andern Le-
ben giebt es die feinſte Gemeinſchaft und Em-
pfindung von allen Eindruͤcken und Gedanken:
Deswegen theilet ein jeder ſeine Freude allen
mit, und alle einem jeden, ſo daß ein jeder
gleichſam der Mittelpunct von allen iſt; wel-
ches die himmliſche Form iſt: je mehrere es
nun ſind, welche das Reich des HErrn aus-
machen, deſto groͤſſer iſt die Gluͤckſeligkeit, dann
ſie nimmt in einer Verhaͤltniß von mehreren
zu:
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