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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776.

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Von dem Wort Heil. Schrift.
sen, also sind überhaupt auch Thiere im Him-
mel, und diß ist richtig gedacht und geschlossen,
also ist es kein Phantasma, kein Traum, keine
nur übergehende Vorstellung, sondern eine
bleibende Sache.

Man lerne doch richtig denken über die
Heil Schrift, sonst werden unsere unrichti-
ge Schlüsse erst dorten mit längeren Gegen-
Erkänntnissen abgethan werden. Man
kann zu allen Sachen, die Swedenborg vor-
bringt, etwas dergleichen in Heil. Schrift fin-
den, wohl nicht in extenso, sondern in intenso.

Der berühmte D. Ernesti beschuldigt Swe-
denborg
des Coccejanismi oder, daß die Heil.
Schrift vielerley Sinn haben könne. Aber,
o wie wenige haben aus Cocceji Lexico Ebra-
ico,
und aus dem ganzen Zusammenschluß
seiner tiefen Einsichten die Summe seiner Be-
griffe eingesehen. Gewiß nach Petri Grund-
satz wird alle Weissagung Heil. Schrift nicht
verstanden durch eigene Auslegung, sondern
wie die H. Männer GOttes geredt, und ge-
trieben worden vom Heil. Geist, so müssen
auch die Schlüsse aus Heil. Schrift einen
solchen Antrieb haben, und da gibt es frey-
lich in einem Spruch unzehlige abgetheilte
partial Sensus, die zusammen den ganzen Sinn
ausmachen, den der Heil. Geist schon von
Ewigkeit im Gesicht gehabt.

Man muß die Fehler, die manche da nicht
wider die Hauptsache machen, nicht in die

Rech-

Von dem Wort Heil. Schrift.
ſen, alſo ſind uͤberhaupt auch Thiere im Him-
mel, und diß iſt richtig gedacht und geſchloſſen,
alſo iſt es kein Phantasma, kein Traum, keine
nur uͤbergehende Vorſtellung, ſondern eine
bleibende Sache.

Man lerne doch richtig denken uͤber die
Heil Schrift, ſonſt werden unſere unrichti-
ge Schluͤſſe erſt dorten mit laͤngeren Gegen-
Erkaͤnntniſſen abgethan werden. Man
kann zu allen Sachen, die Swedenborg vor-
bringt, etwas dergleichen in Heil. Schrift fin-
den, wohl nicht in extenſo, ſondern in intenſo.

Der beruͤhmte D. Erneſti beſchuldigt Swe-
denborg
des Coccejanismi oder, daß die Heil.
Schrift vielerley Sinn haben koͤnne. Aber,
o wie wenige haben aus Cocceji Lexico Ebra-
ico,
und aus dem ganzen Zuſammenſchluß
ſeiner tiefen Einſichten die Summe ſeiner Be-
griffe eingeſehen. Gewiß nach Petri Grund-
ſatz wird alle Weiſſagung Heil. Schrift nicht
verſtanden durch eigene Auslegung, ſondern
wie die H. Maͤnner GOttes geredt, und ge-
trieben worden vom Heil. Geiſt, ſo muͤſſen
auch die Schluͤſſe aus Heil. Schrift einen
ſolchen Antrieb haben, und da gibt es frey-
lich in einem Spruch unzehlige abgetheilte
partial Senſus, die zuſammen den ganzen Sinn
ausmachen, den der Heil. Geiſt ſchon von
Ewigkeit im Geſicht gehabt.

Man muß die Fehler, die manche da nicht
wider die Hauptſache machen, nicht in die

Rech-
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[248/0248] Von dem Wort Heil. Schrift. ſen, alſo ſind uͤberhaupt auch Thiere im Him- mel, und diß iſt richtig gedacht und geſchloſſen, alſo iſt es kein Phantasma, kein Traum, keine nur uͤbergehende Vorſtellung, ſondern eine bleibende Sache. Man lerne doch richtig denken uͤber die Heil Schrift, ſonſt werden unſere unrichti- ge Schluͤſſe erſt dorten mit laͤngeren Gegen- Erkaͤnntniſſen abgethan werden. Man kann zu allen Sachen, die Swedenborg vor- bringt, etwas dergleichen in Heil. Schrift fin- den, wohl nicht in extenſo, ſondern in intenſo. Der beruͤhmte D. Erneſti beſchuldigt Swe- denborg des Coccejanismi oder, daß die Heil. Schrift vielerley Sinn haben koͤnne. Aber, o wie wenige haben aus Cocceji Lexico Ebra- ico, und aus dem ganzen Zuſammenſchluß ſeiner tiefen Einſichten die Summe ſeiner Be- griffe eingeſehen. Gewiß nach Petri Grund- ſatz wird alle Weiſſagung Heil. Schrift nicht verſtanden durch eigene Auslegung, ſondern wie die H. Maͤnner GOttes geredt, und ge- trieben worden vom Heil. Geiſt, ſo muͤſſen auch die Schluͤſſe aus Heil. Schrift einen ſolchen Antrieb haben, und da gibt es frey- lich in einem Spruch unzehlige abgetheilte partial Senſus, die zuſammen den ganzen Sinn ausmachen, den der Heil. Geiſt ſchon von Ewigkeit im Geſicht gehabt. Man muß die Fehler, die manche da nicht wider die Hauptſache machen, nicht in die Rech-

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/248>, abgerufen am 02.05.2024.